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Im Dienste Der Koenigin

Titel: Im Dienste Der Koenigin
Autoren: Karla Weigand
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kannst du wenigstens nicht von den Polstern rutschen und irgendwo aufschlagen«, meinte sie ganz ernsthaft. Darüber mussten beide Mädchen schrecklich lachen und die anderen Wageninsassen verzogen ebenfalls ihre grämlichen Gesichter zu einem Grinsen.
    Mit Marie und Céleste reisten - neben bewaffneten Knechten
zu Pferde und der Dienerschaft in einer eigenen Kalesche - auch Demoiselle Sophie, die ein wenig kokette Lieblingszofe Maries, sowie ein kleiner bescheidener Abbé und ein etwas hochnäsiger Hofmeister namens Monsieur Lambert.
    Nur letzterer hatte übrigens bei Célestes Worten keine Miene verzogen. Er gab vor, die Kleine zu übersehen.
    »Wenn er weiterhin so blasiert tut, werde ich ihn, sobald wir in Paris angelangt sind, wieder heimschicken«, nahm Marie sich vor, der nicht entging, dass ihr Hofmeister offenbar glaubte, etwas Besseres als ihre behinderte Halbschwester zu sein.
     
    Eine der Wirtschaften, die am Weg nach Paris lag, erwies sich als eine ganz üble Kaschemme. Der Wirt, seine Frau und sein halbwüchsiger Neffe waren - was aber selbstverständlich niemand wusste - Helfershelfer einer Räuberbande. Ihrem Anführer vermeldeten die Wirtsleute jedes Mal die Ankunft von wohlhabenden Reisenden, so dass der Bandit des Nachts mit seinen Spießgesellen auftauchen und die Ahnungslosen im Schlaf ausplündern konnte.
    Die Täter verschwanden danach immer in den Wäldern Lothringens und dem Wirt und seiner Familie hatte man bisher nie die Komplizenschaft mit der kriminellen Bande nachweisen können.
    Die de Rohan’sche Reisegesellschaft mit ihren bis an die Zähne bewaffneten Knechten ließ es dem Wirt und seinen skrupellosen Freunden diesmal jedoch geraten erscheinen, von einem spektakulären Überfall Abstand zu nehmen.
    Sein schlampig aussehendes Weib und der schielende Neffe probierten dennoch ihr Glück, indem sie Teile des herrschaftlichen Reisegepäcks »untersuchten«. Zum Glück wurden sie dabei von Abbé Florentin überrascht, der umgehend ein lautes Geschrei anstimmte.

    Monsieur Lambert wollte partout den Dorfgendarmen alarmieren; die Wirtsfrau aber heulte jämmerlich und behauptete steif und fest, sie und der Knabe hätten nichts stehlen wollen - »der liebe Herr Jesus sei unser Zeuge« -, bloß neugierig seien sie gewesen, was »so vornehme Leute« alles auf Reisen mit sich führten …
    Da man bei einer Leibesvisitation kein Diebesgut bei den beiden fand, ließ sich Monsieur Lambert von seiner jungen Herrin erweichen und verzichtete auf eine Anzeige.
    »Ich denke, du hast einen Fehler gemacht, Marie«, rügte Céleste altklug und Marie blickte die Kleine verdutzt an.
    »Bei den nächsten Gästen, die hier Quartier nehmen müssen, weil vielleicht eine Radachse kurz vor dem Wirtshaus gebrochen ist oder ein Gaul sich das Bein verletzt hat, werden sie raffinierter vorgehen. Der Wirt und die Seinen sind ausgemachte Spitzbuben und haben eigentlich eine strenge Strafe verdient.«
    »Mag durchaus sein«, meinte Marie leichthin. »Aber vergiss nicht, Céleste, ich befinde mich auf meiner Brautfahrt und will meine Ehe - auch wenn sie mir von Herzen zuwider ist - nicht gleich zu Anfang mit mehreren Todesurteilen belasten. Der Wirt und seine Frau wären bestimmt zum Tod durch Enthaupten verurteilt worden und den Neffen hätten sie vermutlich aufgehängt, weil er bereits über vierzehn Jahre alt ist. Und Schaden ist uns ja keiner entstanden.«
    Céleste wollte mit der Schwester nicht streiten; dazu war sie viel zu glücklich, nach Paris mitgenommen zu werden. Marie, als die Ältere, musste es schließlich besser wissen. So hielt das Kind der Einfachheit halber seinen Mund.
    Als sie die Reise am anderen Morgen fortsetzten, hatte sich der bisher günstige Wind gedreht und es goss noch dazu in Strömen. Hatten sie bisher die Kutschenfenster geschlossen
halten müssen, weil sonst der von den Pferden aufgewirbelte Staub ins Wageninnere eingedrungen wäre, so wagten sie jetzt nicht, frische Luft hereinzulassen - aus Angst, vom peitschenden Regen, der in einem dichten Schleier vom Himmel fiel, auf ihrem Sitz »überschwemmt« zu werden.
    »Genauso habe ich es mir vorgestellt«, bemerkte Marie düster. »Dieses Wetter passt haargenau zu meiner Stimmung.« Niemand erwiderte etwas darauf, selbst Céleste schwieg. Wenn sie ehrlich war, graute es ihr ebenfalls vor dem, was sie am Ende ihrer Reise erwartete.
     
    »Warum schmollt Ihr, mein Liebster?«
    Königin Anna hob unwillkürlich den Kopf bei dieser zärtlichen
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