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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint
Autoren: Pamela Callow
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Bürokleidung aus, warf die Sachen auf das Bett und zog Jogginghosen und eine Regenjacke mit Fleece-Futter an. Alaska winselte im Erdgeschoss.
    »Ich komme!« Sie rannte die Treppe hinunter und griff sich den letzten Apfel aus der Obstschale. Der Hund sprang um sie herum, als sie ihm die Leine anlegte.
    »Wir gehen nur einmal um den Block«, kündigte sie auf dem Weg nach draußen an. »Wir brauchen beide etwas zu essen.« Alaska klopfte mit dem Schwanz einen Morsecode, der Zustimmung bedeutete.
    Nieselregen benetzte ihr Haar. Sie zwang sich, nicht die Kapuze aufzusetzen.
Du wolltest hier wohnen. Und außerdem brauchst du dich nicht zu verstecken. Jetzt ist alles anders.
    Trotz der aufmunternden Worte hätte sie sich am liebsten verkrochen. Sich unter der Kapuze verborgen, sodass man sie nicht erkannte. Aber das war vorbei. Sie hatte ihr Leben umgekrempelt, sich die Zukunft erarbeitet, die sie sich immer erträumt hatte. Und heute hatte sie die Chance bekommen, die sie schon sehr, sehr lange herbeisehnte. Die Chance, eine Stufe der Leiter zu erklimmen, die bis jetzt außer Reichweite schien.
    Sie würde sich nicht wieder nach unten ziehen lassen.
    War sie deshalb hierher zurückgekehrt? Es war Anfang Januar geschehen, aus einem verrückten Impuls heraus. Ob aus Freude über den neuen Job oder weil sie ihrem Leben eine neue Wendung geben wollte, auf jeden Fall hatte sie ein Haus in der Straße gekauft, in der sie aufgewachsen war. Was genau sie dazu getrieben hatte, wollte sie gar nicht wissen; ein Psychotherapeut hätte vermutlich seine Freude daran gehabt. Mit Sicherheit war es auch ein Akt der Auflehnung und der Selbstbehauptung gewesen. Sie hatte Ethan beweisen wollen, dass sie sich ihrer Herkunft nicht schämte.
    Erst als sie kühn ein Angebot für das Haus abgegeben hatte, fiel ihr ein, dass in dieser Straße auch nach zwanzig Jahren noch Menschen wohnen mochten, die sie wiedererkennen würden.
    Alaska blieb stehen, um am Hydranten zu schnüffeln. Kate atmete die feuchte Frühlingsluft ein und betrachtete die Häuser entlang der Straße. In der Dunkelheit sah man nicht, dass bei manchen die Veranda durchhing, die Fenster alt waren und die Farbe abblätterte – sichere Zeichen, dass sich in diesen Häusern Studentenwohnungen befanden.
    In ihrer Kindheit hatten hier Familien gelebt. Es hatte Kinder in ihrem Alter gegeben, auf den Bürgersteigen hatten Fahrräder und Springseile gelegen. Nun wohnten hier nur noch alteingesessene ältere Leute und die nomadenhaften Studenten. An Kates Kindheit erinnerte nichts mehr, was sie erleichterte, aber auch traurig stimmte.
    Ihr Magen knurrte. Das Koffein vom letzten Kaffee war abgebaut, und sie fühlte sich hungrig und müde. »Komm, Junge, beeilen wir uns. Ich bin am Verhungern.«
    Der Umschlag auf dem Autositz schien leer zu sein, trotzdem musste Ethan Drake ihn immer wieder ansehen.
    Er bog links ein und fuhr dann langsamer. Es überraschte ihn, in was für einer Gegend Kate nun wohnte.
    Er runzelte die Stirn. Warum war sie hierher gezogen, nachdem sie sich vorher ganz anders verhalten hatte? Dass er die Antwort nicht wusste, wurmte ihn. Noch ein Beweis dafür, dass er sie im Grunde nicht kannte und nie gekannt hatte.
    Kates Haus lag kurz hinter der Straßenecke und war leicht zu finden. Ihr Wagen stand in der Einfahrt. Gut. Sie war also zu Hause. Es verschaffte ihm eine gewisse Befriedigung, dass sie an einem Freitagabend nicht ausgegangen war.
    Er parkte seinen Jeep auf der Straße, nahm den Umschlag und steckte ihn in die Tasche.
Geh langsam, lass dir Zeit.
    Leichter gesagt als getan. Nun, wo er hier war, trieb ihn das Verlangen vorwärts. Das Verlangen, Kate zu sehen. Sie sagen zu hören, dass sie sich geirrt hatte. Sein Leid in ihren Augen widergespiegelt zu sehen. Zu merken, dass sie genauso wenig verstand wie er, warum es so hatte enden müssen.
    Er hatte ein Recht auf eine Erklärung.
    Was, wenn sie dir keine Erklärung gibt?
    Ethan schob die leisen Zweifel beiseite und lief die Treppe zur Veranda hinauf. Sie lag im Dunkeln. Die Lampe war durchgebrannt. Der Polizist in Ethan nahm das mit Besorgnis zur Kenntnis. Es musste unbedingt repariert werden.
    Das wäre doch der perfekte Einstieg: »Ich kam zufällig vorbei und hab gesehen, dass deine Lampe kaputt ist …«
    Er schüttelte den Kopf.
    Du bist ein Idiot.
    Das würde sie ihm nicht abnehmen. Sein Puls begann zu rasen. Was sie wohl tat, wenn sie ihn vor der Tür stehen sah? Ihn hereinbitten?
    Oder ihm die Tür
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