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Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint
Autoren: Pamela Callow
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den Schreibtisch herum und gab ihr die Akte. »Hier. Schauen Sie sich die Unterlagen an und sagen Sie mir, was Sie von der Klageschrift halten.«
    Kate nickte und legte die Klageschrift mit in die Mappe. John setzte sich wieder an den Schreibtisch und schlug eine andere Akte auf.
    Kate ging zur Tür. »Bis wann brauchen Sie meine Stellungnahme?«
    Er lächelte. »
TransTissue
ist einer unserer wichtigsten Mandanten. Sie haben bis Montag Zeit.«

4
    Verdammt, verdammt und zugenäht.
    Kate lief durch das halbdunkle Parkhaus zu ihrem Auto. Es war 20:35 Uhr. Alaska war inzwischen bestimmt am Verhungern und völlig außer sich. Sie warf die Aktentasche auf den Rücksitz ihres vier Jahre alten Toyota, ließ sich auf den Fahrersitz sinken und startete den Motor. Mit festem Griff packte sie das Lenkrad und fuhr langsam durch das fast leere Parkhaus auf die Straße hinaus.
    Es war dunkel, aber es war auch Freitagabend, und für die Einwohner von Halifax hatte der Frühling begonnen, selbst wenn das Wetter nicht recht mitspielte. Außerdem feierten in sämtlichen Pubs Studenten das Ende der Prüfungsphase, und Kate hatte ständig Angst, einen der Betrunkenen anzufahren. Also fuhr sie im Schneckentempo durch die Innenstadt, die Nerven zum Zerreißen gespannt. Vor den hell erleuchteten, lockenden Ladenfronten in der Spring Garden Road drängte sich das hippe Volk von Halifax und überquerte achtlos die dunkle Straße.
    Verärgert biss Kate die Zähne zusammen. Waren die alle lebensmüde? Erst als sie die Kreuzung mit der South Park Street hinter sich hatte, entspannte sie sich allmählich. Sie war fast zu Hause. Ihr Viertel lag am Südrand der Stadt und grenzte an die Hollis University, eine hübsche Gegend mit viel Grün und alten Häusern.
    Der Nieselregen lief in dünnen Rinnsalen über die Windschutzscheibe. Bald würde es richtig regnen. Kate hoffte nur, dass es nicht losging, bevor sie mit Alaska draußen gewesen war. Eine dicke Schicht weißer Huskyhaare überall im Haus herumliegen zu haben, war schlimm genug, da mussten die Haare nicht auch noch feucht sein und nach Hund riechen.
    Fünf Minuten später bog sie in ihre Straße ein und fuhr den Wagen in ihre Einfahrt. Ihr Haus war völlig dunkel. Sie hatte vergessen, die durchgebrannte Birne auf der Veranda auszuwechseln. Wieder einmal. Das Licht einer Straßenlaterne fiel auf die kahlen Äste eines großen Ahornbaums, die bedrohlich vor den dunklen Fenstern im Obergeschoss hin- und herwogten.
    Kate spürte eine vertraute Unruhe.
Hör auf. Im Sommer sieht alles anders aus. Dann ist es um neun Uhr abends noch hell, und die Bäume sind grün.
    Doch das Haus, das Symbol ihres Erfolgs, wirkte dadurch keine Spur gemütlicher. Warum konnte sie ihren neuen Besitz nicht einfach genießen? Gereizt öffnete sie die Autotür. Das Haus ragte hoch über ihr auf. Hinter dem Panoramafenster bewegte sich etwas.
    Kate nahm ihre Aktentasche und lief zum Eingang. Als sie die schwere Eichentür aufschloss, hörte sie schon aufgeregtes Scharren auf dem Holzfußboden.
    »Hallo, alter Junge!«
    Der weiße Husky sprang ihr entgegen und winselte aufgeregt. Er allein sorgte dafür, dass sich das Haus wie ein Zuhause anfühlte. Das hatte sie erst begriffen, als er zu ihr gekommen war.
    Sie kniete sich hin und vergrub ihr Gesicht in Alaskas weichem Fell. Der Hund leckte ihr die Hand und tänzelte dann im Kreis herum durch den Flur. Heute Abend hatte er anscheinend keine Papierspur gelegt. Es amüsierte Kate jedes Mal, dass sie als Anwältin einen Hund besaß, der so von Papier besessen war. Meist bestand die Spur aus Toilettenpapier, manchmal aber auch aus Zeitschriften zum schöneren Wohnen. Kate folgte dem Husky in die Küche. Und zuckte zusammen, als sie die Pfütze auf dem Linoleumfußboden entdeckte.
    Sie wischte das Malheur auf, doch ihre Schuldgefühle ließen sich nicht so leicht entfernen. Jetzt, wo ihr der Fall
TransTissue
übertragen worden war, würden noch viele Abende so verlaufen. Sie musste sich etwas einfallen lassen. Ihr Hund blickte glücklich zu ihr auf. Kates Schuldgefühle wurden noch stärker. Sie kraulte Alaska hinter den Ohren. »Komm, wir machen einen Spaziergang.«
    Alaska wedelte begeistert mit dem Schwanz, und Kates Stimmung besserte sich. Es hatte keine Woche gedauert, da waren seine einfachen Freuden ihre Freuden geworden. »Warte noch einen Moment, Junge«, rief sie und lief mit großen Schritten die alte, abgetretene Treppe aus Walnussholz hinauf. Sie zog ihre
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