Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Blut vereint

Im Blut vereint

Titel: Im Blut vereint
Autoren: Pamela Callow
Vom Netzwerk:
wie Randall um die Vorherrschaft kämpfen zu müssen. John beugte sich vor und sah Kate eindringlich an. »Ich möchte, dass Sie mich bei einem Fall unterstützen, Kate. Sie wissen wahrscheinlich, dass
TransTissue Inc
. zu meinen Mandanten gehört.«
    Kates Herz schlug schneller. Hier war sie, die Gelegenheit, sich zu beweisen. Sie schlug ihr Notizbuch auf. »
TransTissue
stellt Produkte für chirurgische Eingriffe her, nicht wahr?« John sollte merken, dass sie sich vor ihrem Eintritt in die Kanzlei über die Mandanten von LMB informiert hatte. Kates Förderer mochte ein König sein, dessen Macht dahinschwand, aber im Augenblick war er der einzige Partner, der zu ihr hielt. Sie würde ihn nach Kräften unterstützen. Und darauf hoffen, dass ihnen der Krieger nicht in die Quere kam.
    John lächelte anerkennend. »Richtig. Ihr Firmensitz ist in Toronto, aber vor eineinhalb Jahren haben sie eine Produktionsanlage – wenn man es so nennen will – in Halifax eröffnet.«
    Kate nickte. »Es stand auf der Titelseite der Zeitung.«
    »Mit der Fabrik wurden zweihundert neue Hightech-Arbeitsplätze geschaffen, mit der Aussicht auf mehr, wenn sie die Produktion erweitern.« John sprach wie ein stolzer Vater. Er griff nach dem Dokument mit dem blassblauen Dreieck. »Das hier ist eine Klageschrift gegen
TransTissue
, die heute früh eingereicht wurde. Der Kläger ist ein junger Mann namens Brad Gallivant, dreiundzwanzig Jahre alt. Er behauptet, er habe sich durch eines ihrer Produkte mit Hepatitis C infiziert.«
    John reichte ihr das Dokument, und Kate überflog es gespannt. Dem Kläger zufolge hatte die beklagte Firma aufgrund von Fahrlässigkeit ein Produkt hergestellt, das bei ihm schwere gesundheitliche Schäden verursacht hatte. »Was ist Mr Gallivant denn passiert?«
    John trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Man hat ihn arthroskopisch am Knie operiert. Der Chirurg hat ein Loch im Knorpel mit einem Gewebefüller verschlossen. Einige Monate später wurde bei dem Patienten Hepatitis C festgestellt.«
    »Dann beschuldigt der Kläger also
TransTissue
, ein infiziertes Produkt geliefert zu haben?«
    »Ja.« John schlug die Akte zu. »Selbstverständlich beharrt unser Mandant darauf, dass seine Produkte den Standards entsprechen.«
    »Es kann doch gar nicht an dem Füllstoff liegen, oder? Sind das nicht völlig inaktive Substanzen?«
    Sie tippte sich mit dem Stift an die Lippen. In ihren Gedanken nahm die Verteidigungsstrategie bereits Formen an. Mein Gott, wie hatte sie das vermisst: eine Argumentationskette zu entwerfen, bei der es nicht nur um Unterhaltszahlungen ging. »Ist es nicht viel wahrscheinlicher, dass sich der Kläger bei einer Bluttransfusion oder aufgrund seines Lebensstils infiziert hat?«
    »Diese Position vertritt auch unser Mandant. Die Sache ist allerdings ein wenig komplizierter, Kate.« In Johns Blick lag eine Spur von Belustigung. »Die Produkte bestehen nämlich nicht aus inaktiven Substanzen.«
    Kates Gedanken überschlugen sich. Die Antwort darauf sollte sie eigentlich wissen. »Ach ja, stimmt – sie stellen sie aus lebenden Zellen her.«
    Sie überlegte, was das für die Verteidigung bedeutete: Sie würden den Verdacht abwehren müssen, dass die Arbeitsabläufe im Labor nicht den Standards entsprachen, dass ein Laborant die Infektion übertragen hatte … »Nein, nicht aus lebenden Zellen. Für die Gewebefüller verwenden sie …« Ein leichtes Lächeln umspielte Johns Lippen. »… Leichen.«
    »Leichen?« Kate starrte ihn an. »Man verwendet totes Gewebe für chirurgische Eingriffe?«
    John genoss es offensichtlich, dass es ihm gelungen war, sie zu schockieren. Er nickte. »Ja. Das Gewebe wird bei
TransTissue
verarbeitet und dann bei zahnmedizinischen, neurochirurgischen und vielen orthopädischen Eingriffen eingesetzt. Sie wissen schon, künstliche Hüften, vorderer Kreuzbandriss und so weiter.«
    »Igitt.« Kate verzog das Gesicht. Sie würde künftig deutlich besser auf ihre Gelenke achten. Zeit für neue Laufschuhe. »Woher kommt es?« Auf Johns leicht spöttischen Blick hin fügte sie rasch hinzu: »Ich meine, woher bezieht
TransTissue
das Leichengewebe?«
    »Es gibt Zulieferfirmen, die Toten dieses Gewebe entnehmen. So ähnlich wie bei Organspenden. Das entnommene Gewebe wird an
TransTissue
geliefert, und dort stellt man Produkte für chirurgische Eingriffe daraus her.« Nachdenklich fuhr er fort: »Ein einziger Toter kann sehr vielen Menschen helfen.« Er stand auf, ging um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher