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Im Bann des stolzen Wuestenprinzen

Im Bann des stolzen Wuestenprinzen

Titel: Im Bann des stolzen Wuestenprinzen
Autoren: Annie West
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Gönner. Und dann den nächsten und immer so weiter. Einer von ihnen war sogar der Meinung, im Preis für die Mutter wäre auch die Tochter eingeschlossen.“
    Amir ließ einen entsetzten Laut hören, und Cassie lächelte schmal. „Keine Angst, er kam nicht weit. Doch ich habe mit ansehen müssen, wie meine Mutter sich prostituierte, und schwor mir, nie so zu werden wie sie. Bis ich dich traf, habe ich bewusst Abstand zu Männern gehalten.“ Sie schüttelte den Kopf. „Doch jetzt … sieh mich nur an!“
    Ihr Stolz, ihre Würde, ihr Schmerz lösten eine derartige Welle von Gefühlen in Amir aus, dass er es nicht länger aushielt. Er zog sie an sich, seine Umarmung behutsam und doch fest, so als hielte er das Kostbarste der Welt in seinen Händen. Cassies Zerbrechlichkeit ängstigte ihn. Sie stand steif und reglos in seiner Umarmung, nur ihre Tränen fielen auf sein Hemd.
    Sein schlechtes Gewissen schnitt tief in seine Seele. Wie konnte er sich für einen anständigen Mann halten, wenn es sein Egoismus war, der sie so verletzt hatte? Ihr leises Schluchzen drang wie scharfe Stiche in sein Herz, ihr Zittern zerriss sein Innerstes. Und dann plötzlich wurde sie ruhig.
    „Amir?“
    „Ja?“ Gerade noch rechtzeitig hielt er das Kosewort, das er hatte anfügen wollen, zurück.
    „Ich fahre jetzt ab. Und ich will dich nie wiedersehen.“

10. KAPITEL
    Drei Wochen später schaute Cassie aus dem Fenster des Klassenzimmers der kleinen Schule im Hinterland. Am Horizont ragten die Berge in den Himmel und erinnerten sie an jene Woche in Bhutran. Und an den Mann, dem sie dort begegnet war und der ihr das Herz gestohlen hatte.
    Wie konnte sie ihn noch immer lieben, nach allem, was er ihr angetan hatte?
    Allerdings kam Amir nicht allein die Schuld zu. Cassie selbst hatte sich von der Welle des Verlangens mitreißen lassen, körperlich und emotional. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich glücklich gewesen.
    Ob es ihrer Mutter damals genauso ergangen war? Hatte die Liebe sie dazu gebracht, alles zu vergessen und dem Mann zu folgen, der Cassies Vater war? Bis jetzt hatte Cassie die Vorstellung immer als undenkbar abgetan, doch inzwischen wusste sie, welche Macht Liebe besaß. Wie zerstörerisch sie sein konnte.
    Wie konnte sie sich noch immer nach Amir sehnen? Nach seiner Berührung, nach seiner tiefen Stimme, nach dem Funkeln in seinen Augen, wenn er sie beim Schachspiel schlug? Ihr fehlte es sogar, ihn über seine Pläne für die Neuerungen in seinem Land reden zu hören!
    Es ängstigte sie, dass Trauer als stärkstes Gefühl in ihr vorherrschte, trotz allem, was geschehen war. Trauer, weil sie Amir verloren hatte.
    Hinter sich hörte sie die Stimmen ihrer Schülerinnen. Die Frauen übten sich in Konversation mit dem Vokabular, das Cassie ihnen beigebracht hatte.
    Diese Tagträumereien mussten aufhören, und vor allem musste Cassie sich aus ihrer Opferrolle befreien!
    Die Kurse halfen ihr, nicht verrückt zu werden, sie gaben ihr ein Ziel und brachten ihr sogar Erfüllung. Selbst sie mit ihrer begrenzten Qualifikation als Lehrerin konnte das Leben dieser Frauen ein wenig verbessern. Ab und zu nutzte sie ihr schauspielerisches Talent, um einen Begriff zu erklären. Fröhliches Gelächter war ein gutes Mittel, um Sprachbarrieren abzubauen.
    Die Schauspielerei fehlte ihr nicht wirklich. Cassie hatte sogar schon überlegt, ob sie nicht noch länger als Englischlehrerin unterrichten sollte. Allerdings nicht hier in Tarakhar. In der Nähe von Amir und seiner so sorgfältig ausgesuchten perfekten Ehefrau würde die Wunde wahrscheinlich nie heilen.
    Cassie wanderte durch die Reihen, half, wo Hilfe benötigt wurde, und lobte, wo Lob angebracht war. Wie weit sie doch schon gekommen waren! Noch vor zwei Wochen waren alle zu schüchtern gewesen, um überhaupt ein Wort in der fremden Sprache auszusprechen.
    Sie sollte sich ein Beispiel an diesen Frauen nehmen, die alle etwas mit ihrer Zukunft anfangen wollten, und aufhören, sich an die Vergangenheit zu klammern.
    Die Tür ging auf, und die Direktorin kam herein.
    „Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Miss Denison“, die Augen der Frau leuchteten vor Begeisterung, „aber wir haben unerwartet hohen Besuch bekommen. Es ist eine solche Ehre!“ Damit wandte sie sich auch schon an die Klasse in ihrer eigenen Sprache. Das aufgeregte Gemurmel erstarb, alle setzten sich gerader auf.
    Als Cassie sich zur Tür drehte, gefror ihr das freundliche Begrüßungslächeln auf den Lippen.
    Seit
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