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Im Bann des roten Mondes

Im Bann des roten Mondes

Titel: Im Bann des roten Mondes
Autoren: Susan Hastings
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was sich ihren starren Augen mit den geweiteten Pupillen bot. Das helle Licht bohrte sich durch ihre Augen in die Gehirne – und dann bohrten sich Schwerter und Speere in ihre Körper.
    Vom Norden her drangen die Krieger ungehindert über die Mauer in die Garnison ein, metzelten die Soldaten auf dem Hof nieder und öffneten dann weit das Tor. Berittene Krieger drängten herein und übernahmen jene, die die anderen noch leben gelassen hatten. Es war ein Durcheinander, ein Schreien und Sterben, gelber Staub stand in der Luft und verschleierte die Sonne. Verzweifelt setzten sich die Soldaten zur Wehr. Wer keine Munition mehr besaß, stach mit den Bajonetten zu. Schwerter blinkten, der sandige Boden färbte sich rot. Ein Querschläger traf Colonel Febréze am Kopf. Lautlos sackte er zusammen.
    Eine Hand voll Soldaten stand mitten auf dem Garnisonshof. Ein jämmerlicher Haufen mit verängstigten Gesichtern. Sie hielten die Gewehre im Anschlag und zielten auf die Tuareg. Die Bajonette waren rot von Blut. Auf dem Hof verstreut lagen die Leichen von Soldaten wie auch von Tuareg-Kämpfern.
    Arkani hob die Hand. Augenblicklich ruhten die Kampfhandlungen. Dann sprang er von seinem Mehari herab. Er hielt noch das Gewehr in der Hand, doch er hatte es noch nie benutzt. Er würde es auch jetzt nicht benutzen. Aus dem Schlitz seines Schleiers heraus musterte er die Überlebenden. Einige von ihnen zeigten deutliche Spuren der Vergiftung, andere waren verletzt.
    Arkani erkannte Pellegrue sofort wieder. Die kleinen, eng zusammenstehenden Augen, der wenig intelligente Blick, der verschlagen zusammengepresste Mund. Arkani konnte sehen, dass er Respekt vor dem Gewehr hatte, das er in der Hand hielt. Insgeheim amüsierte sich Arkani über die Macht, die diese Waffe ausübte.
    Langsam ging Arkani auf ihn zu. Vor ihm blieb er stehen. »Ich habe dich gesucht«, sagte er in sauberem, akzentuiertem Französisch.
    Pellegrue zwinkerte nervös mit seinen kleinen Augen. »Woher weißt du, wer ich bin?«
    »Ich weiß es eben. Leutnant Pellegrue, ein Niemand.«
    »Wer bist du?«, fragte Pellegrue mit versagender Stimme. »Wie ist dein Name?«
    »Mein Name sagt dir nichts. Er ist nur für meine Freunde da.«
    »Und wer sind deine Freunde?«
    »Die du getötet hast.«
    »Du sprichst französisch. Du bist einer von denen?«
    »Warum sollte ich es nicht sein?«, erwiderte Arkani.
    »Wenn du französisch sprichst, dann hast du irgendwann einmal den Schleier abgelegt.«
    »Du irrst«, antwortete Arkani.
    »Du willst Rache?«, fragte Pellegrue.
    »Nicht mehr. Wir haben erreicht, was wir wollten. Die Garnison existiert nicht mehr.«
    »Nehmt ihr uns gefangen?« Für Pellegrue schien dies noch schlimmer zu sein als der Tod.
    »Nein«, sagte Arkani.
    Pellegrue wagte einen kurzen Seitenblick. Colonel Febréze war tot. Auch die meisten der Offiziere. Die Soldaten sowieso, oder sie lagen in Todeszuckungen, bestialisch stinkend von ihren eigenen Ausscheidungen. Keine Hand voll Soldaten war übrig geblieben.
    »Ich will dich «, sagte Arkani.
    Pellegrue starrte ihn an. Ein atemloses Schweigen legte sich über die Szenerie. Nur der Staub des Kampfgetümmels stand noch in der Luft. Schweißströme rannen von Pellegrues Schläfen herab. Er warf Arkani einen hasserfüllten Blick zu.
    »Kämpfen wir wie Männer«, schlug Arkani vor. Seine Augen fixierten Pellegrue, während er seinen Arm mit dem Gewehr zur Seite streckte. Aber er ließ es nicht los. Pellegrue vollführte ebenfalls eine Bewegung, ohne Arkani aus dem Blick zu lassen.
    »Warum sollte ich? Jeder ist sich selbst der Nächste«, erwiderte er gepresst.
    »Ich gebe dir die Chance, obwohl du sie nicht verdient hast. Du bist nichts weiter als ein dreckiger Mörder.«
    »Und du bist nichts weiter als ein dreckiger Targui. Selbst wenn du mich umbringst, ihr habt alle keine Chance. Die moderne Technik macht es möglich. Der Kommandant hat ein Kabel geschickt. Soldaten werden kommen, tausende von Soldaten. Ihr habt wirklich nicht den Hauch einer Chance.« Er schaffte sogar ein schiefes Grinsen.
    Da ließ Arkanis Hand das Gewehr los. Mit einem leisen, dumpfen Geräusch schlug der Kolben auf dem Boden auf, dann fiel es in den Sand.
    Pellegrue sah es aus den Augenwinkeln. Sein starrer Blick blieb auf Arkani geheftet. Im selben Moment riss er sein Gewehr hoch und legte an. Er brauchte nicht zu zielen. Arkani stand so nahe bei ihm, dass er ihn auf jeden Fall treffen musste.
    Doch noch schneller war Arkanis Hand, die das
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