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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes
Autoren: Kristen Callihan
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durch ihren Körper. »Ich finde, Sie strahlen auch ziemlich hell.«
    Nein, sie würde jetzt nicht rot werden. Daisy wurde nie rot. Zumindest nicht, weil ein Mann ihr seine Aufmerksamkeit schenkte. Trotzdem fühlten sich ihre Wangen verdächtig warm an, als sie sich von ihm abwandte und durch den Raum zu gehen begann. »Unsinn.«
    Er spazierte ihr hinterher. »Oh, aber manchmal ist Unsinn reden das beste Heilmittel.« Bei der Sanftheit, mit der er sprach, setzte ihr Herz einen Schlag aus. Er wusste, was sie vorhatte. Er wusste, dass sie mit aller Macht gegen die Panik ankämpfte, die wie Säure in ihrem Magen brannte.
    »Beachten Sie mich einfach nicht, Sir. Es gibt Momente, in denen Zunge und Kopf bei mir vergessen, eine Unterhaltung fortzusetzen.«
    Es zuckte um seine Lippen, und die jetzt echte Erheiterung ließ ihn fast jungenhaft erscheinen. »Das passiert Ihnen häufiger, nicht wahr?«
    Unverschämter Kerl!
Daisy warf ihm einen strafenden Blick über die Schulter zu. Sein leises Lachen zeigte ihr, dass ihn ihre Verärgerung völlig unberührt ließ.
    »Wie ich sehe, geht es Ihnen zumindest körperlich recht gut. Aber wir wollen uns trotzdem lieber setzen.« Er griff wieder nach ihrer Hand und ignorierte ihre leisen Einwände, während er sie sanft zum Sofa vor dem Kamin zog. Er ließ sich neben ihr in die weichen Polster sinken und schlug die langen Beine übereinander. »Jetzt bin ich neugierig geworden. Wenn es denn nicht die Schönheit ist, an der man den Feld-Wald-und-Wiesen-Adligen erkennt, woran dann?«
    Er saß zu dicht neben ihr, und es lag zu viel Wärme in seinem Blick, was ihrem Wohlbefinden nicht gerade zuträglich war. Sie schob die geballten Fäuste unter das geliehene Kleid und zuckte die Achseln.
    »Ach, das ist leicht«, erklärte sie. »Man muss nur nach angedeuteter Schönheit suchen, die sich nicht entfaltet hat … nach einer zu großen Nase, ein bisschen zu eng stehenden Augen oder Ohren, bei denen man meint, ihr Besitzer würde mit ihrer Hilfe segeln können.«
    Northrups Kopf zuckte zurück, und er sah sie aus großen Augen an. »Madam, Sie sind ein Snob.«
    Sie unterdrückte ein Lachen. »Oh, ganz gewiss. Genau wie Männer nicht sofort jede Einzelheit des Aussehens einer Frau erfassen, wenn sie den Raum betritt.«
    Er grinste bei ihren Worten mit der Geschwindigkeit eines Menschen, der dies gern und häufig tat. »Wie Sie es bei mir getan haben, wollen Sie damit sagen?«
    Sie kniff die Lippen zusammen. »Ach, bitte, halten Sie Ihre Zunge nicht meinetwegen im Zaum.«
    »Sagt eine, die auch nie ein Blatt vor den Mund nimmt.« Er lächelte wieder und beugte sich dabei über sie, als wollte er sie gleich verschlingen. Zur Hölle mit dem Mann! Er hatte wirklich ein ansteckendes Lächeln. Sie unterdrückte den Drang, es zu erwidern.
    Lord Northrups Art des Charmes war im
ton
so verbreitet wie Gras auf einer Wiese. Locker, amüsant und ohne jeden Tiefgang. Sie hatte sich immer nach solchen Unterhaltungen gesehnt. Doch nach dem Schrecken des heutigen Abends hatte dieses kleine Vergnügen seinen Reiz verloren. Trotzdem wusste sie sein Bemühen, sie abzulenken, zu schätzen, denn obwohl sie gebadet und zur Stärkung einen Brandy getrunken hatte, spürte sie, wie die Panik immer wieder in ihr aufstieg. Am liebsten hätte sie sich die ganze Zeit die Arme gerieben, bis das Gefühl verschwand.
    Northrup stützte sich mit dem Ellbogen auf der Rückenlehne ab, und das Licht fiel auf sein langes Haar, das dadurch goldbraun schimmerte. Eine Mischung aus Wein und Schokolade. Köstlich. Sein Blick sagte ihr, dass er zumindest eine Ahnung davon hatte, in welche Richtung ihre Gedanken gingen.
    »Sie tragen Ihr Haar länger, als es der Mode entspricht«, platzte Daisy heraus. »Warum?« Die Frage war unpassend, doch wenn man in die Enge gedrängt wurde, reagierte man häufig überstürzt. Zumindest war das die Erklärung, mit der sie ihr Verhalten zu rechtfertigen suchte, während sie spürte, wie ihre Wangen vor Verlegenheit brannten.
    Er war offensichtlich genauso überrascht wie sie von ihrer unverblümten Frage, und brauchte einen Moment, um darauf zu antworten. »Ich bin in Trauer um meinen Vater.« Seine Mundwinkel verzogen sich nach unten, während sich sein Blick wegen etwas verfinsterte, das nur er sehen konnte, ehe sich seine Gesichtszüge wieder entspannten. »Bei den Ranulfs ist es Brauch, nach dem Tod eines nahen Angehörigen die Haare drei Jahre lang wachsen zu lassen.«
    »Ach, das wusste ich
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