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Im Bann des Mondes

Im Bann des Mondes

Titel: Im Bann des Mondes
Autoren: Kristen Callihan
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Situation verstärkte sich. Während er zur Tür schaute, zuckten seine Ohren plötzlich, als er die Frau die Treppe herunterkommen hörte, und das Herz schlug ihm bis zum Hals. Ein angenehmes Zucken ging durch seinen Körper, und sein Bauch zog sich zusammen. Obwohl er diese Empfindung seit Monaten – im Grunde seit Jahren – nicht mehr gespürt hatte, erkannte Ian das Gefühl dennoch: freudige Erregung.
    Ein Gefühl der Unwirklichkeit erfasste Daisy, während Tuttle sie durch Northrups elegantes Stadthaus führte. Eigentlich dürfte sie gar nicht gehen. Eigentlich müsste sie tot sein. Dass sie lebte, atmete, spürte, wie die Seide bei jedem Schritt über ihre Beine glitt, war auf einmal etwas so Normales und doch wieder Unnormales, dass sie fast gelacht hätte. Ihre Freundin war tot. Und ihr Beinahe-Liebhaber? Sie war bereit gewesen, es mit ihm zu treiben … Liebe machen konnte man es nun wirklich nicht nennen … und jetzt war der Mann, an dessen Namen sie sich immer noch nicht erinnern konnte, tot … hingemetzelt.
    Verführerin, Sinnbild der Fleischeslust.
    Der Himmel stehe ihr bei, aber die Worte ihres verstorbenen Gatten kamen der Wahrheit schon sehr nah. Wäre sie mit dem armen Mann nicht nach draußen gegangen, würde er vielleicht noch am Leben sein.
    Ihr Herzschlag beschleunigte sich, als Tuttle die Tür zu einer gemütlichen Bibliothek öffnete und Daisy hineinschob. Was hatte ihr Retter gesehen? Sie wurde langsamer, weil sie es plötzlich auf gar keinen Fall wissen wollte.
    Kaum war sie in den Raum getreten, hatte sich der Mann mit einer einzigen fließenden Bewegung aus dem mit Leder bezogenen Ohrensessel erhoben. Er zog die Augenbrauen zusammen, während er sie genauso musterte wie sie ihn.
    Ihr stockte kurz der Atem, als sie nähertrat. Das war eindeutig nicht der alte Lord Northrup, sondern wohl eher sein Erbe. Gütiger Himmel, der Mann war wunderschön. Verwirrend schön. Er verkörperte diese männliche Schönheit, die Künstler in ihren Werken so häufig nachahmten. Ein schmales Gesicht mit kantigem Kiefer und ausgeprägtem Kinn, was ihn davor bewahrte, feminin zu wirken. Die hohen Wangenknochen waren so fein ziseliert, als wären sie aus Marmor gehauen. Nur sein Mund wies nicht die Strenge des übrigen Gesichts auf, und in den Winkeln zuckte es immer wieder, als wollte er lächeln.
    Doch in seinen Augen war nichts von Erheiterung zu erkennen. Sie musterten sie mit durchdringendem Blick unter finster zusammengezogenen, dunklen Brauen, und ihre helle Farbe war erst beim Näherkommen zu erkennen. Ein leiser Hauch kam über ihre Lippen. »Himmelblau.«
    Eine seiner Augenbrauen hob sich ein winziges Bisschen. »Bitte?« Seine Stimme klang melodisch und gleichzeitig rau … wie Seide, die über Kies glitt.
    Daisy blieb stehen und ließ den Blick von den Spitzen seiner blitzblank polierten Schuhe über seinen schlanken, höchst elegant gewandeten Körper bis nach ganz oben zu den himmelblauen Augen wandern, die jetzt doch vor Erheiterung funkelten. Sie würde sich an diesen Mann erinnern, wenn sie ihn schon einmal gesehen hätte. »Sie sind zu hübsch für einen Adligen.«
    Er brach in brüllendes Gelächter aus, und Daisy ärgerte sich kurz. Zum Teufel mit ihrem losen Mundwerk!
    Lord Northrup trat näher und brachte den berauschenden Duft eines herben Parfüms gepaart mit einem sauberen, männlichen Körper mit. »Ich glaube nicht, dass ich jemals als hübsch bezeichnet worden bin, Mädchen.«
    Er legte ein überaus korrektes Benehmen an den Tag, als er ihre Hand nahm, sich darüber beugte und seine Lippen ihre Knöchel streiften. Nur sein dunkles Haar war der einzige Schönheitsfehler an seiner ansonsten makellosen Erscheinung. Es strömte ihm in glänzenden Wellen bis zu den Schultern. Wie bei einem Barbaren. »Wenn Sie nicht aufpassen«, meinte er, »werde ich gleich rot.«
    Sie trugen beide keine Handschuhe, und seine Haut war trocken und sehr warm. Etwas regte sich in ihr, und sie widerstand dem Drang zurückzuweichen. »Das bezweifle ich. Ich bin mir ganz sicher, dass Sie an solche Bemerkungen gewöhnt sind.« Unbekümmert zuckte sie die Schultern, als sie ihm ihre Hand entzog. »Eigentlich sollte ich darauf achten, nicht zu dicht neben Ihnen zu stehen, um nicht von Ihrer Pracht in den Schatten gestellt zu werden.«
    Er bedachte sie mit einem schnellen, routinierten Lächeln. »Ach, ich weiß nicht.« Er streckte die Hand aus und zupfte an einer Locke, die über ihre Wange hing. Ein Ruck ging
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