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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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stehen.
    »Clarence!«
    Clarence ... rence ... rence ...
    Nur das Echo seiner eigenen Stimme beantwortete Troakes Ruf. Und das Heulen des Windes, das hier oben dem Kichern eines Kindes nicht ganz unähnlich klang .
    »Unheimlich hier, was?« raunte einer aus der Gruppe.
    Die Männer nickten.
    »Okay, laßt uns reingehen.« Troake wies auf die geschlossenen Türen des einstigen Herrschaftshauses.
    »Wenn es sein muß«, meinte McLaughlin.
    »Muß.«
    Wieder ging Troake voran. Mit leisen Schritten traten sie in die Halle. Der Lichtkegel einer Taschenlampe stanzte staubflirrende Löcher in das graue Dämmerlicht, das spinnwebengleich über allem hing und selbst die Luft anzufüllen schien.
    Wieder blieben ihre Rufe nach Clarence Mirvish unbeantwortet. Wieder hörten sie nur den Wind .
    »Dieser verdammte Wind«, knurrte McLaughlin. »Klingt fast wie Kinderstimmen.«
    Troake grunzte trocken. »Liegt vielleicht daran, daß du sechs solcher Plagen zu Hause rumplärren hast. Kein Wunder, daß du überall Kinderstimmen hörst.« Er wies nach oben. »Laßt uns dort nachsehen.«
    Sie stiegen die Treppe hinauf. Oben teilte sich die Gruppe; drei der Männer wandten sich nach links, die restlichen drei gingen nach rechts, unter ihnen auch Garry Troake.
    Tür um Tür öffnete er.
    Bis sie Clarence Mirvish fanden. Ihn und den Leichnam einer Nonne. Nackt lag ihr alter Freund auf dem Boden.
    »Mein Gott«, entfuhr es Garry Troake, »was ...?« Dann versagte ihm die Stimme. Mirvishs Leichnam war eine einzige Wunde. Verheert von Bissen und Krallen .
    Einer der Männer würgte hinter Troake und erbrach sich.
    Troake rief die anderen. Minutenlang standen sie um den toten Freund herum, schweigend. Niemand wollte ihn ansehen, und doch taten sie nichts anderes.
    »Was mag hier geschehen sein?« flüsterte McLaughlin schließlich.
    Troake zuckte die Schultern. »Gespenster.«
    Niemand lachte.
    »Faß mit an«, sagte Troake zum Wirt des »Blue Moose«.
    Sie nahmen Clarence Mirvishs toten Körper auf und trugen ihn hinaus. Draußen, jenseits der Mauern Kilchrenan Castles, blieben die Männer stehen, wandten sich um.
    Wie eine Drohung ragte der steinerne Klotz hinter ihnen auf. Aber nicht mehr lange .
    *
    Lilith erwachte - und zweifelte im gleichen Moment daran, daß sie wirklich die Besinnung verloren gehabt hatte. Der Zustand war mit keiner normalen Bewußtlosigkeit vergleichbar gewesen.
    Sie hob den Blick, erwartete, wieder in die Gesichter fremder Männer zu sehen, die im Kreis um sie herumstanden.
    Doch da war niemand.
    Was immer sie gepackt und durch das Tor gebracht hatte, es hatte sie nicht losgelassen. Es hatte sie weitergetragen. Dorthin, wo es begonnen hatte.
    Es .
    Lilith wußte nicht, was es war, was es zu bedeuten hatte. Und doch erinnerte sie sich an jedes Detail, hörte noch die zornige Stimme Gottes, der ihr Versagen vorgeworfen hatte; spürte, was Landru mit ihr getan hatte; erbebte unter dem Gefühl, eine von ihnen werden zu müssen .
    Ihre schlimmsten Ängste waren allesamt wahr geworden.
    In einer anderen Wirklichkeit. Einer anderen Welt.
    Eine Welt, die Raphael Baldacci zerstört hatte, mit aller Kraft, die er im Moment seines Todes noch freigesetzt hatte.
    Aber - war er wirklich tot? Lilith wußte es nicht, und sie war nicht einmal sicher, ob sie wollte, daß er noch lebte. Denn wenn die Welt um ihn herum vergangen war - mußte er dann nicht gefangen sein in ihren Trümmern? In dem, was - jenseits des Tores lag?
    Lilith zitterte.
    Nein, der Boden unter ihr zitterte, wie auch die Wände um sie herum! Im nächsten Moment stürzten sie donnernd in sich zusammen. Ein steinerner Hagel aus Trümmerstücken regnete auf sie herab.
    Lilith schrie auf. Und aus dem Schrei wurde ein schrilles Kreischen.
    *
    Shaun McLaughlin reichte Garry Troake die Whiskyflasche, während weit vor und über ihnen ein Inferno losbrach.
    Der ganze Berg schien unter der Gewalt der Explosionen zu erbeben, die Kilchrenan Castle zerstörten und in ein Chaos aus wirbelnden Steinen, Staub und Lärm verwandelten.
    »Verdammt, ist kein gutes Gefühl, auf dem Zeug zu sitzen.« McLaughlin sah unbehaglich auf die Holzkiste hinab, auf der sie beide Platz genommen haben.
    »Kann nichts passieren«, behauptete Troake und nahm einen Schluck, während das gewaltigste Feuerwerk, das über Meat Cove je abgebrannt worden war, seinem Höhepunkt zustrebte.
    »Wußte gar nicht, daß Clarence Mirvish Dynamit besaß«, sagte McLaughlin.
    »Ich hab's auch erst heute morgen
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