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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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lauter als zuvor, »... zu spät für uns.«
    Sekundenlang trat Stille ein, die nur vom Säuseln des Windes und dem Klatschen der Schwingen gestört wurde. Unaufhörlich traktierten die Vampire das Opfer mit ihren Flügeln, und wieder und wieder gruben sie Krallen und Zähne in sein Fleisch. Längst mußte ihr Keim tausendfach in seinen Adern sein, doch sie würden nicht genug von seinem Körper übriglassen, damit ihre dunkle Saat darin aufgehen konnte.
    »Lilith ...«
    Sie hob den Blick, als sie abermals seine Stimme hörte.
    »Sieh das Tor.«
    »Das Tor?«
    »Hinter dir.«
    Lilith drehte sich um. Keiner der Vampire folgte ihrem Blick. Alle starrten gebannt auf die qualvolle Hinrichtung. Als hätten sie Raphaels Worte gar nicht vernommen. Und das hatten sie wohl auch nicht. Sie waren nur für Lilith bestimmt, und seine Kraft leitete sie allein ihr zu.
    Seine Kraft .?
    Lilith spürte . etwas. Wie den Hauch eines fremden Gottes. Und sie sah etwas.
    Ein . Tor. Es erhob sich hinter ihr in die Nacht. Aus hölzernen Bohlen gefertigt, mit Riegeln und Schlössern gesichert. Doch es gab keine Mauer, in der es verankert gewesen wäre. Es stand einfach nur da, flimmerte leicht, als wäre es nicht mehr als eine holographische Projektion.
    »Was ...?« setzte sie an, halb zu Raphael umgewandt. Oder dorthin eben, wo sein Körper sich inmitten einer wogenden Traube befand.
    »Das Tor ...«, sagte er wieder, hörbar angestrengt jetzt. Als kostete es ihn schon das letzte bißchen Kraft, das die Vampire ihm noch gelassen hatte. Doch der Atem jener fremden Macht war noch immer da. Er umwehte Lilith und nahm sie mit sich.
    »Geh zu dem Tor«, ächzte Raphael. »Flieh!«
    »Wie denn?« rief sie verzweifelt.
    »Tu es!« schrie Raphael. »JETZT!«
    Eine unsichtbare Faust packte Lilith, schleuderte sie hoch und auf das Tor zu.
    Trotzdem bekam sie mit, was hinter ihr geschah. Dort, wo Raphael Baldacci im Pulk der Vampire am Kreuz hing. Wie ein amorpher Kokon umwucherten sie ihn. Ein Kokon, der sich in diesem Augenblick aufblähte - und explodierte! Ein blendend grelles Licht zerriß die schwarze, flatternde Masse.
    Im allerletzten Moment sah Lilith noch einen menschlichen Körper darin aufglühen. Dann spürte sie selbst den Druck der Entladung, wie den letzten Atemzug jenes fremden Gottes, dessen Macht sie die ganze Zeit über schon wahrgenommen hatte.
    Weitere Hände, auch sie unsichtbar, lenkten ihren Flug, trugen sie weiter, über die Köpfe der entsetzt brüllenden Vampirmenge hinweg und dem Tor entgegen.
    Gleich mußte sie gegen die steinharten Bohlen prallen.
    Jetzt!
    Lilith spürte kaum Widerstand, als sie durch das geschlossene Tor stürzte. Es nahm sie auf wie ein holzfarbenes Tuch, das unter ihrem Aufprall zerriß und sie passieren ließ.
    Doch ehe sie ganz hindurch war, erkannte sie noch, daß hinter ihr eine Welt unterging.
    Eine Wirklichkeit verlosch.
    Und sie hörte einen Schrei.
    Den Schrei eines zornigen Kindes .
    *
    Salvat stürmte die Stufen hinunter. Nie zuvor war er in solcher Eile in den Leib des Berges hinabgerannt. Weil nie zuvor solcher Grund zur Sorge bestanden hatte!
    Der Wächter war förmlich in Salvats Privatgemach gestürzt. Und sein bloßer Auftritt hatte genügt, um ihn zu alarmieren.
    »Das Tor!« hatte der Wächter gekeucht.
    »Was ist damit?« fuhr Salvat ihn an, von Entsetzen gepackt.
    »Etwas . geschieht . damit.«
    »Was, im Namen aller Heiligen?« brüllte Salvat. »Öffnet es sich?«
    Der Wächter hatte den Kopf geschüttelt, noch immer keuchend und kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz zu sprechen.
    »Nein . instabil.«
    Salvat stieß den Wächter zur Seite und rannte hinaus. Durch Flure und über Treppen, tiefer und tiefer hinab. Er riß Türen auf, zerstörte die Siegel, ohne sich darum zu scheren, welche Gefahren daraus erwachsen konnten. Es drohte eine Gefahr ganz anderen Ausmaßes!
    Salvat erreicht den Torraum.
    Elf Wächter hatten sich zu einem Kreis vereint. Salvat konnte die Macht spüren, die sie entfesselten. Und er zögerte nicht den Bruchteil einer Sekunde, sie zu stärken. Sein Zutun summierte sich nicht einfach hinzu, sondern potenzierte das bereits aufgebaute Maß.
    Und doch konnte es zu wenig sein, um es zu verhindern.
    Salvat vermochte sich kaum zu konzentrieren. Immer wieder irrte sein Blick hin zu dem Tor.
    Instabil ... Ja, das traf den Nagel auf den Kopf.
    Es war nicht so, wie er es manches Mal zu sehen geglaubt hatte. Es tobten keine Kräfte dahinter, die mit
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