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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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Zweihundert Männer mochten nicht ausreichen, ihn zu umfassen. Und dennoch schien es Baldacci eine statische Unmöglichkeit, daß dort oben der Palast errichtet worden war. Er ragte in seiner Grundfläche weit über die Plattform hinaus, und er sah vielmehr so aus, als wäre er dort gewachsen anstatt gebaut worden.
    Und doch war er das Werk von Menschenhänden. Blut, Schweiß und Tränen waren in das Werk eingegangen, die das Leben Hun-derter gekostet hatte. Baldacci wußte es, ohne es mitangesehen zu haben.
    Der Weg zum Fuße des Palastfelsens war nicht sehr weit, aber er bot keinerlei Deckung.
    Doch das war das kleinere von zwei Problemen, mit denen Raphael Baldacci sich konfrontiert sah. Das größere bestand in etwa fünfundzwanzig Vampiren.
    Sie standen vor der haushohen schwarzen Öffnung, die im Fels gähnte und hinter der ineinander verschlungene Treppen hinauf in den eigentlichen Palast führten.
    *
    Es kostete Raphael Baldacci unendliche Überwindung, aber es war die einzige Möglichkeit, die ihm blieb. Dabei schien sie ihm so abartig, daß er einen Moment lang mit dem Gedanken spielte, umzukehren und unverrichteter Dinge abzuziehen.
    Aber wirklich nur einen Moment lang.
    Dann zog er sich ein Stückweit zurück, lief im Schutz der Gebäude den Weg entlang, den er gekommen war, bis er fand, wonach er Ausschau gehalten hatte: Eine Gestalt, die etwas abseits der Ströme von Leibern stand, die sich durch die Gassen und Straßen wälzten.
    Baldacci trat aus dem Schatten. Nur für einen Augenblick. Gerade lange genug, um den Vampir dort mit seiner Witterung zu irritieren.
    Es klappte.
    Der andere sah sich um und schließlich in Baldaccis Richtung, der sich mittlerweile weiter zurückgezogen hatte. Der Vampir kam näher, lauernd, mißtrauisch, vorsichtig. Bevor er in die Dunkelheit trat, die zwischen den Bauten links und rechts nistete, sah er sich noch einmal um, und Baldacci fürchtete, er könnte einen Artgenossen herbeirufen.
    Glücklicherweise tat er es nicht, sondern ging allein weiter.
    Raphael schlug zu. Der Körper des Vampirs erstarrte erst, dann fiel er haltlos geworden in sich zusammen. Baldacci fing ihn auf und schleifte ihn weg. Mit seiner Last brauchte er fast die doppelte Zeit, um an den Rand des freien Platzes zurückzukehren, der den Palastturm umgab.
    Und dort tat Raphael Baldacci dann, was ihn würgen ließ, noch bevor er damit begonnen hatte.
    Er ließ den Reglosen sinken und beugte sich über ihn. Brachte sein Gesicht an den Hals des Vampirs heran. Öffnete den Mund.
    Und biß zu.
    Seine Zähne waren nicht geschaffen für so etwas. Er mußte ziehen und zerren, bis er die ledrige, totenkalte Haut des Vampirs über der Schlagader durchtrennt hatte, und dann dauerte es noch einmal Sekunden, bis er die Ader darunter geöffnet hatte.
    Kaltes schwarzes Blut floß zäh in Baldaccis Mund, und den ersten Schwall spie er im Reflex aus. Dann zwang er sich, davon zu trinken. Es schmeckte, wie es in einer Gruft roch. Wie Schleim rann es ihm die Kehle hinab, hinterließ etwas wie eine Spur aus Frost und füllte seinen Magen mit Kälte.
    Mit einem Aufstöhnen ließ Baldacci von seinem Opfer ab. Fast augenblicklich schloß sich die Halswunde des Vampirs, versiegte der schwarze Strom.
    Baldacci ließ seine Kraft wirken. In sich. Ließ sie die getrunkene Schwärze nehmen und in seine eigenen Adern pressen. Sie vermengte sich mit seinem pulsierenden Blut.
    Er hoffte, daß es klappte. Versucht hatte er den Trick nie zuvor.
    Die Wirkung ließ sich nur auf einem Wege in Erfahrung bringen. Auf dem praktischen.
    Raphael Baldacci lief los, überquerte den Platz und erreichte den Eingang in den Felsenturm. Hier mußte sich weisen, wie gut seine Idee war.
    Oder wie schlecht.
    Die Wächter musterten ihn. Nicht besonders aufmerksam, und kein bißchen argwöhnisch.
    Baldacci zwang sich, seinen Schritt nicht zu verlangsamen. Zügig ging er weiter, trat durch das Tor - und hinein in die Höhle des Löwen.
    *
    Lilith lag apathisch auf den Laken. Ihr fehlte sogar die Energie, ihren entblößten Körper, der ohne den Symbionten so nackt und ungeschützt war wie selten zuvor, mit dem Tuch zu bedecken. Alle Kraft schien sie verlassen zu haben. Die Mattigkeit rührte nicht allein von der Anstrengung der letzen Minuten her. Von der Explosion der Lust, die sie gleichzeitig abgestoßen und erregt hatte. Und vor der sie im nachhinein nichts als Ekel verspürte.
    Landru hatte längst von ihr abgelassen. Sie hörte, wie er sich hinter
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