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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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mächtigen Fäusten dagegen droschen und drohten, das Tor aus den Schlössern zu sprengen.
    Es . flimmerte, als wollte es sich auflösen.
    Und es geschah in völliger Lautlosigkeit.
    Und dann - war es soweit. Völlig unvermittelt. Das Flimmern hatte sich weder verstärkt, noch verschwand das Tor wirklich.
    Das Bild eines Tores, aus vom Alter steinhart gewordenen Bohlen gefertigt, blieb bestehen. Doch ein zweites schob sich darüber! Eines, dessen Anblick Salvat keine Sekunde lang ertrug.
    Er mußte es auch nicht, denn es erlosch, so rasch, wie es erschienen war. Doch der kurze Moment hatte genügt, um Salvat an einen Abgrund zu führen. Ein bodenloser Schlund, in dem Dinge lauerten, deren Präsenz genügte, den Verstand eines Menschen zu zerstören. Und etwas wie ein Echo dieser Dinge schwang in Salvat nach .
    Wenn ihn auch im gleichen Moment, da das Bild verschwand, zwei andere Dinge ablenkten.
    Da war die Frau, die plötzlich inmitten ihres Kreises auftauchte. Nur eben so lange, daß ein jeder von ihnen sie sah, und sie ihrerseits den Blick einmal in der Runde wandern lassen konnte. Dann verblaßte ihr Körper wie zuvor das Bild über dem Tor.
    Die zweite Wahrnehmung hörte vielleicht nur Salvat allein. Zumindest erkannte er in keinem der Gesichter der Wächter eine Regung, die verhieß, daß auch sie es vernahmen.
    Einen Schrei.
    Den Todesschrei, mit dem sein Sohn starb.
    Salvat wandte sich ab, bis auf den Grund seiner Seele erschüttert. Das Tor bot wieder den altgewohnten Anblick, doch selbst wenn es anders gewesen wäre, Salvat war nicht sicher, ob es ihn noch interessiert hätte.
    Denn er sah etwas ganz anderes: Das Gesicht jener Frau, die eben für die Dauer eines Herzschlages bei ihnen gewesen war und die offensichtlich in Zusammenhang mit dem Tod Raphael Baldaccis stand.
    Salvat hatte sich ihr Gesicht genau eingeprägt, und er hielt es so lange vor seinem geistigen Auge fest, bis er sicher war, es nie mehr zu vergessen.
    Er würde diese Frau finden, wo auf der Welt sie sich auch verstecken mochte.
    Und sie würde ihm ein paar Fragen beantworten müssen. Bevor sie starb.
    *
    Garry Troake führte den kleinen Zug an. Fünf Männer hatte er um sich geschart, unter ihnen auch Shaun McLaughlin, der Clarence Mirvishs Hütte am Ortsrand von Meat Cove verlassen vorgefunden hatte. Danach hatten sie sich gemeinsam auf die Suche nach Cla-rence gemacht. Kreuz und quer waren sie über die felsigen Hänge gewandert.
    Keine Spur von Clarence Mirvish. Auch ihre Rufe waren unbeantwortet geblieben.
    »Verdammt, ich hab' kein gutes Gefühl«, knurrte McLaughlin.
    »Meinst du, ich?« Troake blieb stehen, ließ den Blick über die Felsen wandern. »Haben wir wirklich jeden Pfad abgesucht?« fragte er dann.
    Die Männer um ihn herum nickten.
    »Könnte aber sein, daß Clarence noch ein paar mehr kennt. Keiner treibt sich so oft und so lange hier herum wie er«, meinte einer.
    »Wir hätten Hunde mitnehmen sollen«, sagte ein anderer.
    Garry Troake winkte ab.
    »Das können wir später immer noch tun«, sagte er. »Aber es gibt einen Platz, an dem wir noch nicht gesucht haben.«
    Er mußte den Namen nicht nennen. In einer synchronen Bewegung drehten die Männer die Köpfe und sahen den Hang hinauf. Bei Tageslicht erinnerte Kilchrenan Castle noch mehr an ein wucherndes Geschwür, schwarz und unförmig wuchs es aus der Bergflanke.
    »Der verdammte Kasten war mir schon immer unheimlich«, mein-te einer. Das Schaudern schwang hörbar in seinen Worten mit und ließ die Stimme zittern.
    »Ich war noch nie dort«, sagte McLaughlin.
    »Dann hast du jetzt Gelegenheit, Versäumtes nachzuholen«, erklärte Troake. »Los, Leute. Wenn Clarence dort oben ist und sich verletzt hat, können wir ihn schlecht liegenlassen, oder?«
    »Ja, hast recht«, meinte McLaughlin.
    Troake ging voran; die anderen folgten ihm. Stellenweise mußten sie fast auf Händen und Knien weiter, weil der Pfad zum Castle hinauf zu steil wurde. Als sie schließlich vor dem Tor anlangten, waren sie alle in Schweiß gebadet. Der schneidende Wind ließ ihnen die feuchte Kleidung fast auf der Haut gefrieren.
    »Werd' mir 'ne verdammte Lungenentzündung holen!« fluchte einer der Männer.
    »Geh ihr mit 'ner Flasche Whisky an den Kragen«, empfahl McLaughlin.
    »Wenn du die Pulle spendierst, immer.«
    »Abgemacht. Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen.« McLaughlin wies auf den Torbogen.
    Hintereinander durchschritten sie ihn, auf dem Innenhof blieben sie
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