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Im Bann des Kindes

Im Bann des Kindes

Titel: Im Bann des Kindes
Autoren: Vampira VA
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immer dieses Ende auch aussehen mochte .
    »Ich kenne es«, sagte der junge Gesandte zum nunmehr dritten Mal. »Ich sah ein Bild wie dieses damals, als du mich schicktest, die Träumerin zu holen .«
    »Als du versagt hast«, präzisierte Salvat.
    Baldacci senkte den Blick um keinen Deut, sondern wandte sich im Gegenteil Salvat zu und erwiderte den strengen Blick des anderen, wie er mit stählerner Klinge einen Schwerthieb pariert hätte.
    Aber es war auch kein Vorwurf in Salvats Ton gewesen. Seine Worte hatten nur festgestellt, nicht mehr - aber auch nicht weniger.
    Raphael Baldacci hatte vor einigen Wochen zu jenen gezählt, die ausgesandt worden waren, die Träumer in aller Welt aufzuspüren und hierher zu bringen, obgleich er seine Ausbildung noch nicht abgeschlossen hatte. Aber Raphael war Salvat als der reifste aller Novizen erschienen, und so hatte er ihn mangels weiterer Gesandter nach Amerika geschickt.
    Doch der junge Mann war mit leeren Händen zurückgekehrt. Dafür aber mit Dingen im Kopf, die Salvat noch nicht hatte in Erfahrung bringen können, von denen er jedoch wußte, daß sie nicht dorthin gehörten. Und obwohl es zweifelsohne in seiner Macht gelegen hätte, sie Raphael zu entreißen - und dazu hätte es noch nicht einmal der Anwendung von Gewalt bedurft -, ließ er sie ihm. Weil er Salvat in mancher Hinsicht an den Jungen erinnerte, der er selbst einmal gewesen war .
    »Du hast mich geschickt«, hörte er Raphael, und seinem Ton war zu entnehmen, daß er die Worte mindestens schon einmal gesagt hatte. »Obwohl du wußtest, daß ...«
    In der Stimme des Jungen schwang Vorwurf mit. Er war sogar das tragende Element darin. Aber Raphael tat es nur, weil Salvat ihm Grund dazu gegeben hat. Weil er selbst den Fehler eingestanden und die Schuld auf sich genommen hatte, nachdem der Junge »versagt« hatte. Weil er, Salvat, ihn vor der Zeit entsandte .
    Trotzdem - das war nichts, hinter dem der Junge sich verstecken durfte. Nur ein Vorwand. Und eine Möglichkeit, Salvat zu verletzen. Daß Raphael Gebrauch davon machte, trug ihm einen eisigen Blick Salvats ein. Ein Blick, der tiefer ging, als jede Strafe es vermocht hätte; und der demütigender war als jede Zurechtweisung.
    Jetzt senkte der Junge den Blick wie ein - ja, wie ein trotziger Junge eben, der ein Duell verloren hatte; aber nur aus dem Grund, weil sein Kontrahent mit Mitteln gekämpft hatte, die er zu nutzen noch nicht gelernt hatte. Und weil er erkennen mußte, daß er noch Jahre von dem Status entfernt war, den Salvat nicht von ungefähr innehatte.
    »Was bedeutet es?« Salvat wies mit dem Kinn auf das Gemälde, kein Wort mehr über das eben Geschehene verlierend. Und auch darin fand Ausdruck, was er war.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Raphael.
    »Ich dachte .«
    »Ich sagte nur, daß ich das Bild gesehen habe, mehr nicht«, erinnerte der junge Mann.
    »Kennst du eine der dargestellten Personen?«
    Salvat Blick verharrte für eine Sekunde auf dem nackten Rücken des schwarzhaarigen Mädchens, während es ihn sichtlich Überwindung kostete, auch nur kurz zu dem Widderköpfigen hinzusehen.
    »Sie ist die Träumerin, die zu holen du mich entsandtest«, erklärte Raphael. »Den ... Mann kenne ich nicht.« Auch er zögerte unwillkürlich.
    »Du hast mir nie erzählt, weshalb du ihrer nicht habhaft werden konntest«, sagte Salvat, das Mädchen auf dem Bild betrachtend.
    »Sie war verschwunden, als ...«, begann Raphael und verstummte, als er merkte, daß er auf dem besten Wege war, in die Falle zu tappen, die Salvat ihm in leutseligem Ton gestellt hatte.
    Der Ältere lächelte dünn.
    »Als?« fragte er.
    . .. als ich mit der Vampirin gekämpft hatte und ihr unterlag. Danach war die Träumerin verschwunden. Das wären die Worte gewesen, die der Wahrheit entsprochen und sie doch nicht gänzlich beschrieben hätten. Denn es gab noch ein Teil dieser Wahrheit - einen, den Raphael Baldacci sich nicht einmal selbst einzugestehen bereit war.
    Weil ich Lilith Eden ...
    Er verbot sich den Gedanken. Schwieg verbissen und versuchte, sich nichts von dem Zwang, den er sich selbst auferlegte, anmerken zu lassen. Und er wußte, daß es ihm nicht gelang.
    »Sie verschwand.« Mehr sagte er nicht, und Salvat nahm es nickend hin.
    »Und weshalb hältst du dieses Bild nun für die Spur, der du zu folgen hast?« fuhr er schließlich fort.
    »Weil es die einzige ist, die alles Forschen zuwege gebracht hat. Und weil ich derjenige bin, der sie erkannt hat«, antwortete
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