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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
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Abwesenheit. Es war so viel passiert und meine Familie und Freunde hatten eine schwere Zeit durchlitten. Wir alle waren wohl, durch die Geschehnisse, auf die eine oder andere Weise traumatisiert. Es war früher Nachmittag geworden, als José endlich geendet hatte, immer wieder ausgebremst durch meine vielen Zwischenfragen. Sowohl die Geschwister Zapatero als auch meine Eltern riefen an, um sich zu erkundigen, wann wir uns sehen konnten. Doch ich wiegelte ab und erbat mir Zeit mit meinem Freund. Alle gaben sich verständnisvoll und versprachen sich zu gedulden, bis ich mich bei Ihnen melde. Erschöpft von den vielen Informationen und dem fehlenden Schlaf der letzten Nacht, bat ich José mich ein bisschen ausruhen zu können. Er stimmte sofort zu, auch wenn er enttäuscht aussah. Jetzt hatte er mir so viel berichtet und musste auf meine Version noch länger warten. Doch ich war am Ende meiner Kräfte. Dieses Mal ging ich in mein Schlafzimmer und so wie ich mich hinlegte, schlief ich auch sofort ein. Der Geruch von Pasta stieg mir in die Nase und weckte mich. Schon meldete sich lautstark knurrend mein Magen. Ich hatte den ganzen Tag, außer einer Scheibe trockenen Toast, noch nichts zu mir genommen und das rächte sich jetzt in beißendem Hunger. Das trieb mich schneller als gewollt aus den Federn und nach unten. Überall in der Küche verteilt standen dampfende Töpfe und Schüsseln. Wie immer wenn José kochte, herrschte das blanke Chaos. Er war wirklich ein guter Koch, doch aufräumen musste hinterher immer ich. Liebevoll sah ich von der Treppe aus zu, wie er durch die Gegend wirbelte. Teller bereitstellte, den Käse rieb. Hier umrührte, dort noch die Nudeln abgoss. Wie sehr wünschte ich mir in diesem Augenblick mein altes, schönes Leben mit ihm zurück. Bedauern über die Situation und das ich ihm Schmerz zufügen würde, drückten auf meine Brust. Fertig mit den Vorbereitungen, begann er alles zum Tisch zu bringen. Ich blieb reglos stehen, damit er mich nicht bemerkte. Doch als er die Teller abstellte, sah er schon zu mir her. „Na meine Schöne, endlich aus dem Dornröschenschlaf erwacht? Ich hätte dich gerne wachgeküsst, aber wie du siehst, war ich sehr beschäftigt damit, für dein leibliches Wohl zu sorgen.“ „Das geht schon in Ordnung. Diese ganzen Märchengeschichten werden sowieso überbewertet. Es geht doch nichts über eine selbst gekochte Pasta.“ Entgegnete ich in dem gleichen lockeren Tonfall, während ich mich setzte. „Es sieht wirklich fantastisch aus.“ „Warte erst einmal ab, bis du es probiert hast. Ich will mich ja nicht selbst loben, aber alleine dafür sollte ich schon zum Traumprinzen erklärt werden.“ Buhlte er um Anerkennung. Folgsam nahm ich die Gabel zur Hand und kostete. Es war einfach wunderbar. Ich bedankte mich mit einem dicken Lob für das tolle Essen und aß, bis ich schließlich Bauchschmerzen hatte. Nachdem ich das heillose Durcheinander seiner Kochwut wieder beseitigt hatte, belohnte mich José mit einem Glas Wein. Als er es mir überreichte, lag in seinem Blick eine stumme Bitte. Jetzt war sie also da, die Stunde der Wahrheit.

Kapitel 97
    Jessica
    „José ich werde dir alles sagen. Vorher sollst du wissen, dass es sich bei allem um eine Ausnahmesituation gehandelt hat. Denke bitte daran, bei dem was ich dir jetzt berichte.“ Stumm senkte er den Kopf zum Einverständnis und wartete, dass ich begann. Zuerst fiel es mir unsagbar schwer das Erlebte überhaupt in Worte zu fassen. Zu Beginn wusste ich ja selbst nicht einmal, was mit mir geschah und das versuchte ich in meiner Schilderung auch deutlich zu machen. Währenddessen sah ich die unterschiedlichsten Gefühle über das Gesicht meines Freundes huschen. Die Mimik wechselte mit jedem neuen Geschehnis das ich vorbrachte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch ich sah ihm an, wie hart es ihn traf, als ich erzählte wie Victor mich mit Drogen gefügig gemacht hatte und das erste Mal mit mir schlief. Wenn ihm das schon so zusetzte, wie würde er wohl auf alles Weitere reagieren?
    Nadines kurz darauf folgender Tod war für mich immer noch so unbegreiflich, dass mir unwillkürlich während des Redens die Tränen über das Gesicht liefen. José ergriff zwar kurz meine Hand und drückte sie, doch er nahm mich nicht in den Arm, wie er es sonst getan hätte.
    Einmal begonnen, konnte und wollte ich nun auch nicht mehr aufhören. So sprudelte alles aus mir heraus. All die grausamen und verrückten Dinge, die mir
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