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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
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Hälfte davon. Mein Fluchtinstinkt meldete sich und ich stand abrupt auf. Verständnislos blickten mich alle an, während ich eine Entschuldigung stammelte und auf wackeligen Beinen ins Gästezimmer, welches gleich neben dem Wohnzimmer lag, ging. Die Tür fest hinter mir schließend, sank ich dagegen. Perron hatte uns erzählt, man habe mich für Tod erklärt und mein Freund sei mit meinen Eltern nach Deutschland zu meiner Beerdigung geflogen. Nun standen alle hier vor mir und ich verstand, dass er uns angelogen hatte. Niemals wären sie so schnell wieder zurückgekommen und meine Wohnung gab es auch noch. Warum das alles? Ich wusste ich sollte wieder raus gehen und Antworten verlangen, aber noch war ich nicht so weit, mich der Wahrheit und allem was danach kam, zu stellen. Wenn ich dieses Zimmer wieder verließ, musste ich außer zuhören, auch Rede und Antwort stehen. Ich würde Entscheidungen treffen und Geronimo hinter Gitter bringen und seinen Sohn ebenfalls. Mir fehlte einfach die Kraft dazu.

Kapitel 94
    Riboz
    Nach einer halben Stunde war es weder Señor Lorca noch der besten Freundin gelungen, Señora Korbmann aus dem Zimmer zu locken. Riboz brannte es unter den Nägeln zurück ins Revier zu kommen und seinen ehemaligen Kollegen und Vorgesetzten Perron, zur Rede zu stellen. Er wollte derjenige sein, der ihn verhörte und all seine Schandtaten zuerst erfuhr. Nicht aus Schutz dem Anderen gegenüber, sondern weil er ihm ins Gesicht sehen wollte, während dieser zum ersten Mal, über seine Mithilfe an all den üblen Taten die anscheinend mit seinem Wissen geschahen, sprach.
    Vielleicht war es ohnehin besser, wenn Señora Korbmann die Geschehnisse während ihrer Abwesenheit von ihren Angehörigen erfuhr und nicht von einem aufgebrachten Beamten. Warum Perron sie und Victor letztendlich außer Landes schaffen wollte, war zwar schlimm, spielte hier jedoch eher am Rande eine Rolle. Er verabschiedete sich von allen Anwesenden und nahm ihnen das Versprechen ab schonend mit der Geretteten umzugehen. Schon im Aufbruch bat er Mercedes. „Sie sind dafür verantwortlich ihr die Vorgeschichte zu erzählen.“ Mit einem Seitenblick auf Victor fügte er hinzu. „Es mag Ihnen schwerfallen, aber versuchen Sie manche Dinge in einem nicht allzu harten Licht darzustellen.“ Die junge Frau sah ebenfalls den Mann an, der ihr ehemaliger Peiniger an Leib und Seele war. Nachdem sie es für sich geschafft hatte mit der Vergangenheit abzuschließen, konnte sie offen und
    ohne Bitterkeit über das Geschehene sprechen. Verzeihen würde sie aber nie.
    „Er hat mir einen großen Teil meiner Jugend und meines Lebens genommen. Das kann ich ihm nicht vergeben. Aber Jessica zuliebe werde ich es nur andeuten. Mehr Zugeständnis mache ich Ihnen nicht.“ Entgegnete Mercedes deshalb auch, während sie wie von Beginn an, peinlich darauf achtete, den Abstand zwischen ihr und Victor so groß, wie irgend möglich zu halten. Der Polizist nickte und bedeutete dem Sohn des Sektenführers ihm zu folgen. Wie ein geprügelter Hund schlich der stattliche Mann, mit den stahlgrauen Augen zum Wagen. Sie stiegen ein und Riboz verzichtete darauf, ihm Handschellen anzulegen. Er bekam fast Mitleid mit Victor. So wie es aussah, hatte Hernandez von Geronimo tatsächlich die Wahrheit erfahren und sein Sohn war bis über beide Ohren in Senora Korbmann verliebt. Für Victor wäre die Geschichte vermutlich besser ausgegangen, wenn Perron seinen Plan die Beiden außer Landes zu schaffen, in die Tat umgesetzt hätte. Nun waren sie auf dem Weg ins Gefängnis und der Mann hatte eine ganz schöne Liste an Straftaten vorzuweisen. Selbst wenn er mit der Polizei kooperieren sollte, kam er um ein paar Jahre hinter Gittern nicht herum. Alles in allem keine rosigen Aussichten um Señora Korbmann den Hof zu machen.
    Endlos quälte sich der Feierabendverkehr dahin und die Abendsonne schien unerbittlich durch die Fenster. Sein Hemd klebte am Rücken und der Weg wollte einfach kein Ende nehmen. Mürrisch drückte der Magistrado wieder einmal auf die Hupe und bereute es im Zivil- und nicht im Streifenwagen unterwegs zu sein. Mit Sirene wäre er schon längst am Ziel. Auf der Rücksitzbank konnte er einen in sich zusammengesunkenen Victor erkennen, der sich wahrscheinlich weit wegwünschte. Endlich tat sich eine Lücke im Verkehr auf und er wechselte die Spur um sich langsam wie eine Schildkröte der richtigen Abfahrt zu nähern. Zwanzig Minuten später, verließ er dann endlich die
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