Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
Vom Netzwerk:
an ihm auffiel, waren die Augen, ging es dir auch so?“ Nachdem ich sofort wusste, wen sie meinte, nickte ich nur. Die in mir aufsteigenden Tränen hatten etwas dagegen, dass ich sprach. „Außerdem kann er ein sehr feuriger und ausdauernder Liebhaber sein, wenn er möchte. Leider kenne ich aber noch ganz andere Seiten an ihm.“ Abwartend sah Mercedes mich an. Was wollte sie hören? Auch ich kannte ihn anders und trotzdem hatte ich tiefe Gefühle für ihn. Als sie merkte, dass ich nichts dazu sagen wollte, sprach sie weiter. „Geronimo ist ein Bösewicht ersten Grades und hat nichts anderes als die Hölle verdient, ich denke darüber sind wir uns einig. Aber Victor hat ihn all die Jahre gedeckt und ihm bei allem geholfen. Ist dir das klar Jessica? Er ist, ebenso wie sein Vater, ein Mörder und Vergewaltiger. Beide sind miese Typen, die es verstehen jeden zu ihren Gunsten auszunutzen.“ Appellierte sie an meine Vernunft. „Ist es das, was dir passiert ist? Wurdest du ausgenutzt?“ fragte ich sie. „Ja und noch viel mehr. Aber es ist vorbei, ich habe auch dank Hernandez wieder gelernt, gerne zu leben. Alles was ich möchte ist, dass du dich nicht in die fixe Idee verrennst du könntest Victor jemals ändern. Gewalt und Niedertracht entsprechen einfach seinem Naturell. Im Grunde deines Herzens weißt du das auch schon längst. Du schaffst nur den Absprung nicht. Vielleicht ist auch alles noch zu frisch. Mit etwas Abstand siehst du manches bestimmt klarer.“ Ja ich kannte seine Natur und ja, er würde sich nicht ändern. Trotzdem wollte ich nicht einfach los lassen. „Aber er hat mir das Leben gerettet. So etwas macht man doch nicht einfach so.“ Versuchte ich verzweifelt sie von seinem guten Kern zu überzeugen. „Indem er wieder andere ermordet hat. Sehr heldenhaft. Er geht ins Gefängnis und ist für lange Zeit weg vom Fenster. Aber dein Leben geht weiter und du kannst nichts für all das Geschehene. Du musst einen Weg finden, damit abzuschließen. Wenn du möchtest, helfe ich dir dabei.“ Drang sie sanft weiter in mich ein. Mein Leben ging weiter. Unweigerlich würde es weitergehen, ohne Rücksicht auf die Vergangenheit und meine Gefühle. Das Rad der Zeit drehte sich weiter als wäre nichts geschehen. Schon jetzt kam ich mir vor wie ein Hamster im Laufrad, der verzweifelt versucht an ein Ziel zu kommen, dass es nicht gibt.

Kapitel 98
    Jessica
    Drei Monate sind inzwischen vergangen. Der Prozess ist in vollem Gange und so wie es aussieht, gibt es genügend Beweise und Aussagen, damit Geronimo mindestens zu Lebenslänglich verurteilt wird. Victor hat sowohl gegen seinen Vater, als auch gegen Perron, ausgesagt. Er hat Beihilfe und die eigenen Morde und all die anderen Schandtaten gestanden. Er wurde als Erster verhandelt und bekam fünf Jahre Gefängnis. Sein Urteil fiel für die begangenen Vergehen sehr mild aus. Aber die Tatsache, dass er mit der Polizei kooperierte und mich aus freien Stücken zurückbrachte, wog so manches auf.
    Als ich Victor das erste Mal im Gerichtssaal sitzen sah, rollte eine Welle unterschiedlichster Gefühle für ihn, über mich hinweg. Es wurde mir freigestellt, in seinem Fall vor Gericht auszusagen oder meine bereits bei der Polizei vorliegende Aussage, verlesen zu lassen. Ich entschied mich für Letzteres. Ich wollte nicht im Zeugenstand über persönliche Empfindungen sprechen müssen, die mit Sicherheit vom Verteidiger erfragt wurden.
    Dank einer Psychologin und der vergangenen Zeit, schaffe ich es mich aus dem, was man Täter-Opfer Abhängigkeit nennt, langsam zu lösen. Doch noch immer ertappe ich mich manchmal dabei, wie ich mir wünsche ganz weit weg zu sein, alles hinter mir lassen zu können und Victor wäre für immer an meiner Seite. Aber die Momente werden seltener und irgendwann sind sie hoffentlich ganz verschwunden.
    Es wird wohl noch einige Zeit dauern, um das zu verarbeiten, was ich mit der Sekte erlebt habe. Meine Sichtweise auf das Leben hat sich dadurch für immer gravierend verändert. Weiß ich doch nun aus eigener Erfahrung, wie schnell man unverschuldet in die Hölle geraten kann. Ich habe einfach so einen Menschen getötet, um mein Leben zu schützen. Dafür werde ich vor Gesetz noch nicht einmal zur Rechenschaft gezogen. Kaum zu Glauben. Die Justiz verzeiht mir, weil ich unter Drogen und dem Zwang der Sekte stand. Aber kann ich mir selbst all die Dinge, verzeihen die ich getan habe? Ich weiß es nicht.
    Perrons Verhandlung wurde zeitgleich mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher