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Im Bann des Adlers

Im Bann des Adlers

Titel: Im Bann des Adlers
Autoren: Gianina Baloff
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Tatsache, dass mir ein Leben im Exil bevorstand und ich nicht wusste wann und ob es jemals wieder endete. „Möchtest du einen Kaffee?“, bot mir Victor schlicht an. Ich ging nickend an ihm vorbei in die Küche und griff mir die bereits gefüllte dampfende Tasse. Er folgte mir in einigem Abstand und setzte sich, ebenfalls mit einem Becher in der Hand, zu mir. „Hast du deine Zahnbürste eingepackt?“ Versuchte er zu scherzen. Ich schüttelte den Kopf, erwiderte aber nichts. „Ich auch nicht, schätze wir können uns eine Neue kaufen. Wir werden sowieso alles neu anschaffen müssen, wer weiß, wie lange wir weg sein werden.“ Sprach er meine Überlegungen laut aus. „Wie stellt Perron sich das überhaupt vor? Wovon sollen wir denn leben? Wir haben gar nichts mehr?“ Brach es nun doch aus mir heraus. „Jessica hast du denn noch nie mitbekommen, wie das im Zeugenschutzprogramm so läuft? Du bekommst von der Polizei ein völlig neues Leben verpasst mit allem Drum und Dran. Neue Namen, neue Jobs, neues Heim und so weiter.“ Erklärte er mir wissend. Klar hatte ich das alles schon im Fernsehen gesehen, oder irgendwo gelesen. Aber nun betraf es mich selbst. Wenn man der Betroffene ist, klingt das alles nicht mehr einfach, sondern nur noch grausam. „Willst du mir jetzt erzählen, dass Perron es geschafft hat uns innerhalb einer Nacht und einem halben Tag, eine neue Existenz zu schaffen? Das geht doch gar nicht.“ Erwiderte ich deshalb. „Ich weiß es nicht. Aber es ist auch egal. Wir haben nämlich keine andere Wahl, als uns auf ihn zu verlassen, oder weiterhin auf eigene Faust auf der Flucht zu sein. Die zweite Variante ist die denkbar schlechtere, findest du nicht?“ Gab er zurück. „Ja mag sein. Trotzdem hätte ich gerne ein bisschen Mitspracherecht bei der ganzen Sache gehabt. Jetzt werde ich einfach in ein anderes Land transportiert und muss die Tatsache hinnehmen, dass niemand davon erfahren darf. Ich wurde ja noch nicht einmal gefragt, ob ich überhaupt bei dir bleiben will.“ Stellte ich missmutig fest.
    Das saß. Victor sah aus als hätte ich ihm gerade mitten ins Gesicht geschlagen. So wollte ich es nicht ausdrücken, doch jetzt konnte ich meine Worte nicht mehr zurücknehmen. Wortlos stand er auf und ging ins Schlafzimmer, wohin ich schon am Vormittag geflüchtet war. „Oh Gott, wie kannst du nur so blöd sein.“ Schalt ich mich im Stillen und das schlechte Gewissen plagte mich. Doch ich wusste, jedes weitere Wort wäre im Moment vergebens. Deshalb gönnte ich ihm genau die Privatsphäre, welche er mir die letzten Stunden zugestand. Eine halbe Stunde später, ertönte das ausgemachte Klopfzeichen an der Tür und Magistrado Perron trat ein. Er hatte leider unpassend gute Laune und fragte fröhlich. „Na ist das junge Paar bereit für sein neues Leben in Paris, der Stadt der Liebe?“
    Die Schlafzimmertür flog krachend auf und Victor murrte zynisch. „Können wir auch getrennt fliegen und es ist notwendig, uns unabhängige Identitäten zu besorgen.“ Erstaunt sah der Beamte ihn an. „Oh nein, sie werden als Ehepaar in den Flitterwochen einreisen und erst einmal in einem schönen, abgelegenen Hotel untertauchen. Aber wenn das ihr Wunsch ist, werde ich natürlich dafür sorgen, dass sie danach getrennte Wege gehen.“ Mir war ganz flau im Magen. Ausgerechnet Paris, was für eine Ironie. Am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen. Meine komplette Welt brach um mich herum auseinander und der einzige Mensch, der bis jetzt zu mir stand, wandt sich gerade durch eine unbedachte Äußerung von mir ab. Schweigend gingen wir zum Auto und kletterten auf den Rücksitz. „Sie müssen sich keine Sorgen machen“, sagte Perron an mich gewandt. „Im Kofferraum befinden sich zwei gut gefüllte Taschen mit Kleidung und allem, was sie fürs Erste benötigen.“ Er drehte sich um und wir brausten los zu Valencias Flughafen.
    Am Check-In, wurde ich ganz unruhig, handelte es sich doch um gefälschte Pässe, die wir von dem Polizisten erhalten hatten. Die Dame betrachtete diese jedoch nur oberflächlich und druckte uns die Tickets aus. Das war die erste Hürde. Noch einmal stand eine Passkontrolle an, doch Perron sagte uns. „Alle Behörden sind informiert, wer ihr seid. Ihr steht auf der Diplomatenliste und könnt somit ungehindert Valencia verlassen und in Paris einreisen. Solltet ihr irgendwelche Probleme haben, dann meldet euch über das von mir erhaltene Handy.“ Mit diesen Worten reichte er uns die
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