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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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hin?«, fragte sie verwirrt, als sie ihrer Stimme wieder trauen konnte.
    »Na, in die Küche natürlich. Ich glaube, sie braucht ein Fläschchen.«
    Susannah starrte ihn an. »Dann darf ich bleiben?«
    Er war bereits im Begriff zu gehen und warf ein kurzes »Vorerst« über die Schulter, ehe er zu einer Flügeltür strebte, die nach draußen führte.
    Susannah blieb noch einen Moment stehen, dann machte sie sich auf den Weg zur Treppe. Sie beeilte sich für den Fall, dass
    Mr. Fairgrieve es sich doch noch anders überlegen könnte und sie bat zu verschwinden.
    Nach ein paar Umwegen fand sie die Küche und war beeindruckt, einen Kühlschrank mit einem Krug kalter, cremiger Milch, außerdem Käse, Eier und andere Vorräte vorzufinden.
    Ohne auf ihren eigenen Hunger zu achten, legte Susannah das Kind behutsam in einen Schaukelstuhl am Fenster, suchte in den Schränken nach Flasche und Sauger, schürte ein Feuer und machte sich daran, das Essen des Babys zu erwärmen.
    Sie saß im Schaukelstuhl und fütterte das Baby, als Mr. Fairgrieve über eine Hintertreppe in die Küche kam, vor ihr stehen blieb und sie eine Weile mit nicht zu deutender Miene beobachtete.
    »Sie kennen sich mit Babys aus«, stellte er schließlich fest.
    Sie lächelte. »Ja. In St. Mary's wurden viele Kinder aufgezogen, und ich habe bei der Pflege geholfen, bis sie adoptiert wurden.«
    Er runzelte die Stirn. »St. Marys?«
    Er wirkte ernstlich verwirrt. Julia musste ihm doch von der Schule, den Nonnen und den Mädchen in Not erzählt haben, die dort Zuflucht gesucht hatten? »Wo Ihre Frau und ich einander kennen gelernt haben«, setzte sie erklärend hinzu.
    Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich ihr gegenüber, sodass ihre Knie sich fast berührten. »St. Marys«, wiederholte er, als könnte ihm die Wiederholung des Namens Aufschluss geben.
    Susannah fuhr fort, sacht hin und her zu schaukeln, das Baby satt, schwer und milchduftend im Arm, auch wenn ihr Herz schneller schlug. Julia war bekannt dafür gewesen, dass sie aus ihrem Wunsch heraus, irgendwo dazuzugehören, die eine oder andere kleine Lüge erzählt hatte. Auch war sie zuweilen recht eigennützig gewesen, aber sie hatte Aubrey doch sicher von ihrer Kindheit erzählt? Oder nicht? Ehe Susannah etwas sagen konnte, sprach Mr. Fairgrieve erneut.
    »Sagen Sie«, bat er, »wer genau war meine Frau?«
    Susannah war wie vor den Kopf gestoßen. »Wie bitte?«
    Er verschränkte die Arme. »Ich hätte gerne eine Beschreibung von ihr - aus Ihrer Sicht.«
    Also hatte sie ihm etwas bedeutet, auch wenn Julia etwas anderes behauptet hatte. Susannahs Herz zog sich zusammen, und sie lächelte traurig bei der Erinnerung. Sie seufzte. »Julia hat es gehasst, in St. Marys zurückgelassen zu werden - ich glaube, sie wusste, dass ihre Mutter nie mehr wiederkommen würde.«
    Mr. Fairgrieve beugte sich aufmerksam vor, sagte jedoch nichts.
    »Sie war Schauspielerin - Julias Mutter, meine ich -, und ich nehme an, daher hatte Julia ihr Temperament. Sie war - nun, ein bisschen exaltiert.«
    Aubrey hob die Augen kurz gen Himmel. »Ich glaube, das ist noch untertrieben.«
    Susannah hatte das Gefühl, ihre Freundin verteidigen zu müssen. »Wenn Sie dabei gewesen wären, wenn Sie gesehen hätten, wie sie geweint und sich an das Eisentor geklammert, ihre Mutter angefleht hat, zurückzukommen...« Sie schloss die Augen, aber die Erinnerung war so klar, als hätte sich das alles eben erst ereignet, obwohl mittlerweile vierzehn Jahre vergangen waren. »Die Nonne musste Julia hereinzerren. Sie machte weiter, bis ihr übel wurde. Man gab ihr Laudanum, damit sie sich beruhigte, und dennoch war sie in einem solchen Zustand, dass sie ein paar Tage auf der Krankenstation bleiben musste.«
    Mr. Fairgrieve zuckte mit keiner Wimper. »Dann ist St. Marys ein Waisenhaus?«
    Susannah nickte. »Und eine Schule und ein Hospital.«
    Er saß eine Weile ruhig da und verarbeitete das, was sie ihm erzählt hatte. »Und Sie?«, fragte er dann.
    »Ich?« Sie war verwirrt.
    »Wie sind Sie dorthin gekommen? Zu dieser ... Schule, meine ich.«
    Susannah biss sich auf die Unterlippe. »Ich bin dort groß geworden.« Sie blickte auf das Baby hinunter und schaukelte es ein bisschen schneller. »Eines dieser Kinder, über die man in den Groschenromanen liest - auf der Treppe in einem Körbchen gefunden, nur dass es bei mir eine alte Obststiege war.«
    »Das tut mir Leid.«
    Sie schwieg entrüstet, obwohl Freundlichkeit in seiner Stimme
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