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Im Bann der Liebe

Im Bann der Liebe

Titel: Im Bann der Liebe
Autoren: Linda Lael Miller
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mitgeschwungen hatte. »Das braucht es nicht, ich war sehr glücklich in St. Marys. Die Nonnen waren freundlich, und ich habe eine gute Erziehung bekommen.«
    »Sie haben nicht geheiratet.« Es mochte eine Frage oder eine Feststellung sein, so wenig Bedeutung gab er den Worten.
    Susannah spürte die altbekannte lähmende Leere in sich und verdrängte sie rasch. Das Baby schlief jetzt satt und zufrieden. »Nein«, erwiderte sie schließlich. »Nach der Schule habe ich als Gesellschafterin gearbeitet, und irgendwie war nie Zeit für etwas anderes.«
    Er seufzte tief und fuhr sich mit der Hand durch sein Haar. »Bis Sie Ihre Arbeit aufgegeben haben, um hierher zu kommen nach Seattle.«
    Am liebsten hätte Susannah geweint, aber sie erlaubte sich diese Erleichterung nicht, aus Angst, nicht wieder aufhören zu können. »Es war das Mindeste, was ich tun konnte. Julias Briefe ...«
    »Ich kann mir Julias Briefe gut vorstellen«, unterbrach er sie müde und angewidert. Er sah aus, als ob er noch etwas sagen wollte, ließ es dann aber sein.
    »Ich werde Ihnen nicht zur Last fallen, Mr. Fairgrieve«, versicherte Susannah, vielleicht etwas zu rasch. Sie besaß ihren Stolz, aber wenn nötig, würde sie sich demütigen lassen. »Falls Sie mir erlauben, Julias Piano zu benutzen, kann ich Musikstunden geben, und für Unterkunft und Verpflegung werde ich natürlich bezahlen.«
    »Und all das«, fragte er, während er sich erhob, »für das Kind von Fremden?«
    »Julia war keine Fremde«, widersprach Susannah.
    »Nein«, gab Aubrey zurück, »Julia nicht!« Er schwieg einen Moment. »Haben Sie keine Angst davor, mit dem Mann, den Julia aus mir gemacht hat, unter einem Dach zu leben?«
    Sie begegnete seinem harten Blick, standhaft, ohne auszuweichen. »Ich kann auf mich aufpassen«, erwiderte sie. »Meine ganze Sorge gilt diesem Baby. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich sie gerne Victoria nennen. Sie sollte einen Namen haben.«
    »Nennen Sie sie, wie Sie wollen«, gab Aubrey kühl zurück.
    »Arme Julia«, entfuhr es Susannah.
    Fairgrieve beugte sich vor, bis seine Nase die Susannahs fast berührte. »Die arme Julia«, höhnte er und imitierte ihre Stimme, »möge sie in Frieden ruhen, hat sich um niemanden gekümmert außer um sich selbst. Ihre größte Sorge das Kind betreffend war, dass die Schwangerschaft ihrer Figur schaden könnte. Also, was immer Sie tun wollen, verschwenden Sie Ihre Sympathie nicht an meine verstorbene Frau.«
    Susannah schreckte zurück angesichts seiner kalten Wut. Gut, sie hatte gewusst, dass Julia in dieser Ehe nicht glücklich gewesen war, zumindest nicht am Ende, aber sie hatte nicht geahnt, dass so viel Verbitterung und Ablehnung dahinter steckte. »Ich möchte nicht über den Charakter meiner Freundin diskutieren, weder mit Ihnen noch mit jemandem sonst. Julia hat sich auf die Geburt gefreut und hat Sie sehr geliebt, zumindest am Anfang ihrer Ehe, das weiß ich aus ihren Briefen.«
    Fairgrieves Gesicht verriet Verachtung, und doch kam er ihr höchst attraktiv vor - ein Widerspruch, der Susannah nicht wenig beunruhigte. »Julia wusste nicht einmal, was Liebe war«, fauchte er. »Von dem Moment an, da sie sicher war, schwanger zu sein, hat sie diesen Umstand beklagt und mich als Lüstling beschimpft, der keine Rücksicht auf ihre Konstitution nimmt.« Er stieß scharf den Atem aus. »Als ob ich irgendetwas damit zu tun gehabt hätte.«
    Susannahs Augen wurden groß, aber sie weigerte sich, die Anspielung mit einer Antwort zu würdigen. Niemand war vollkommen, auch Julia nicht, sie war in gewisser Weise sogar recht oberflächlich gewesen, aber sie hatte auch viele gute Eigenschaften besessen. Wenn Aubrey Fairgrieve ihr Mann gewesen war, war er ohne Frage auch der Vater dieses Kindes, und damit war die Sache für Susannah entschieden.
    »Wir scheinen hier über zwei verschiedene Frauen zu sprechen«, sagte sie schließlich ruhig. »Sie kannten die eine Julia und ich die andere.«
    »Offenbar«, stieß er hervor.
    Sie drückte das Kind an sich und las in seinem Blick, dass er die Geste richtig als eine Erklärung verstanden hatte. Sie erhob Anspruch auf einen Platz im Herzen und in der Zukunft dieses Kindes. Sie erkannte auch seinen stummen Widerstand gegen jede Geste des Nachgebens.
    Anscheinend hatte Julia zumindest teilweise Recht gehabt, als sie verbittert eine Seite ihres Mannes geschildert hatte. Er war dickköpfig und jemand, der es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen.
    Lange sah er sie
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