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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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Menschen, dafür wart ihr aber erfindungsreicher.« Loo machte eine alles umfassende Geste. »Computer, die schneller denken können als jeder Dan, Flugzeuge, die höher fliegen als jeder Gargoyle, Fernseher – phantastisch – alle Lemuren lieben Gruselfilme … und den Zauberwürfel nicht zu vergessen.«
    »Zauberwürfel«, echote Timothy.
    »Weißt du, das ist ein sechsfarbiger Würfel. Einen Zauberwürfel kann man durch Drehen in immer neue farbliche Konstellationen bringen. Ein wunderbarer Zeitvertreib. Dabei muss man versuchen –«
    Timothy verdrehte die Augen. »Ich weiß, was ein Zauberwürfel ist. Aber, was zum Teufel, sind Lemuren?«
    »Nicht unterbrechen! Es ist schon so schwierig genug in der Kürze der Zeit«, schimpfte Loo. »Also, Lemuren … tja, das bin ich. Ich bin ein Lemur, ein Color genauer gesagt«, erklärte er mit stolzgeschwellter Brust. »Wir sind eine eigene Wesensart für sich, anders als Menschen, und doch in vielen Dingen gleich.«
    »Hä?«
    »Na, wir haben wie ihr Hände und Füße.« Loo zappelte wie zum Beweis wild mit beiden Stummelbeinchen.
    »Zumindest bist du ziemlich merkwürdig«, meinte Timothy.
    »Das ist deine Meinung«, erwiderte Loo gekränkt, versenkte seine Hand erneut in der Schachtel mit dem orangefarbenen Zuckerzeug und versuchte, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. »Auf jeden Fall hat es irgendwann richtig gekracht schwischen«, Loo würgte einen großen Kürbismarshmallow herunter, »zwischen den Lemuren und den Menschen. Einige unserer Vorfahren hatten es wohl etwas übertrieben.« Er knirschte dabei schuldbewusst mit den Zähnen, als wäre er für die Geschehnisse verantwortlich gewesen. »Erst fiel ein Valide irgendwo ein und vernichtete eine ganze Legion, ein Niptrade löste wieder mal eine Sintflut aus und zerstörte dabei eine eurer Städte, nur weil sein Nachbar ihm noch Geld schuldete.«
    »Eine Sintflut …«, wiederholte Timothy.
    »Endlich verstehst du«, sagte Loo erleichtert.
    Timothy klappte den Mund auf. Heraus kam nur ein »Ääääh…«
    »Da war's natürlich vorbei mit dem Frieden.« Loo sah auf die Uhr. Sie mussten bald aufbrechen, es war wohl besser, die ganze Geschichte abzukürzen. »Das Ende vom Lied war, dass man uns Hexerei vorwarf. Uns! Nicht etwa den Hexen. Mit den Hexen hingegen schloss man einen Pakt, der uns von der Oberfläche verbannte.«
    Loo starrte einige Sekunden grimmig vor sich hin. Auch wenn er zum Zeitpunkt der Geschehnisse noch lange nicht geboren war, gehörten sie für jeden Lemur zu dem dunkelsten Kapitel ihrer Geschichte.
    Timothy schluckte hörbar. Er wirkte, als müsse auch er das Gesagte erst verarbeiten. Mit erkennbarem Ernst sah er seinen Freund an. »Hexen? Was meinst du mit verbannt?«
    »Vergiss die Hexen! Wichtig für dich ist, dass wir eure Welt nicht mehr betreten können. Also, nicht richtig. Wir können zwar in die Häuser, zu denen wir einen Zugang finden, aber es ist uns unmöglich, unter freien Himmel zu treten.«
    »Unter freien Himmel treten«, wiederholte Timothy stumpf und wurde bei jedem Wort von Loo bleicher.
    »Ich schätze, wir müssen jetzt los!« Loo klatschte sich auf die Schenkel. »Noch Fragen?«
    Geistlos stierte Timothy auf Loos zweifarbige Schnabelschuhe, die unruhig vor ihm wippten. »Wieso ich?«
    »Du?«
    »Du weißt schon, Loo! Wieso kann ich dich sehen und andere nicht?«
    »Natürlich, das ist ja das Wichtigste!«, rief Loo und seine Augen weiteten sich jäh. »Irgendwann müsst ihr Menschen wohl die Fähigkeit verloren haben, uns Lemuren wahrzunehmen. Wahrscheinlich hängt es mit den Bann zusammen, den die menschlichen Hexen uns aufgebürdet haben. Du weißt schon … nicht unter freien Himmel treten und so …«
    Timothy schüttelte den Kopf.
    »Wie auch immer«, meinte Loo knapp, »wir wissen nur, dass du, Timothy, die große Ausnahme bist.«
    »Aber – wenn es noch mehr Lemusen –«
    »Lemuren!«
    »Lemuren gibt … wo sind die?«
    »Oh! Unter der Erde natürlich – viele Bartlängen unter euch.«
    »Hchi-«, kiekste Timothy und starrte auf den Fußboden, als erwartete er, dass sich jeden Moment ein Fahrstuhl nach unten auftun würde.
    »So, das waren genug Fragen«, schloss Loo. »Wir müssen los – Hier, zieh das an!«
    Loo schleuderte Timothy ein flaches Päckchen entgegen, das, in graues Papier gewickelt, zu seinen Füßen gelegen hatte. Timothy ließ das Päckchen an sich abprallen und bohrte stattdessen den Finger in sein Kinngrübchen, was er immer tat, wenn
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