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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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Wann breche ich auf?«
    Loo war voller Vorfreude. Dreizehn Jahre lang hatte er seinem Freund die Existenz der Lemuren und ihrem Reich vorenthalten müssen. Er war sogar dabei gewesen, als der Junge Laufen gelernt und immer wieder nach den Glöckchen seiner Zipfelmütze gegriffen hatte. Damals hatte Loo erkannt, dass das Kind ihn sehen konnte. Und jetzt war der Moment gekommen, an dem Loo Timothy endlich die Gewissheit geben konnte, dass alles real war, was dieser gesehen hatte. Das und noch viel mehr! Jetzt wollte er keine Minute länger warten! Er war fast froh darüber, dass es seinem Freund, Timothy nicht möglich war, das Haus zu verlassen, denn auch Lemuren konnten sich nur in Höhlen oder Häusern aufhalten, nie jedoch unter freien Himmel treten, und so war sich Loo sicher, Timothy anzutreffen.
    Darius lachte. »Nicht so ungeduldig, junger Loo. Zunächst sollten wir ein paar Sachen für den Menschen Timothy schneidern lassen. Er sollte nicht zu sehr auffallen, wenn er sich hier umtut, nicht wahr? Außerdem müssen wir noch das Problem mit der Zeitdifferenz überdenken. Keiner von uns weiß, wie er darauf reagieren wird.« Darius kratzte sich am Kinn. »Ja, ich denke, zwei Diare wirst du dich noch gedulden müssen.«
    Loo wirkte betrübt, doch Darius zwinkerte ihm aufmunternd zu. »Nun geh und erzähle es deiner Familie, sie soll sich vorbereiten. Der Mensch wird zunächst bei dir wohnen.«
    · ~ ·
    Timothy schlief schlecht. Er träumte wirr und wachte von fürchterlichem Jucken und Zwicken geplagt auf. Gerädert rieb er sich die Augen und sah auf den mondbeschienenen Wecker. Es war noch vor Mitternacht.
    »Was für ein merkwürdiger Traum. Der totale Irrsinn.«
    Timothy musste an Elsa denken, die behauptete, Träume hätten eine tiefere Bedeutung. »Alles macht Sinn, und es gibt viele Symbole, die für alles Mögliche stehen, weißt du?«, hatte sie eines Tages gewichtig zu ihm gesagt. Timothy erinnerte sich vage, dass Elsas Ansicht nach der Tod für Veränderung stehe und Ungeziefer für einen unerwarteten Geldsegen.
    »Welchen Sinn haben bloß Fellmonster mit Maßbändern?«, murmelte Timothy schlaftrunken.
    Er schaltete das Licht ein, setzte sich auf und lugte vorsichtig unter die Decke, nur um sicherzugehen, dass es tatsächlich ein Traum gewesen war.
    Zierliche, hamstergroße Wesen, mit Maßbändern in den Fäustchen, waren auf seinem Bett herumgesprungen und unter die Decke gekrochen – bis in seinen Pyjama hinein. Dabei hatten sie mal sein Bein, mal seinen Finger in die Höhe gehoben, um sämtliche Gliedmaßen genauestens zu vermessen.
    Timothy hatte den Geschöpfen dabei entgeistert zugeschaut, sich aber nicht rühren können. Eine der Kreaturen hatte mit gekreuzten Beinen auf seiner Brust gesessen. Sie hatte eine so flache Nase, als wenn jemand sein kleines Gesichtchen mutwillig plattgedrückt hätte. Seine Augen waren groß und staunend gewesen und hatten Timothy unablässig fixiert. Ansonsten bestand das Wesen eigentlich nur aus Haaren. Lange, struppige Haare auf dem Kopf, aus denen spitze Öhrchen ragten, und kurze, struppige Haare um den tropfenförmigen Körper, der von zwei kurzen Beinchen mit Plattfüßen getragen wurde.
    Timothy erinnerte sich plötzlich an jedes Wort, ganz so, als wäre es real gewesen.
    »Ich glaube, er sieht uns, er kann uns sehen, denke ich. Er schaut mir direkt in die Augen«, hatte das Wesen auf seiner Decke mit hohem Stimmchen gequiekt. »Beeilt euch, Männer, er scheint wach zu sein.«
    »Wir sind fast fertig, nur noch den rechten Fuß«, hatte ein Winzling gepiepst.
    »So, kann losgehen! Wir haben alles«, hatte ein anderer unter der Bettdecke hervorgewispert.
    Daraufhin waren gut ein Dutzend der haarigen Kreaturen aus seinem Bett geschossen und mit flatternden Maßbändern in den Händchen davongehuscht.
    Timothy schüttelte sich. »War zumindest das Merkwürdigste, was ich je geträumt habe«, sagte er zu sich selbst.
    »Was war das Merkwürdigste, das du je geträumt hast?«
    »Loo!«
    Ein Strahlen erhellte Timothys Gesicht, als er sah, wer ihm vom Sessel aus entgegenblickte. Dort saß ein kleiner, untersetzter Kerl mit struppigem, rotbraunem Haar und spärlichem Bart. Er lachte übers ganze Gesicht.
    »Timothy – mein Freund!« Das Männlein sprang hoch. Auf seinem etwas zu großen Kopf wippte ein spitzes, rotes Filzhütchen, an dem allerlei Glöckchen bimmelten.
    Die Gestalt bot einen komischen Anblick. Der Bauch so rund, als hätte sie einen Medizinball
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