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Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)

Titel: Im Bann der Drudel (Auf der Suche nach dem magischen Buch) (German Edition)
Autoren: Kim Kestner
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… ich glaube, irgendetwas stimmt nicht. – Godo, was hat das zu bedeuten?« Timothy fixierte den breiten Rücken des Riesen, der unbeweglich am Fenster stand.
    »Godo! Sag was!«
    Langsam drehte sich der Hüne zu ihm und suchte mit zusammengekniffenen Augen das Zimmer ab. Jeder Muskel seines Körpers war angespannt, die Hände hielt er zu Fäusten geballt.
    Timothy drehte sich blitzartig um die eigene Achse. Sein Atem ging schnell und stoßweise. »Was passiert hier?«, schrie er mit aufgerissenen Augen.
    Godo packte ihn am Arm. »Ich hab nich den blassesten Schimmer. Aber unter freiem Himmel solltest du sicher sein. Schnell, Mensch! Du musst raus!«, donnerte er und gab dem Jungen einen Stoß Richtung Tür.
    Timothy stieß gegen sie, rüttelte verzweifelt an der Klinke, dachte an die ganzen verschlossenen Türen und vergitterten Fenster, die noch vor ihm lagen, als plötzlich ein Schatten über sein Gesicht fiel. Er fuhr herum, sah jedoch nur Godo, in dessen Gesicht nichts als blankes Entsetzen stand.
    »Nicht der Junge, nicht jetzt!«, schrie er und stürzte blindlings nach vorn. Dabei hieb er mit den Fäusten durch die Luft, ohne dass erkennbar war, wen er eigentlich treffen wollte.
    »Die verdammte Tür klemmt!«, rief Timothy verzweifelt und sah mit Grauen, wie sich das Eis von der Fensterbank über sein Bett, die Umzugskartons, einfach alles ausbreitete.
    »Neeeeeeiiiin!«, brüllte Godo und war im gleichen Moment bei ihm. Seine Hand griff nach der Klinke.
    Timothy Körper spannte sich, bereit zur Flucht, aber die Tür öffnete sich nicht. Godos ausgestreckter Arm war von silbrig-weißen verflochtenen Fäden überzogen, die sich knisternd ausbreiteten. In kürzester Zeit überspannten sie seinen kräftigen Oberkörper, erfassten die behaarten Beine, umschlossen seine zahllosen Bartzöpfe, um einen kurzen Atemzug später auch Augenbrauen und Stirn mit frostigem Reif zu bedecken.
    »Godo! Komm schon!«, keuchte Timothy, der nicht fassen konnte, was er sah. »Was ist hier los?«
    Doch durch die Eisschicht blickte Timothy in Godos wutverzerrtes Gesicht, das ihm mit zum Schrei geöffnetem Mund und seltsam verdrehten Augen leblos entgegen starrte.
    Timothys Arm zitterte, als er seine Hand nach dem Riesen ausstreckte. Aber kaum, dass er ihn berührt hatte, fiel dessen vereister Körper raschelnd in sich zusammen – fast wie verbranntes Papier.
    Fassungslos blickte Timothy auf den hellgrauen Rückstand, der eben noch Godo gewesen war. Timothy wollte seinen Augen nicht trauen und glaubte seinem Verstand nicht, und tatsächlich, als er sich umsah, war wieder alles so, wie es sein sollte. Um sicherzugehen, sprang er zum Fenster, das so klar war, als hätte Elsa es eben geputzt. Der Reif war verschwunden. Ungehindert gab das Glas den Blick auf die Straße frei, und in der Ferne sah Timothy zwei kleine Vampire, die auf ein Haus zusteuerten, vor dem sich drei gigantische Kürbisse türmten. Als er sich umblickte, war selbst die graue Asche verschwunden.
    Das konnte nicht sein! Alles war so greifbar gewesen! Timothy ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Doch so sehr er auch suchte, er fand nirgends einen Beweis dafür, dass es Godo wirklich gegeben hatte. Traurig ließ er sich auf das Bett sinken, zog die Decke fest über die Schultern und starrte auf die Umzugskartons, durch die Godo vor wenigen Stunden in sein Leben getreten war.
    Kurz bevor ihn die Müdigkeit in einen gnädigen Schlaf zwang, fiel ihm der Kuchen wieder ein.
    »Die Krümel … der Kuchen … Elsa hat es gesehen«, murmelte er.
    Timothy lächelte. Gleich am nächsten Morgen würde er sich ein Herz fassen und Elsa gestehen, dass nicht er den Kuchen gegessen hatte. Vielleicht würde sie ihm dann Glauben schenken.
    · ~ ·
    Als der silberne Rauch sich langsam verflüchtigte, warf der schwarzäugige Malignus Darius einen vernichtenden Blick zu. Einige Sekunden lang sahen sich beide intensiv an, und es hatte fast den Anschein, als unterhielten sie sich im Geiste. Dann riss der Blickkontakt ab.
    Darius verzog schmerzverzerrt das Gesicht und krümmte sich zusammen. »Malignus, es ist Euch nicht erlaubt, Eure Gabe in diesem heiligen Raum einzusetzen!«, stöhnte er.
    »Dann haltet Euch von meinen Gedanken fern, Ältester!«, erwiderte Malignus bedrohlich leise. Er verlor niemals die Beherrschung. Aber jedermann wusste auch, dass er trotzdem zum Schlimmsten fähig war. Wenn er sprach, lag eine Entschiedenheit in seinen Worten, die erahnen ließ, dass
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