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Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)

Titel: Im Auge des Tribuns: Ein Kriminalroman der etwas anderen Art... (German Edition)
Autoren: Per Matthias Griebler
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Augenblick hatte Miller wieder dieses Gefühl, als würde sich jemand exzessiv durch ihre Gedanken wühlen – diesmal hauptsächlich durch Erinnerungen an das Jahr 1984 und ein eigentlich längst verdrängtes Jugenderlebnis im Zusammenhang mit Honig, einen VW-Käfer und einer schlecht funktionierenden Handbremse.
    „Ihr gefallt mir! Oh ja!“, fuhr die Stimme nun fort, und ehrfürchtig öffnete Lysanns angetretene Truppe in ihrer Mitte ein Spalier.
    Miller schluckte.
    Es war Abramowitsch, beziehungsweise der Tribun Andronicus – der zum Leben erweckte Wahnsinnige und nebenbei auch Verursacher der achso geliebten Tinitus-Attacken.
    „Nun ja …“ Miller räusperte sich. „Wenn gleich wir auch auf verschiedenen Seiten stehen, aber …“, sie nickte ihm zu. „ich nehm‘ das mal als Kompliment.“ Und mit einem leichten Gefühl der Zufriedenheit sah sie an sich runter. Wenigstens einer hier, der mal bemerkte, dass sie wieder intensiv Sport trieb.
    „Doch nicht Ihr, Weib …“, folgte dann in der nächsten Sekunde jedoch schon wieder mit abwertendem Unterton der verbale Tiefschlag. Und mit einem großen Ausfallschritt stieg Andronicus über sie hinweg.
    „Ihr dort!“ Sein Arm zeigte auf Zander. „Ihr gefallt mir!“ Lustvoll leckte er sich über die Lippen. „Ein prachtvoller Bursche!“
    „Ich? Äh …“ Zander schluckte angewidert. „Ehrlich also“, er räusperte sich leise, „ich fühl mich ja geschmeichelt, und nicht, dass ich irgendwas gegen die homoerotische Liebe einzuwenden hätte, aber“, er schaute nach links, „wie wärs denn mit – oh …“ Er stockte.
    „Sucht Ihr jemanden?“ Andronicus sah ihn lustvoll an.
    „Ich?“ Zander lächelte unschuldig. „Höchstens ein Loch, in dem ich mich verkriechen könnte …“, antwortete er dann resignierend. Horn – er war verschwunden. Allem Anschein nach war er gar nicht mit ihnen in die Tiefe gefallen.
    „Sie wollen also seinen Körper?“, lenkte Miller nun wieder auf Andronicus Uranliegen zurück. „Verstehe ich das richtig?“
    „So ist es, Weib …“ Der Tribun nickte. „Oder habt Ihr etwa irgendwelche Einwände hervorzubringen?“
    „Ich?“ Unschuldig hob Miller die Handflächen nach oben. „Nicht im geringsten!“ Sie schüttelte heftigst den Kopf. Und ja, irgendwo konnte sie es ja sogar verstehen. Abramowitschs Hülle sah wirklich schwer benutzt aus. Zwar trug er mittlerweile ein frisches weißes T-Shirt, doch bei grellem Gegenlicht konnte man trotzdem noch durch die Innereien schauen.
    „Nur eines vielleicht“, fuhr sie dann zögerlich fort, „wollen Sie wirklich den Rest Ihres Lebens unter einer zwanghaften Desinfektionsparaneua verbringen?“ Sie grinste Zander breit an. „Ich meine ja nur …“
    „Desinfektionspara-was?“
    „Schluss jetzt!“, brüllte Lysann nun endlich. „Bin ich denn hier beim Shopping-Kanal?“
    „Na ja“, entgegnete Miller schnippisch, „Sie haben doch wohl damit angefangen, oder?“
    „Papperlapapp! Ruhe jetzt!“ Lysann atmete tief durch. „Und ja, natürlich, Feldherr – Ihr könnt den Körper haben!“, fuhr sie dann in gemäßigtem Ton weiter fort. Andronicus stechender Blick war ihr nicht entgangen.
    „Nur bitte, gebt mir alle mal drei Minuten um mich wieder zu sammeln!“ „Hört, hört …“ Miller sah ihre Widersacherin herausfordernd an. „Ist das dann jetzt der Moment, wo Sie uns offenbaren, was Sie hier eigentlich vorhaben?“ Sie schaute sich um. „Ich meine, mit Ihrer Herz-Lungen-Plantage hier?“
    „Meine was bitte? Ach so …“ Überlegen stemmte Lysann die Hände in die Hüften. „Sie denken also wie im Film, da wo die Bösen alles ausplaudern, weil sie glauben, dass die Guten ja eh versagt haben und am Ende – nein, nein …“, sie grinste diabolisch, „halten Sie mich bitte nicht für naiv! Das wäre ein grober Fehler … Herr Labonde?“ Sie warf ihrem Schergen einen gelangweilten Blick zu. „Haben Sie denn nicht irgendeine Idee, wie wir Miss Miller hier artgerecht ins Jenseits befördern können?“
    „Entschuldigen Sie, Frau Kessler, wenn ich mich einmische, aber“, das Spalier aus Lysanns Söldner-Truppen öffnete sich erneut und ein weiterer, bis dato noch unbekannter Mann betrat das Spielfeld.
    Und dieser unterschied sich vom Rest der Anwesenden gewaltig. Nicht nur optisch, sondern auch in seiner Art zu reden. Ein wenig erinnerte jene an die eines verarmten Landadeligen, allein schon wie er die einzelnen Silben beleckte. Definitiv aber war er
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