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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers
Autoren: Jorun Thoerring
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wusste sie, dass nur noch ein Wunder sie retten könnte. Sie hatte ihren Mantel an, aber zitterte erbärmlich vor Kälte und Angst. In ihrem Mund steckte ein Stofffetzen und drückte gegen den Rachen. Nancy kämpfte permanent gegen den Brechreiz an. Ihre Handgelenke brannten.
    Zu ihren Füßen lag Jens Eide, auch er war gefesselt und geknebelt. Seine verängstigten, weit geöffneten Augen hatten erschrocken geblinzelt, als die Luke geöffnet und sie hineinbugsiert worden war. Sie verstand nicht, was der alte Saufbold hier machte. Aber ihr war klar, dass das ekelerregende Gas, das sich im Keller verbreitet hatte, etwas mit ihm zu tun haben musste.Sie hatte keine Ahnung, ob es Nacht oder Tag war. Die Kellertreppe knarrte. Nancy hielt die Luft an. Sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder ängstigen sollte.
    Die Schritte wurden lauter. Alter Sand knirschte auf dem Boden. Und dann hörte sie ein leises Knurren. Sie schauderte.
    »Nancy, Nancy. Dass Sie das aber auch so kompliziert für mich machen mussten. Ihr Anruf bei der Polizei hat mich doch ziemlich bei meiner Arbeit gestört.«
    Die Luke wurde geöffnet. Im selben Augenblick blendete sie das Licht einer Taschenlampe, aber sie gewöhnte sich schnell daran und die Umrisse der großen, dünnen Gestalt wurden klarer. Der Knebel wurde entfernt.
    »Wie um alles in der Welt kommen Sie eigentlich ins Haus?«, flüsterte sie heiser.
    »In letzter Zeit hatte ich gute Verwendung für die Kopie von Karls altem Schlüssel.« In dem engen Verlies klang die Stimme hohl. »Das kam in der Tat ziemlich häufig vor. Ich musste hier ein bisschen Kleinkram platzieren und auch ab und zu mal etwas ausleihen. Natürlich habe ich anschließend alles wieder an seinen Platz gebracht. Sie werden davon gehört haben.«
    Nancy hörte angestrengte Atemgeräusche.
    »Es tut mir leid, dass ich Ihnen das antun muss, Nancy. Es wird dasselbe Gas sein wie bei dem Schwelbrand von vorhin. Ich töte keinen von Ihnen. Der Schwelbrand tut es. Sie werden einfach einschlafen, völlig schmerzlos. Bis dahin bin ich in meinem Bett und morgen komme ich zurück, um zu untersuchen, was passiert ist. Ich fürchte, diese Brände in Fjelds Wohnhaus werden genauso ungelöst bleiben wie der Brand von 1969.«
    Nancy zerrte an den Stricken. Sie fühlte eine zunehmende Enge in der Brust und das Atmen wurde schwerer. »Sverre«, keuchte sie, während ihr Herz hämmerte und die Augen des Hundes im Dunkeln wie Kohlen glühten. »Tun Sie es nicht. Bitte!«
    Sein Daumen drückte auf das Feuerzeug, und die Flamme entzündete den Inhalt des Fasses mit einem leisen Zischen.
    Die penible Ordnung in Sverres Büro war von unerwartetem Nutzen. Übersichtlich sortiert und jederzeit griffbereit – so standen die Ordner im Regal und warteten förmlich darauf, aufgeschlagen zu werden. Eira interessierte sich für die Formulare zu Sverres Brandschutzkontrollen, und zwar vor allem in Einfamilienhäusern. Schnell hatte Eira sich zum Buchstaben F vorgearbeitet.
    Hier stand es schwarz auf weiß: Die Feuerstellen und elektrischen Anlagen bei Johan Fjeld waren am 18. Oktober um 13:00 Uhr überprüft worden.
    Eira hatte jetzt einige Mosaikteilchen des Falles zusammengesetzt. Es gab nur noch wenige Lücken.
    Am 18. Oktober gegen Mittag musste Karl gerade auf dem Weg zur Hütte und Johan kurz außer Haus gewesen sein. Die Brandschutzkontrolle in Johans Haus war von Sverre Wikan persönlich durchgeführt worden, obwohl diese Arbeit gewöhnlich von einem seiner Mitarbeiter erledigt wurde. Nancy war als Hausangestellte zugegen gewesen.
    »Berger, sieh dir das an. Meine Vermutung hat sich bestätigt. Dazu wollte ich dir ja vorhin im Auto schon was sagen. Ich erinnerte mich plötzlich an Nancys Antwort … damals, als ich sie gefragt hatte, ob oft Leute bei Johan vorbeigekommen sind. ›Fast nie‹, antwortete sie. Und dann sagte sie in etwa: › Nur das Übliche. Zeitungsbote, Post, Müllabfuhr … Ja, und eben auch die Brandschutzkontrolle!‹ Sie hatte das bloß so am Rande hinzugefügt. Aber das ist jetzt unser Stichwort.«
    Berger setzte sich. »Ich weiß nicht. Sie hätte ihn doch von früher kennen müssen.«
    »Nein, Nancy hat Sverre sicherlich nicht wiedererkannt. Er hatte jahrzehntelang nicht in der Stadt gewohnt. In Uniform wares für ihn also kein Problem, sich Zugang zum Haus der Fjelds zu verschaffen. Er durfte sogar in Karls Zimmer gehen. Immerhin steht dort ein alter Holzofen, sodass Nancy wohl keinen Verdacht geschöpft hat, auch
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