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Im Auge des Feuers

Im Auge des Feuers

Titel: Im Auge des Feuers
Autoren: Jorun Thoerring
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Gunhild.«
    Sie seufzte und schüttelte leicht den Kopf. »Ich war zu Hause.«
    »Frank hat Sie gesehen. Ich glaube, Sie hatten Angst, er würde Sie verraten.«
    Wieder spielte ein fast trauriges Lächeln um ihren Mund. »Frank war Alkoholiker.«
    Eiras Blick streifte die blasse, magere Hand, die auf seinem Arm lag. Er hörte ihre Stimme jetzt näher an seinem Ohr, aber gedämpft und betrübt. »Geht es Rita gut?«
    »Was wissen Sie über Rita, Gunhild?«
    »Ich habe Johan heute Morgen besucht. Er ist ja endlich frei, der arme Kerl.« Ihre Hand drückte seinen Arm. »Wissen Sie, als Sie Ritas Selbstmord verhindert haben, habe ich zum ersten Mal die Arbeit der Polizei bewundert.«
    »Selbstmord?«
    »Sie wollte ihn natürlich nicht wirklich durchführen. Ansonsten hätte sie niemals die Polizei verständigt.«
    »Wo waren Sie gestern den ganzen Tag, Gunhild? Und letzte Nacht?«
    Die hellblauen Augen blinzelten nicht ein einziges Mal. »Ich war am Strand, bin gewandert. Habe lange aufs Meer geschaut. Und dann Abschied von der Gegend genommen. War bei Freunden. Ich bin ja jetzt zum letzten Mal hier.«
    »Bei welchen Freunden?«
    Sie antwortete nicht.
    »Ich glaube, dass Sie den Abend, vielleicht auch den Tag, in Hella verbracht haben. Inkognito. Sie sind Rita gefolgt und wissen allzu genau, was mit ihr passiert ist. Sie waren um 23 Uhr noch nicht wieder in der Pension. Keiner hat Sie gesehen.«
    »Warum in aller Welt sollte ich Rita folgen?«
    »Rita ist im Begriff aufzuwachen. Wir werden ja bald hören, was sie sagt.«
    »Rita lügt und sie trinkt. Ihr kann man nicht vertrauen. Sie wird nicht mit dieser Schande leben können, jetzt, da all das an die Öffentlichkeit dringt. Sie wird die unglaublichsten Dinge behaupten, um sich selbst reinzuwaschen.« Gunhilds Hand lag immer noch auf seinem Arm. »Ich verstehe ja, Eira, dass Sie diesen zermürbenden Fall nun endlich abschließen wollen. Er existiert ja schließlich seit fast vierzig Jahren. Was für ein Triumph wäre es gewesen, wenn Sie ihn wirklich gelöst hätten.«
    »Wir haben ihn gelöst. Nur die Geständnisse von Ihnen undSverre fehlen, das ist alles. Wir glauben, dass Sverre den Stadtbrand von 1969 verursacht hat. Sie beide waren in der Brandnacht in dem Bürogebäude, in dem Oscar Wikan und Frank Eide verbrannt sind. Die Papiere, die bei der bewusstlosen Rita gefunden wurden, sprechen Bände über Sie. Sie glaubten, Sie würden bei Andreas Fjelds Tod Karls Anteil erben, es war von einem mehrstelligen Millionenbetrag die Rede. Sie wussten aber nicht, dass Andreas Fjeld sein ursprüngliches Testament geändert und Ihren Namen gestrichen hatte. Das hat er übrigens im Alter von achtundachtzig Jahren veranlasst, als er zum ersten Mal in seinem Leben krank wurde. Sein Anwalt hat das neue Testament in Verwahrung genommen.«
    Sie antwortete nicht.
    Eira holte tief Luft. »Gunhild, hören Sie. Sie könnten die Stadt vielleicht mit einem Rest von Ehre verlassen, wenn Sie sich zu einem Geständnis durchringen und uns erzählen, was 1969 wirklich geschehen ist.«
    Gunhild betrachtete ihn beinahe mitleidig. »Sie sind ein Träumer, Eira. Sie greifen nach Strohhalmen. Tun Sie das nicht. Das ganze Gerede von Papieren und Plänen, die weder bei Sverre noch bei mir zu finden sind. Ich habe gestern die Einsamkeit gesucht, weit weg von Hella. Ich habe mit niemandem gesprochen, das ist richtig. Mit diesen Ereignissen, die Sie untersuchen, bin ich aber seit langem fertig. Und mit den Menschen auch. Für meinen Sohn bin ich nicht verantwortlich. Diesmal verlasse ich Tromsø mit noch weniger Trauer als nach dem Brand von 1969.«
    Eira betrachtete ihre Augen. Sie waren trocken, und sie hatte den Blick in die Ferne gerichtet. »Aber soll ich Ihnen was sagen, ich bewundere Johan. Der hat viel durchgemacht. Ist unschuldig verdächtigt worden, genau wie ich.« Sie legte eine vielsagende Pause ein. »Wir verstehen uns ziemlich gut. Er kommt nächste Woche auf einen Erholungsaufenthalt zu mir nach Spanien.«
    Wortlos schob Eira ihre Hand von seinem Arm. Er stand auf und ging.
    Seine Finger waren so steif gefroren, dass er nur mit Mühe die Handytasten betätigen konnte. »Ihr könnt jetzt kommen. Fahrt mit ihr direkt zur offiziellen Vernehmung. Danach könnt ihr sie ins Hotel bringen. Ihr Flug nach Spanien geht heute Abend um sieben.«
    Am Friedhofstor blieb er stehen und sog die kalte Luft tief ein. Aslak Eira spürte, wie sein Puls sich langsam beruhigte. Dann griff er noch mal zum
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