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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe
Autoren: H Webber
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und mir im Bett durch den Kopf. »Nein, aber ich habe mal in einer Kindertagesstätte gearbeitet.«
    »Und ich dachte, ich hätte schon viel zu tun, um das Chaos im Zaum zu halten!« Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf den Blumentopf. »Die habe ich für Marilyn und Ruth Ann zusammengestellt. Wenn ich mich recht erinnere, waren Chrysanthemen Ruth Anns Lieblingsblumen.«
    Ich hielt die Schatulle hoch und sagte: »Vielen Dank, dass Sie sie Marilyn zurückgeben. Ich weiß nicht, ob Sie schon einmal etwas verloren haben, das Ihnen so wichtig war. Ich bin sicher, dass sie sich unglaublich darüber freuen wird, sie zurückzubekommen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Sie streckte die Hand aus. »Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Ms Valentine.«
    Als sich unsere Handflächen berührten, begannen die Bilder zu wirbeln. Ich schloss die Augen und kämpfte gegen das Schwindelgefühl an. Ein Lagerraum mit Kisten, einem schäbigen Sofa und einer kleinen Sitzecke mit zwei Tischen blitzte vor mir auf, und dann ein goldenes Medaillon an einer zerrissenen Kette, darin zwei Fotos.
    Bilder von Rachels Eltern.
    Ich öffnete taumelnd die Augen und zog meine Hand zurück. Mein Herz klopfte wie verrückt.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte sie und stellte den Blumentopf zurück auf die Bank. Dafür, dass ich bei der Berührung mit ihr das Medaillon sah, konnte es nur eine Erklärung geben. Nämlich, dass ich gerade der Person die Hand geschüttelt hatte, der es gehörte …
    Rachel.
    Ich sah ihr prüfend ins Gesicht und suchte nach Gemeinsamkeiten mit der jungen Frau, deren grobkörniges Foto Sean gefunden hatte.
    Als sie langsam die Augen zusammenkniff, konnte ich sie in ihrem Blick erkennen. Die tiefe Traurigkeit.
    »Rachel?«, sagte ich ungläubig.
    Sie erbleichte. »W-woher wissen Sie das?«
    Ich klammerte mich so fest an das Kästchen, dass mir die Steine an der Außenseite in die Handflächen stachen. »Ich habe gerade das Medaillon vor mir gesehen. Das kann ich nur, wenn es Ihnen gehört hat.«
    Sie unterdrückte ein Schluchzen und lehnte sich gegen den Pflanztisch. »Ich wusste nicht, dass ich es während unseres Streits verloren hatte. Ich hätte es nie dort liegen gelassen, aber ich wusste, dass ich nicht zurückgehen konnte, um es zu holen.«
    »Der Streit mit Elena?«, warf ich ein. Ich zwang mich selbst, ruhig zu bleiben.
    Tränen rollten ihr über die Wangen. »Nach dem Theater im IHOP ging es zuhause weiter. Sie war so wütend, weil ich mit Michael geredet hatte. Wütend, weil ich ihm die Wahrheit über die Fotos erzählt hatte. Dann hat sie mir den Verlobungsring gezeigt, den sie aus seiner Post gestohlen hatte. Sie hat vor mir damit herumgewedelt und sich damit gebrüstet, dass sie eines Tages Mrs Michael Lafferty sein würde. Der Ring stammte aus dem Besitz seiner Familie, er war ein Erbstück. Ich hab ihr gesagt, dass sie den nicht behalten kann. Ich habe versucht, ihn ihr abzustreifen.«
    Schatten erfüllten den Garten, als eine Wolke einen Teil der Sonne verdeckte. Ich schluckte und fragte: »Was ist dann passiert?«
    »Sie … sie ist auf mich losgegangen. Und dann weiß ich nichts mehr. Irgendetwas hat bei mir ausgesetzt. Ich habe ihr mit einer Vase eins über den Kopf gezogen. Sie ist nach hinten gefallen und mit dem Nacken auf dem Beistelltischchen aufgeschlagen.« Sie hob den Blick und fügte hinzu: »Sie ist nicht wieder zu sich gekommen.«
    Jetzt, da die Sonne verdeckt war, wurde mir auf einmal kalt. »Warum haben Sie nicht die Polizei gerufen?«
    »Ich hatte Angst«, erklärte sie. »Völlige Panik. Ich befürchtete, man würde mir nicht glauben. Rasch traf ich eine Entscheidung. Ich kannte mich im Great Esker Park gut aus. Elena und ich waren dort oft, um zu trinken. Und Elena hatte immer gesagt, dass man dort im Wald wunderbar eine Leiche verstecken könnte. Sie hatte Recht. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schwer war. Ich konnte sie nicht weit schleppen, also musste ich sie in der Nähe des Eingangs verstecken. Das war im Spätherbst, überall lagen jede Menge Blätter. Ich hoffte, deshalb würde niemandem auffallen, dass dort in der Erde gewühlt worden war.«
    So war es ja auch gewesen. Niemand hatte von dem Grab gewusst, bis ich auf einmal daherkam.
    Ich versuchte, die Nerven zu behalten. Das hier war Rachel – die gutherzige Rachel, wie Tess, Marilyn und Michael versichert hatten. Es war Notwehr gewesen. Warum war mir dann so mulmig zu Mute?
    »Als sie weg war, konnte ich
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