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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe
Autoren: H Webber
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er schon nicht die ewige Liebe finden konnte, wie sollten es dann seine Kunden tun? Und ein Skandal könnte seine bisherige makellose Erfolgsbilanz bei der Zusammenführung von Liebespaaren zunichtemachen.
    Die Zeitungen, besonders der Herald , schlachteten die Story erbarmungslos aus. Es riefen immer noch Reporter an und versuchten, den König der Liebe höchstpersönlich zu einem Interview zu überreden.
    Das entsprechende Bett-, genauer gesagt, Strandhäschen hatte schon ausgepackt. Ihr Interview war letzten Donnerstag erschienen. Danach hatte mein Vater recht schnell den Entschluss gefasst, dass es an der Zeit für ein wenig Ruhe und Erholung wäre.
    In St. Lucia.
    Was die Öffentlichkeit nicht wusste, war, dass meine Eltern bereits seit etwa fünfundzwanzig Jahren glücklich und zufrieden getrennte Wege gingen. Gut, sie waren immer noch verheiratet, aber nur auf dem Papier, denn sie waren sich darin einig, dass eine Scheidung bei Heiratsvermittlern schlecht fürs Geschäft wäre, also auch für ihr Bankkonto.
    Meine Mutter hatte das Herrenhaus in Cohasset bezogen und mein Vater das Penthouse in Bostons exklusivem Waterfront District behalten. Sie waren immer noch enge Freunde, zeitweise Liebhaber und ständige Weggefährten.
    Sie waren tolle Eltern, wenn auch manchmal etwas seltsam.
    Kein Wunder, dass ich so geworden war.
    Es gab da noch etwas, das die Öffentlichkeit nicht wusste: Die Valentines waren seit Generationen bei der Partnervermittlung erfolgreich, hatten aber nichts als Pech, wenn es um ihre eigenen Beziehungen ging. Jede einzelne Valentine-Ehe war gescheitert. Es war das bestgehütete Geheimnis der Familie.
    Na ja, zumindest fast.
    Mein Vater zog den Reißverschluss des einen Koffers zu und wollte gerade den anderen schließen, als er plötzlich mit den Fingern schnippte. »Die Badehose fehlt noch.«
    »Gott, doch hoffentlich nicht der Tanga, oder?«, flüsterte meine Mutter schaudernd. »Kein Mann über fünfzig sollte so ein Ding besitzen, geschweige denn es auch noch tragen. Das sollte ihm wirklich mal jemand sagen.«
    »Ich sicher nicht«, winkte ich ab.
    Mein Vater steckte den Kopf aus dem begehbaren Kleiderschrank und sah uns an. Fragend zog er eine grau melierte Augenbraue hoch, dann verschwand er wieder. Er war allerdings noch keine fünf Sekunden außer Sichtweite, als er mir zurief: »Jetzt hör mir mal genau zu, Lucy.« Seine Stimme klang grummelnd. »Ich habe Suzannah eine detaillierte Liste dagelassen. Sie wird dich in alles einweisen.«
    Ich wurde hellhörig. »Einweisen?«
    Sein Kopf tauchte wieder auf. »Ja, einweisen. Im Büro.«
    »Büro?«
    Er seufzte, tief und ächzend. Dieses Seufzen hatte ich im Leben schon oft vernommen, angefangen von dem Moment, als ich mein blondes Haar pink färben wollte, bis zu dem Tag, als ich ihm verkündete, dass ich es alleine schaffen wollte, ohne den Treuhandfonds, den er für mich eingerichtet hatte. Und besonders, als ich beschlossen hatte, dem Familienunternehmen den Rücken zu kehren und stattdessen ins Hotelmanagement zu gehen.
    Die pinkfarbenen Haare hatten einfach fantastisch ausgesehen, bei der Hotelgeschichte hatte er allerdings Recht behalten. Das war nichts für mich gewesen. Genauso wenig wie die anderen Tätigkeiten, an denen ich mich versucht hatte – Zahnhygienikerin, Starbucks-Barista, persönliche Assistentin oder, in jüngster Vergangenheit, Erzieherin.
    Und manchmal trauerte ich dem Geld schon hinterher. Wenn meine Miete zum Beispiel überfällig war. Wie jetzt gerade.
    »Hörst du mir überhaupt zu, Lucy?«
    Mir wurde klar, dass er die ganze Zeit weitergeredet hatte. »Nein.«
    Er seufzte erneut. Zweimal am selben Tag. Ein persönlicher Rekord.
    Ich zog die Riemchen über die Ferse und schlüpfte aus meinen Schuhen. »Dass ich die Firma übernehmen soll, ist doch albern. Du weißt genau, dass ich nicht …«
    Er sah auf seine Cartier-Uhr. »In einer Stunde fängst du an. Suzannah erwartet dich. Du hast den ganzen Nachmittag Kundengespräche.«
    Gut, ich war gerade auf der Suche nach einem neuen Job, aber ich wusste, dass der Familienbetrieb ohne mich besser dran war. Und das wusste er auch. »Was willst du damit sagen?«
    »Du.« Er verlor offensichtlich langsam die Geduld. »Kundengespräche. Was genau hast du daran nicht verstanden, Lucy?«
    »Ich« , imitierte ich ihn gemächlich, »soll deine Kundengespräche übernehmen? Das verstehe ich nicht. Hast du mir denn nicht zugehört?«
    Jetzt griff er zu seiner strengsten
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