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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe
Autoren: H Webber
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Kindheit nur allzu vertraut ist. »Wer könnte denn zu einer Reise nach St. Lucia Nein sagen, und auch noch um diese Jahreszeit? Da wäre ich ja schön dumm. Außerdem gibt es da so herrlich viel Sand. Glaubst du wirklich, ich lasse mir diese Gelegenheit, deinen Vater aufzuziehen, entgehen?«
    »Okay, aber tu nichts, was ich nicht auch tun würde. Und vielleicht solltest du Dad einen Bluttest machen lassen, wenn ihr auf der Insel seid.« Ich sah zum Bett hinüber. »Oder vielleicht zwei.«
    Sie beäugte mich misstrauisch, die goldenen Flecken in ihren Augen glitzerten. »Gibt es überhaupt irgendetwas, was du auch tun würdest? Du hattest in den letzten drei Jahren kein einziges Date.«
    »Ich hatte schon viele Dates.«
    »Nur die, die Dovie arrangiert hat. Die zählen doch gar nicht.«
    Damit hatte sie allerdings Recht.
    »Vielleicht wäre es an der Zeit, mal jemanden für dich zu suchen, LucyD«, bemerkte sie und sprach dabei meinen Spitznamen voller Liebe aus.
    »Wozu?« Nicht eine einzige Valentine-Ehe war dem Schicksal der Scheidung oder Trennung entgangen. Die Unfähigkeit unserer Familie, glücklich verheiratet zu bleiben, war unter der deprimierenden Bezeichnung »Amors Fluch« bekannt. Es war eine wirklich schmerzhafte Ironie – für jeden Liebe finden zu können … außer für sich selbst. Die Nase meiner Mutter zuckte – wie immer, wenn sie wusste, dass ich Recht hatte, es aber nicht zugeben wollte. Sie ließ den Kopf auf meine Schulter sinken und kuschelte sich an mich. Die gegelten blonden Stachelhaare ihres modischen Kurzhaarschnitts piksten mich an der Wange. »Ist es nicht besser, die Liebe kennen zu lernen und wieder zu verlieren, als überhaupt nicht geliebt zu haben?«
    »Du gibst wohl nie auf, Mum.«
    »Aha!«, sagte mein Vater mit triumphierender Stimme, den Badetanga in der Hand.
    Meine Mutter richtete sich auf. »Hattest du etwa Zweifel an deiner Tochter, ausgerechnet du?«
    »Nicht im Geringsten. Aber es erstaunt mich doch immer wieder aufs Neue.«
    »Es« war meine Fähigkeit, verschwundene Gegenstände wiederzufinden.
    Meine Familie spielte die Sache mit Amor gerne hoch, in Wahrheit aber war jeder Valentine mit der Gabe gesegnet, Auren lesen zu können. Ein Talent, aus dem meine Vorfahren seit Generationen Kapital schlugen, indem sie als professionelle Heiratsvermittler Menschen aufgrund der Farbe ihrer Aura zusammenführten.
    Diese Fähigkeit war immer geheim gehalten worden. Niemand wollte sich mit der Öffentlichkeit herumschlagen müssen. Wir wussten, dass Menschen, die sich als Medium zu erkennen gaben, häufig als Scharlatane oder Betrüger abgestempelt wurden, das war schon vielen passiert, und deshalb taten wir alles, um den Ruf der Familie nicht zu gefährden. Wenn jemand das Geheimnis unserer Erfolgsrate ergründen wollte, wurden seine Fragen als zu kleinkariert abgeschmettert. Daher hielten die meisten meine Familie für versnobt. Was wir zwar gar nicht waren, die Annahme wurde jedoch gefördert, um Neugierige abzuschrecken.
    Als der elektrische Schlag meine Fähigkeit, Auren zu lesen, in eine andere Art übersinnlicher Wahrnehmung verwandelt hatte, nämlich die, verlorene Gegenstände aufzuspüren, war auch dies nicht publik gemacht worden, aus Angst, dass eine Enthüllung zur nächsten führen könnte. Nur ein paar Familienmitglieder kannten mein Geheimnis. Und nur wenige treue Außenstehende wussten das mit den Auren.
    Mein Vater streckte erneut die Hand aus und sagte: »Mein Pass?«
    Ich griff nach der Hand und hielt sie fest. Schwindel erregende Bilder blitzten auf. »In der Bibliothek. Rechte obere Schreibtischschublade.«
    »Danke, Lucy. Bist du sicher, dass es für dich in Ordnung ist, die Firmenleitung zu übernehmen? Ich weiß, dass ich dich manchmal ziemlich dränge …«
    »Manipuliere«, korrigierte ihn meine Mutter.
    Er ignorierte sie. »Aber ich zahle gut, und außerdem würdest du deinem alten Vater damit einen riesigen Gefallen tun.«
    »Mein Gott, jetzt nicht auch noch die Masche mit den Schuldgefühlen.« Die drei goldenen Reifen an ihrem Arm klimperten, als meine Mutter ihm mit dem Finger drohte.
    Er funkelte sie böse an, sein Blick wurde aber sanfter, als er auf meinen traf. »Lucy?«
    Meine Miete war fällig. Ich musste Rechnungen bezahlen. Und außerdem war es sowieso nicht für lange. Wie viel Schaden konnte ich in ein, zwei Wochen schon anrichten? Und vielleicht, ganz vielleicht konnte ich in diesem Zeitraum endlich herausfinden, was ich wirklich mit
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