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Im Auftrag der Liebe

Im Auftrag der Liebe

Titel: Im Auftrag der Liebe
Autoren: H Webber
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nicht anders, ich verspürte auf einmal große Erleichterung«, fuhr Rachel fort. »Jetzt konnte Elena niemandem mehr wehtun. Und dennoch …«
    »Was?«, drängte ich sie. Das wollte ich jetzt unbedingt wissen.
    »Ich hatte doch immer gewusst, wie unterschiedlich wir waren. Sie war ein schlechter Mensch, doch auf mich traf das nicht zu. Ich war nicht wirklich böse. Was ich Ihnen gestern erzählt habe, stimmte tatsächlich. Ich habe die meiste Zeit versucht, Elena dazu zu bewegen, dass sie ihre Fehler erkennt.«
    »Sie haben versucht, sie zu bekehren.«
    »Ich habe immer daran geglaubt, dass Menschen sich ändern können. Wenn sie nur hart daran arbeiten.«
    Das war bestenfalls eine naive Sicht der Dinge.
    »Aber als ich Elena in das Grab hievte, das ich ausgehoben hatte, da wurde mir auf einmal klar, dass ich selbst auch nicht der Mensch war, für den ich mich gehalten hatte. Dass ich mich innerhalb eines Sekundenbruchteils in Elena verwandelt hatte. Und ich hatte nicht einfach nur jemandem wehgetan. Ich hatte jemanden umgebracht. Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist.«
    Nein, das konnte ich wirklich nicht.
    »Ich beschloss, in diesem Loch auch mich selbst zu begraben. Ich wusste, dass mich niemand groß vermissen würde. Meine Großmutter war nicht mehr klar im Kopf, und Marilyn … Na ja, für sie tat es mir leid. Aber ich wusste, dass ich es tun musste.«
    »Sie haben Elenas Identität angenommen, um endlich einen anständigen Menschen aus ihr zu machen? Den Menschen, der sie Ihrer Meinung nach immer hätte sein sollen?« Ich war nun wirklich keine Psychologin, aber das war wohl für jeden eine verdrehte Denkweise.
    »Es war erstaunlich einfach. Elena hatte keine Familie, also musste ich niemandem gegenüber Rechenschaft ablegen. Ich musste mir nur die Haare färben, wegziehen und noch einmal ganz von vorne anfangen. Als Elena. Ich habe alles erreicht, was ich mir vorgenommen hatte. Und sogar noch mehr. Unterwegs habe ich gefunden, was ich immer wollte. Eine echte Familie. Ich lebe meinen Traum, Ms Valentine.«
    »Aber auf Michaels Kosten, Rachel. Sie müssen mit der Polizei sprechen.«
    Sie berührte ein Blütenblatt der Chrysantheme und schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Niemand darf das wissen. Es würde alles zerstören«, flehte sie und deutete auf die Schaukel und das Spielzeug.
    In ihren Augen stand Angst. Und noch etwas anderes, vor dem ich mich auf einmal fürchtete.
    »Na ja, das kann ich wirklich gut verstehen«, erwiderte ich fröhlich und machte ein paar Schritte rückwärts. Ich musste hier verschwinden. Und zwar sofort. »Aber ich hoffe wirklich, dass Sie Ihre Meinung ändern und doch noch mit der Polizei sprechen. Ich muss dann mal los.«
    Ich schoss herum, doch bevor ich auch nur ans Rennen denken konnte, wurde ich nach hinten gerissen. Rachel hatte mir ihr Seidentuch um den Hals geschlungen. Sie war erstaunlich kräftig und schnürte mir ohne Probleme die Luftröhre zu. Das Schmuckkästchen fiel krachend zu Boden.
    »Niemand darf es erfahren!«, jammerte sie.
    Ich rang nach Luft und jagte ihr den Ellbogen in die Rippen. Das Tuch lockerte sich für einen Moment, sodass ich einmal tief einatmen konnte.
    Sie schrie auf, als ich ihr meinen spitzen Absatz in den Fuß bohrte. Ich stieß noch einmal mit dem Ellbogen zu, griff nach hinten und erwischte mit den Fingern ihre Haare. Ich riss daran, so fest ich konnte. Das Tuch glitt zu Boden, als ich sie kreischen hörte.
    Ich fuhr herum und stand Rachel Auge in Auge gegenüber. In ihrem Gesicht stand nur noch reines Entsetzen. Sie würde alles tun, um ihr jetziges Leben zu schützen. Und wenn sie dafür noch einmal töten musste.
    Ich ging mit den Fingernägeln auf sie los und schob sie rückwärts gegen den Pflanztisch. Der Keramiktopf schwankte und fiel zu Boden, wo er splitternd zerbrach. Erde quoll heraus.
    Irgendwo krächzte eine Krähe, als Rachel nach einer kurzen Baumschere griff, die auf der Arbeitsplatte lag.
    Ich atmete keuchend, drehte mich um und rannte los.
    Ich hatte die Ecke des Hauses schon fast erreicht, als ich plötzlich nach vorne fiel, weil mein Absatz im Gras hängen blieb.
    Rachel bewegte sich ganz ruhig und umrundete mich, die messerscharfe Schere an ihrer Seite. Sie schnitt mir den Weg zum Auto ab. Den Weg zur Freiheit.
    Ich kam schnell wieder auf die Beine. »Sie machen alles nur noch schlimmer, Rachel. Das mit Elena war Notwehr. Das müssen Sie der Polizei doch nur erklären.«
    »Als ob das so einfach
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