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Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Iloo - Die andere Welt (German Edition)

Titel: Iloo - Die andere Welt (German Edition)
Autoren: Michael Stappert
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Zum ersten Mal sah er Innilu genauer an. Auch sie hatte ein durchgehendes Körperfell, das vom Nacken her zum Kopf hin einen rötlichen Schimmer hatte. Der Rest des Körpers war eher gelblich und leicht gefleckt. Am gewöhnungsbedürftigsten war das Gesicht. Es war das typische Gesicht einer Katze - allerdings mit dem Ausdruck großer Intelligenz hinter den geschlitzten grünen Augen. Er sah, dass Innilus Gesicht von feinen Schnurrhaaren eingefasst war. Vorsichtig näherte er sich seinem eigenen Gesicht mit einer Hand und spürte das leichte Kitzeln, als er seine eigenen Schnurrhaare berührte. Irgendetwas war geschehen, und das war alles andere als normal. Er steckte definitiv im Körper einer dieser Katzen - jedenfalls fühlte sich dieser Körper so an, als wäre es seiner. Er spürte eine Bewegung und drehte seine Kopf, um zu sehen, was es gewesen war. Was er entdeckte, beruhigte ihn nicht unbedingt, denn er erblickte einen langen Schwanz, der sich leicht bewegte. Vorsichtig tastete er danach und stellte fest, dass es seiner war. Rainer hatte geglaubt, dass ihn nicht mehr viel aus der Bahn werfen könnte, doch er hatte sich geirrt. Er spürte, wie der Boden unter seinen Füßen zu schwanken schien. Das alles schien real zu sein, obwohl es nur dem Hirn eines Wahnsinnigen entsprungen sein konnte.
    »Was ist mit dir, Herr?«, fragte Innilu und sprang ihm zur Seite, um ihn zu stützen. Rainer fing sich wieder und hielt sich am Rand des Kokons fest.
    »Es geht schon.« Er schob ihre Hand weg. Innilu machte ein trauriges Gesicht und blickte zu Boden. Hatte er etwas falsch gemacht? Rainer trat auf sie zu und hob ihren Kopf mit seiner linken Hand vorsichtig an, wobei er sich krampfhaft darauf konzentrierte, nicht seine Krallen auszufahren, was ihm auch gelang. Er betrachtete das Katzenwesen Innilu wie man ein seltenes Tier oder ein Insekt betrachtet - nicht mit einem bestimmten Gefühl, sondern lediglich interessiert. Er verglich ihre Erscheinung mit seinem eigenen Körper.
    Innilu sah ihn ängstlich an und versuchte, ihren Kopf zurückzuziehen, um ihn wieder zu senken.
    »Warum siehst du mich nicht an?«
    »Ich darf es nicht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. »Ich bin deine Dienerin und es steht mir nicht zu, in deiner Gegenwart den Blick zu heben, wenn du es mir nicht ausdrücklich gestattest.«
    »Du bist also meine Dienerin? Was bedeutet das? Bist du so etwas, wie eine Haushälterin?«
    Innilu blickte kurz auf, senkte dann aber wieder ihren Blick. »Verzeihung, aber ich verstehe nicht, was du meinst, Herr. Ich bin deine Dienerin und muss dir gehorchen.«
    In Rainers Kopf drehte sich alles. Er war plötzlich ein riesengroßer Kater, hatte eine Katze als Dienerin und schien sich in einer, ihm vollkommen fremden Welt zu befinden. War er nach seinem Unfall etwa gestorben, und das hier war sein privates Fegefeuer? War es gar der Himmel? Oder die Hölle? Er musste es herausfinden, wenn er nicht seinen Verstand verlieren wollte.
    »Behandle ich dich gut, Innilu?«
    Innilu wusste nicht, wie sie auf diese Frage reagieren sollte. Manche Herren stellten ihren Dienerinnen manchmal solche Fragen und züchtigten sie dann, wenn ihnen die Antwort nicht gefiel. Bisher jedoch hatte ihr Herr ihr solche Fragen nicht gestellt.
    »Ich hab dich etwas gefragt. Wenn du mir gehorchen musst, möchte ich, dass du mir diese Frage beantwortest.«
    »Ja Herr, ich kann nicht klagen. Du hast mich bisher immer nur geschlagen, wenn ich es auch verdient und einen Fehler begangen habe.«
    Rainer war wie vor den Kopf geschlagen. »Ich habe dich tatsächlich geschlagen?«
    Innilu nickte einmal. »Du musst das doch wissen. Herren schlagen ihre Dienerinnen, wenn sie nicht folgsam waren, oder Fehler begangen haben. Manche tun das ständig und oft ohne Grund. Du bist ein guter Herr. Ich bekomme nicht häufig Schläge.«
    Sie hoffte, dass sie die richtige Antwort gegeben hatte.
    Rainer konnte es nicht fassen. Offenbar war er in die Identität und den Körper eines Wissenschaftlers dieser eigenartigen Welt geschlüpft und hatte nun sogar eine Dienerin. Er konnte nur nicht glauben, dass er dieses andere Wesen - diese Katze - mit Schlägen züchtigte. Es schien eine gewalttätige Welt zu sein. Er hoffte nur, dass er nicht bis in alle Zeit hier gefangen sein würde. Ihm war daran gelegen, sein altes Leben zurückzubekommen, auch wenn es zuletzt nicht mehr, als ein Trümmerhaufen gewesen war. Aber jetzt war er erst einmal hier und hatte keine Ahnung, wie man hier
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