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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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Moment hatte ich ganz andere Sorgen. Ich dachte an die Seuche, daran, wie ich die Quelle der Dunkelheit aufspüren kann, die ganz Venedig verschluckt hat, und vor allem habe ich überlegt, wie ich Alex retten kann. Und ich habe tatsächlich einen Weg gefunden. Ich habe die Quelle all meiner magischen Fähigkeiten zerstört.«
    Yadia klappte verblüfft den Mund auf. Dann schloss er ihn wieder. »Den … den Sarasvati?«, fragte er schließlich.
    »Ja«, bestätigte Jana. »Ich habe den Saphir zerstört.«
    Yadias Blick wanderte von Jana zu Alex und wieder zurück. »Das stimmt«, sagte er fassungslos. »Es ist wahr, das lese ich in euren Augen. Aber warum denn? Warum, Jana? Wenn du ihn benutzt hättest, um das Buch zu lesen …«
    »Als ich ihn vernichtet habe, hat sich die Waage zu meinen Gunsten geneigt«, erwiderte Jana lächelnd. »Der Nosferatu hatte die Macht des Steins benutzt, um einen Dunkelheitszauber über Venedig auszubreiten. Das habe ich herausgefunden. Und da wurde mir klar, wenn ich den Saphir zerstöre, zerstöre ich auch das Ungeheuer.«
    Alex lächelte schwach, als er Janas Bericht hörte. Das war eine vereinfachte Version dessen, was in Wirklichkeit geschehen war. Aber es war logisch, dass Jana nicht erzählen wollte, was sie wirklich getan hatte. Das, was im Inneren des magischen Tempels geschehen war, blieb ein Geheimnis zwischen ihnen beiden. Ein Geheimnis, das sie für immer miteinander verbinden würde. Zumindest war es ihr mit ihrem Bericht gelungen, Yadias Zweifel zu zerstreuen. Es war offensichtlich, dass er ihr glaubte.
    Während sie stumm zwischen den Felsen dahinfuhren, machte er so ein bekümmertes Gesicht, dass Jana Mitleid bekam.
    »Warum war es so wichtig für dich, dass wir das Buch lesen?«, fragte sie fast freundlich. »Schließlich hättest du gar nichts davon gehabt.«
    »Im Gegenteil«, erwiderte Yadia abwesend. »Es wäre ein großer Verlust für mich gewesen. Eilat hat mich einmal darauf hingewiesen. Er verstand nicht, dass ich verzichten wollte …«
    Er begegnete Alex’ Blick und zuckte zusammen, als erwache er aus einem Traum. »Tut mir leid. Ich habe laut gedacht.«
    Jana bemerkte, wie die Maske, hinter der sich das Gesicht des Iriden verbarg, wieder leicht vibrierte.
    Doch diesmal wandte Jana den Blick ab. Sie wollte Yadia nicht mehr zwingen preiszugeben, wer er wirklich war. Schließlich hatte er das Recht, bestimmte Dinge für sich zu behalten, so wie jeder andere auch.
    Nach und nach blieben die Felsen, die den Wasserlauf flankierten, zurück, bis sie ganz verschwunden waren. Erstaunt stellte Jana fest, dass sie in der großen Lagune von Venedig angelangt waren. Vor ihnen, in beträchtlicher Entfernung, zeichnete sich gegen einen tiefblauen Himmel über der Riva degli Schiavoni der Umriss des Dogenpalasts ab. Auf einer Seite lag die Giudecca-Insel und genau dahinter die wunderschöne Kirche San Giorgio Maggiore.
    Zumindest hätte sie da sein müssen. Aber sie war nicht da. Und genau genommen sah auch der Dogenpalast nicht so aus wie immer. Seine Silhouette wirkte irgendwie verändert, als hätte man ihn seiner charakteristischsten architektonischen Merkmale beraubt.
    Jana wurde so unerträglich schwindlig, dass sie die Augen schließen musste.
    Genau wie Alex war sie davon überzeugt gewesen, mit dem Sieg über den Nosferatu und den Dunkelheitszauber hätten sie auch die Seuche überwunden, die Venedig heimsuchte.
    Doch da hatte sie sich getäuscht. Je näher sie der Anlegestelle kamen, desto offensichtlicher wurden die Zerstörungen, die die magische Seuche in der Stadt angerichtet hatte. Die Kuppeln des Markusdoms waren eingestürzt und der Wind fegte Glassteinchen aus seinen Mosaiken über die steinernen Kais. Ganz gleich, wo sie hinsah, überall begegnete Jana dem ständigen Fortschreiten des Verfalls: ein Gesims, das abbrach, ein Balkon, der in die Tiefe stürzte, eine herausgerissene Tür, die im Wasser davontrieb …
    Im erbarmungslosen Licht der Sonne waren die verheerenden Schäden klar und deutlich zu sehen. Zerfetzte Ölgemälde, zerborstene Altarbilder, zertrümmerte Möbelstücke häuften sich auf den Kais und die Grabesstille wurde nur durchbrochen vom Plätschern des Wassers, das gegen die Wände des Kanals schwappte, und dem unermüdlichen Heulen des Windes.
    Ganz gleich, wohin sie sahen, um sie herum war nur Verfall und Zerstörung.
    Venedig war dem Untergang geweiht.
    —
    Im Palast der Wächter herrschte völlige Stille. Während sie die Treppe
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