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Illusion - das Zeichen der Nacht

Illusion - das Zeichen der Nacht

Titel: Illusion - das Zeichen der Nacht
Autoren: Arena , Javier Pelegrin
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hergebracht.«
    Alex kam näher heran und beugte sich über das Bett, um David zu begrüßen. »Du musst kämpfen«, sagte er aufmunternd. »Du darfst nicht aufgeben.«
    »Ich habe schon gekämpft.« Davids Stimme klang stockend. »Ich habe gekämpft … und verloren.«
    »Nein.« Jana versuchte, ihren Worten Festigkeit zu verleihen, konnte aber das Zittern ihrer Lippen nicht unter Kontrolle bringen. »Du bist am Leben, David. Du musst es versuchen. Tu’s für mich …«
    Ihre Stimme schlug in Schluchzen um. Alex kniete sich neben sie und zog sie an sich. Jana vergrub das Gesicht an seiner Schulter und ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Ein Funken Hoffnung glomm auf einmal in Davids Augen auf, als er die beiden so zusammen sah. »Ihr habt es vollendet«, sagte er. »Ihr habt es vollendet … das Buch …«
    Jana hob das Gesicht von Alex’ Schulter. »Nein, David. Das heißt, wir haben es gefunden, aber wir haben es zerstört, ohne es vorher zu lesen.«
    »Jana hat den Sarasvati geopfert, um mich zu retten«, fügte Alex hinzu. »Mit dem Stein hätten wir es vielleicht lesen können. Wenn wir gewusst hätten …«
    »Ihr versteht überhaupt nichts«, unterbrach David ihn. »Ihr habt das Buch erschaffen und wisst es nicht einmal. Das Buch wird dadurch erschaffen, dass man es sucht, das habe ich dir doch gesagt, Jana.«
    »Er fantasiert.« Alex war sichtlich erschüttert.
    »Nein.« David hatte es geschafft, sich auf einen Ellbogen gestützt halb aufzurichten. Ein zerbrechliches Lächeln flackerte in seinem aschfahlen Gesicht. »Ihr habt es nicht zerstört. Das weiß ich, weil ich es sehe. Ich habe es vor mir.«
    Eine seltsame Ahnung bahnte sich einen Weg ins Janas Kopf. »Soll das heißen, dass …?«
    David ließ sie nicht aussprechen. »Ja. Das Buch seid ihr.« Auf einmal klang seine Stimme fester. Er richtete sich noch weiter auf, bis er fast aufrecht saß. »Das Buch des Todes und des Buch des Lebens. Ihr hättet euch gegenseitig vernichten können. Aber das habt ihr nicht getan. Ihr habt es wirklich geschafft, ich kann es noch gar nicht glauben …«
    »David, wir haben es nicht geschafft«, widersprach Jana mit brüchiger Stimme. »Wenn es so wäre, würdest du nicht in diesem Bett liegen. Dann wäre Venedig wieder so schön wie vorher. Und wir hätten praktisch unendliche Macht.«
    »Kein Buch kann sich selbst lesen«, fiel ihr Bruder ihr ins Wort. »Es braucht einen Leser, jemanden, der die Schönheit, die in seinen Zeilen verborgen ist, erfassen kann.«
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht streckte David beide Arme aus und legte die gesunde Hand auf Alex’ rechte und die kranke Hand auf Janas linke Schulter.
    Im selben Moment schossen aus den Stellen, wo seine beiden Hände auflagen, Lichtstrahlen, die sich über Janas und Alex’ gesamten Körper ausbreiteten und auf ihrer Haut eine Myriade von Tattoos aus reinstem Licht erglühen ließen.
    Jana empfand an der Stelle, wo ihr Bruder sie berührte, zuerst Kälte, die jedoch fast sofort einer angenehmen Wärme wich. Sie sah David verwundert an.
    Am Ende seines Arms, dort, wo bis gerade eben noch das schwarze Loch geklafft hatte, begannen sich nun Umrisse abzuzeichnen – ein Handgelenk, Fingerknöchel, lange, elegante Finger.
    Die Tattoos verblassten im heiteren Licht des Morgens, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
    Alle drei griffen sich an den Händen und sahen sich strahlend an.
    Das, was gerade geschehen war, war ein echtes Wunder: Sie hatten das Buch der Schöpfung gelesen und es überlebt.

Kapitel 5
    M it den Ellbogen auf einen der Steinbalkone des alten Palasts gestützt, beobachteten Jana und Alex zerstreut die Gondeln, die auf dem Kanal auf- und abfuhren. In der Stadt wimmelte es wieder von Touristen, die auf den Kais kleine Gruppen bildeten oder sich am Stand mit der roten Markise, direkt vor der Brücke, ein Eis kauften. Es war Stimmengewirr und Gelächter zu hören, in das sich hin und wieder das Klingeln eines Handys oder das ferne Tuckern eines Vaporetto mischte. Alle paar Minuten waren hier und da kleine Farbexplosionen zu sehen. Den Menschen machte es Spaß, mit ihrer Magie zu experimentieren, sie benutzten sie, um Eindruck zu schinden oder andere damit zum Lachen zu bringen.
    Mit einem Seitenblick auf Jana zog Alex etwas aus der rechten Hosentasche und begann, damit herumzuspielen, es durch die Finger gleiten zu lassen.
    Es war ein goldener Ring. Jana musterte ihn mit leicht gerunzelter Stirn. »Ein Ring? Von wem hast du den denn?«
    »Den habe ich
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