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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht!
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Papa? Weißt du was?«
    »Nein«, sagte Tony. »Ich weiß nichts.«
    »Er ist ein Zombie«, sagte Mik und ließ den Stein fallen.
    Tony zog seine Strümpfe an. Sie waren getrocknet. Er stieg in die Stiefel und sagte: »Jetzt sind es nur wir, du und ich.«
    »Ja. Zombiekinder.«
    »Und wir werden es schaffen.«
    »Ja«, sagte Mik. »Gehen wir jetzt nach Hause?«
     
    Früh am Sonntagmorgen brachten Lena und Mik Tony zum Bus am Dorfplatz. Mik fing an zu weinen, und da musste Tony auch weinen. Lena versuchte sie zu trösten und sagte, sie dürften sich bestimmt bald wiedersehen und Tony könne sie jederzeit besuchen, wenn er wolle. Alles würde gut werden.
    »Das kriegen wir schon hin«, sagte sie und begann ebenfalls zu weinen.
    Mik weinte auf dem ganzen Heimweg. Sie gingen an der Schule vorbei und über die Brücke. Gustavssons Hund wich ihnen aus. Mik sah die Welt durch einen Tränennebel, und dieWelt war nicht mehr dieselbe, seit Tony hier gewesen war. Ob das gut oder schlecht war, wusste er nicht. Nur dass er sich plötzlich an so vieles erinnerte, woran er sich nicht erinnern wollte. Und dass so vieles gar nicht so war, wie er es wollte.
    »Schau mal«, sagte Lena und deutete hoch hinauf in eine Birke auf dem Weg zu Bengts Haus.
    Dort saß die Sperbereule.
DER BRIEF
    Die letzten Blätter fielen aus den Bäumen. Die Tage wurden kürzer, die Nächte länger und kälter. Dünnes, klares Eis legte sich längs der Ufer des Selet. Lena begann wieder Bücher zu verheizen, um die Stromkosten niedrig zu halten.
    An einem Dienstag fiel der erste Schnee. Er fiel in dichten Kaskaden. Wie durch einen Zauberschlag wurde die ganze Welt weiß.
    Die Schulkinder rannten in der Pause hinaus und begannen, Schneebälle zu werfen, auf dem Hintern die Hänge hinunterzurutschen und alle einzuseifen, die es verdienten, eingeseift zu werden. Sie jubelten, lachten und schrien.
     
    Synchron-Bertil hatte aus Barschflossen einen rekordharten Winter herausgelesen. Lang, schneereich und sehr kalt. Er schien recht zu behalten. Die Temperatur sank jäh. Es gab sternklare Nächte mit sprühendem Polarlicht, und vom Selet stieg Rauch auf. Mik lag wach und hörte, wie das Eis sang, als es sich über den Selet legte. Lange, magische Töne, von der Kälte gespielt, während das Wasser verwandelt wurde und erstarrte.
    Mik setzte sich auf und sah in die Landschaft hinaus. Dort oben hing der Mond, und die Sperbereule saß im Baum. Alles war weiß. Der Wald oben auf dem Bergrücken stand schneebeladen da wie in einem Wintermärchen, und aus sämtlichen Schornsteinen des Dorfes stieg Rauch. Das Eisland war wieder da.
     
    Mik saß auf dem Tretschlitten, den Fahrtwind stechend kalt im Gesicht. Bengt sauste übers Eis. Das Eis lag blank, schneefrei und makellos da, wie Glas. Mik musste schreien, damit Bengt ihn hörte.
    »Wie kann man Barschen ansehen, dass der Winter hart wird?«
    »Das kann man nicht.«
    »Doch, Synchron-Bertil kann das.«
    »Das Einzige, was Bertil kann, ist Blödsinn reden.«
    »Aber jetzt ist der Winter doch hart«, sagte Mik.
    »Winter ist Winter«, sagte Bertil, und damit hatte er gesagt, was es für ihn über Bertils Barsche zu sagen gab.
     
    Sie hielten am ersten Eisloch. Bengt hackte das Eis, das über Nacht entstanden war, mit der Axt auf, und Mik nahm die Leine.
    »Wir haben einen. Einen großen!«
    Seine Arme ruckten und zuckten. Die Leine zischte im Loch herum.
    »Das ist ein Eisdrache!«, rief Mik, rutschte aus und fiel hin.
    Bengt lachte.
    »Immer schön mit der Ruhe. Zieh ihn rauf!«
    Mik kämpfte, und bald tauchte ein gewaltiges Maul aus dem Loch auf und biss mit seinen Reißzähnen in die Luft. Die Kiefer klappten mit einem dumpfen Laut zu. Bengt ging in dieHocke und packte den Fisch mit einem festen Griff hinter den Kiemen.
    »Vorsicht, der Schleim!«, schrie Mik. »Die spritzen Schleim, und man wird blind, gelähmt und taub davon.«
    »Aus dem hier machen wir Hechtklöße«, sagte Bengt. »Die schmecken gut, fast wie Fleischklöße.«
    »Muss der nicht nach Frankreich?«
    »Nein, Lasse hat auch das Geschäft mit den Hechten an den Nagel gehängt.«
    Bengt legte den Fisch in die Kiste und hob jäh den Kopf. Sie hörten einen Motor aufheulen und sahen einen Tretschlitten in unglaublichem Tempo übers Eis kommen. Es war Bertil.
    »Hat sein Tretschlitten einen Motor?«, fragte Mik.
    »Ja, hol’s der Teufel! Der Idiot hat die Motorsäge anmontiert, mit der Sägeschiene nach unten ins Eis.«
    Bertil hielt an, holte einen
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