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Ihr Kriegt Mich Nicht!

Ihr Kriegt Mich Nicht!

Titel: Ihr Kriegt Mich Nicht!
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den Nacken legen.
    »Du heißt Roland, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Du bist Erik Påls Junge, nicht wahr? Aus Fällfors?«
    »Ja.«
    »Ich hab dich von der Ersten bis zur Dritten gehabt, in der Fällforsschule. Weißt du noch? Roland, der kein R sagen konnte. Loland.«
    Der Polizist wurde rot im Gesicht und die Klasse atemlos still. Ein großer, erwachsener Polizist wurde in Loland verwandelt, der kein R sagen konnte. Vermutlich wünschte er nichts sehnlicher, als dass er einen schwer bewaffneten Räuber hätte abführendürfen. Und nicht einen Jungen, hinter dem das Sozialamt her war.
    »Und immer warst du verrotzt«, sagte die Lehrerin. »Damals hast du so eine Stoffpuppe mit dir herumgeschleppt, und jetzt hast du eine Pistole.«
    Der andere Polizist lachte kurz auf.
    »Und was macht der Papa?«, fragte die Lehrerin.
    »Der ist im Altersheim, ein bisschen vergesslich, aber sonst recht munter.«
    Die Papageienfrau und der Goldzahn begriffen, dass diese Zwangsinobhutnahme nicht so schnell und reibungslos ablaufen würde wie geplant. Das hier würde schwierig werden. Die Schüler schauten mit großen Augen auf den Polizisten, der Loland hieß und mit Puppen gespielt hatte.
    »Kannst du jetzt R sagen?«, fragte Filip.
    »Ja, klar. Rosa, Raupen, rudern, rechts, raus …«
    »Raupen rudern?«, sagte der andere Polizist.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben und auf der Stelle zu vibrieren. Eine Sekunde. Zwei Sekunden. Drei Sekunden. Als würden die Zahnräder der Uhr nicht greifen.
    Dann brach die Klasse in hysterisches Gelächter aus. Mik machte einen Satz, schoss an den Sozialbeamten und den Polizisten vorbei. Raus aus dem Klassenzimmer, raus aus der Schule! Der Goldzahn jagte hinterher und holte ihn auf dem Schulhof ein. Er erwischte Mik am Arm und packte ihn so fest, dass es schmerzte. Dann schob er Mik auf das Auto zu. Aber Mik trat um sich, schrie und biss. Er wand sich aus seinem Pulli, aus dem Griff des Goldzahns, hob einen Eishockeyschläger vom Boden auf und hieb damit um sich. Der Goldzahn drängte ihn in eine Ecke zwischen der Backsteinmauer und dem Zaun zum Fluss.
    Die Klasse, die Papageienfrau und die Lehrerin kamen aus dem Schulhaus. Die jüngeren Schüler begannen erschrocken zu weinen. Die Polizisten standen unschlüssig herum. Pi warf dem Goldzahn einen Eisball in den Nacken. Filip und mehrere andere machten es nach. Die Papageienfrau irrte herum, und Mik hieb immer noch mit dem Eishockeyschläger um sich. Der Goldzahn hielt sich ein paar Schritte entfernt.
    »Ihr kriegt mich nicht«, keuchte Mik. »Ich bleib hier.«
    »Das hast du nicht zu entscheiden.«
    »Doch«, sagte Mik.
    Er hatte Angst und weinte mit zusammengebissenen Zähnen. Tränen strömten ihm kalt über die Wangen. Sie würden ihn nicht kriegen. Nicht lebendig.
    »Gib mir den Schläger, dann bringen wir das hier schön ruhig über die Bühne.«
    Mik warf sich nach vorn und landete einen Schlag direkt auf dem Knie des Goldzahns. Der klappte zusammen und blieb fluchend im Schnee sitzen. Mik rannte auf die Straße hinaus und über die Brücke. Der Goldzahn kam auf die Beine, lief hinterher und holte rasch auf. Aber nach der Brücke stürzte sich Gustavssons Hund auf ihn. Mik entkam, er wusste, wohin er laufen musste. Dorthin konnte niemand ihm folgen, nicht einmal der Paragraf. Er rannte hinunter zum Selet und hinaus aufs Eis.
EIN SCHWERT AUS EIS
    Ein schwarzes, rundes Loch. Blankes Eis und mitten auf dem Selet ein Auge. Vorsichtig glitt er an die Kante heran. Was er sah, hätte genauso gut das Ende der Welt sein können. Oder ein schwarzes Loch im Universum mit unendlicher Anziehungskraft. Die Wasseroberfläche schaukelte.
    Bengt kam auf dem Tretschlitten von seinen Hechtlöchern.
    »Mik, was zum Teufel machst du hier draußen? Bleib von dem Strömungsbrunnen weg!«
    »Nein. Die wollen mich holen.«
    Eine Schar Menschen kam aufs Eis geschlittert. Miks Klasse mit der Lehrerin. Und zwei Polizisten. Danach die Papageienfrau und der Goldzahn. Bengt begriff das Ganze sehr schnell. Die Polizisten setzten sich an die Spitze.
    »Halt!«, schrie Bengt. »Das Eis trägt nicht!«
    Er brachte alle in sicherer Entfernung zum Halten und erklärte, wie hinterhältig das Eis sei.
    »Dort draußen, wo der Junge steht, ist es nur ein paar Zentimeter dick.«
    Verwirrung und Hilflosigkeit entstand. Niemand wusste, was tun. Sie riefen Mik zu, doch der antwortete nicht. Lena kam aufs Eis, sie war erregt und wütend und hätte die Papageienfrau am liebsten erwürgt. Sie
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