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Ihr Freund, der Ghoul

Ihr Freund, der Ghoul

Titel: Ihr Freund, der Ghoul
Autoren: Jason Dark
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Verkäuferin einen Job zu haben. Da ließ man sich schon manches gefallen, auch die manchmal unangenehmen Blicke des Junggesellen.
    Als einzige Neuerung hatte die Firma Carruthers im Laufe der Zeit die alte Verkaufstheke abgeschafft und drei neue an verschiedenen Stellen im Laden aufgestellt. So wirkte der große Raum aufgelockerter und nicht mehr ganz so fade.
    Die Kundin strich an den Regalen entlang. Ihr Weg war genau zu verfolgen, da Wasser vom Schirm tropfte und eine nasse Spur hinterließ. Sie hatte den Kopf vorgestreckt, die Brillengläser gesäubert und schritt vorbei an den Tischdecken, Bettbezügen, Nachthemden und Blusen. Die Farben der einzelnen Stücke waren längst überholt. Es fehlte der Pep. Nichts Buntes war im Angebot, nichts Modernes, auch bei der Unterwäsche nicht. Nach Tangas suchte man vergeblich, dafür waren die alten Liebestöter en masse zu haben.
    Sehr vorsichtig näherte sich Eve der Kundin, sie hatte es gelernt, Leute einzuschätzen. Und diese Kundin gehörte nicht gerade zu den nettesten. So blieb Eve einen Schritt entfernt stehen und wartete in einer etwas demutsvollen Haltung ab. »Kann ich Ihnen ein wenig behilflich sein, Madam?« fragte sie nach einer Weile. »Wir haben, wie Sie sicherlich selbst sehen, eine große Auswahl und…«
    Die Kundin drehte sich um. Unwille zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, Miss, dass ich nicht gestört werden will. Haben Sie das verstanden?«
    »Natürlich, Madam.« Eve ärgerte sich so, dass sie rot anlief. »Aber es war nur gut gemeint.«
    Die Frau wollte etwas erwidern, als sie plötzlich stutzte. Die Augenbrauen schoben sich zusammen, ihr Gesichtsausdruck wurde lauernd, und sie bewegte die Flügel ihrer spitzen Nase.
    »Ist etwas?« fragte Eve. Sie war irritiert.
    »Ja, hier riecht es.«
    »Wieso? Nach Wäsche. Sie ist frisch. Deshalb hat sie nun mal einen anderen Geruch.«
    »Das meine ich nicht. Es ist ein anderer Gestank.«
    »Madam, ich bitte Sie. Gestank, nein, das…« Eve zitterte innerlich. Die Frau hatte sehr laut gesprochen. Wenn Carruthers das hörte, er saß hinten in seinem kleinen Büro und rechnete, würde er hervorkommen und sich einmischen. Das Büro besaß nämlich keine Tür, nur einen Vorhang.
    »Doch, Gestank!« Die Kundin hob den Schirm und stieß mit der Spitze zweimal hart gegen den Boden. »Und ich weiß auch schon, wo ich ihn gerochen habe.«
    »Bitte…«
    Sie ließ sich nicht unterbrechen. »Ich bin Witwe. Mein Mann liegt seit einiger Zeit unter der Erde, deshalb gehe ich sehr oft auf den Friedhof, um ihn zu besuchen. Dort habe ich ebenfalls einen solchen Geruch wahrgenommen, mein Kind. Jawohl, auf dem Friedhof. Und Sie riechen auch nach Friedhof!«
    Eve schluckte. »Das ist eine Unterstellung!« flüsterte sie. Scharf schaute die Frau sie an. »Wollen Sie mich einer Lüge bezichtigen?«
    Eve hob beide Hände. »Nein, so war das nicht gemeint.«
    Die Kundin nickte. »Dann ist es gut. Aber ich bleibe bei meiner Meinung. Sie riechen nach Friedhof und Grab, daran gibt es nichts zu rütteln, wenn Sie verstehen…«
    »Ja, natürlich.«
    Ober die Lippen der Frau zuckte ein Lächeln, bevor sie sich scharf abwandte.
    Eve atmete auf. Zum Glück hatte ihr Chef nichts bemerkt. Der war immer so leicht aus der Fassung zu bringen, aber das Mädchen sollte noch nicht erlöst werden, denn die Kundin lenkte ihre Schritte nach rechts. Dort hatte sich Eve endlich einmal durchsetzen können und eine kleine Abteilung eingerichtet, die ihren Vorstellungen entsprach. Sie verkaufte dort Krimskrams, wie Carruthers immer sagte. Man konnte es auch Kunstgewerbe nennen. Eve hatte daran ihre Freude und auch einen kleinen Triumph, denn an gewissen Tagen wurde von dem Krimskrams mehr verkauft als von der übrigen Bettwäsche oder dem unmodernen Zeug, das sich Unterwäsche nannte.
    Die Frau blieb dort stehen. Sie sah sich die kleinen Geschenkartikel an. Kinder und Erwachsene hatten ihren Spaß an Stoffpuppen oder witzigen Kalendern. Auch winzige Holzeisenbahnen oder einen aus Holz hergestellten Zoo mit kleinen Tieren gab es. Vom Igel bis zum Löwen war alles vorhanden. Die Decken und Sets waren bunt, sie besaßen Pfiff, die Muster waren originell.
    »Können Sie mal kommen?«
    »Gern, Madam!« Eve lief schnell hin und blieb an der schmalen Verkaufstheke mit dem gläsernen Deckel stehen. Die Beleuchtung strahlte von innen gegen die ausgestellten Dinge, und die Kundin ließ sich eine kleine Holzkatze zeigen.
    »Es ist echt
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