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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Autoren: Anne B. Ragde
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Wohnzimmer war doch nur zweiunddreißig Quadratmeter groß.
    Sie legte die Hände in den Schoß und spürte die Wärme des feuchten Küchenlappens, während sie den Anblick des Springbrunnens in sich aufsaugte. Sie stellte sich vor, dass er nicht in einem Wohnzimmer stand, sondern im Paradies. Dass sie winzig klein war und nackt zwischen den Seerosen umhertrippeln konnte, zwischen den Zehen feiner Sand, und in ihrem Rücken brannte eine Sonne, die auftauchte und unterging und immer an derselben Stelle wäre, ohne dass sie etwas dafür tun müsste. Ihre Topfblumen wären dann gewaltige Bäume.
    Sie sprang auf mit einem scheußlichen Gefühl im Bauch. Nun hörte sie Egil hereinkommen, das war gut. Und in der Nacht sollte es Regen geben, da würde sie morgen ihre Treppe und die Eingangspartie gleich mehrmals putzen müssen. Das Radio wurde lauter gedreht, und er stimmte ein: »Ich bin ganz verschossen in deine Sommersprossen …«
    »Jetzt würde Veslemøy Haslund eifersüchtig werden«, sagte sie und hängte den Lappen über den Küchenhahn zum Trocknen auf.
    »Ich dachte, ich könnte bei der Hütte vielleicht eine Dusche für dich einrichten, was meinst du?«
    Er legte die Arme um sie, er roch gut nach kaltem Frühlingsabend und einen Tag altem Rasierwasser. Sie machte sich los, lachte ein wenig.
    »Wie soll das denn gehen?«, fragte sie.
    »Mit einem Wasserbehälter darüber und einem Schlauch, so dass du das Wasser selbst andrehen und abschalten kannst. Draußen.«
    »Draußen? Und wenn jemand mich sieht? Herrgott!«
    »Ich kann dich sehen.«
    »Aber Egil. Hör auf!«

    Bestimmt war er Peggy-Anita Foss über den Weg gelaufen, danach war er immer so. Sie nahm die Fernsehteller aus dem Schrank. Eine Dusche unter freiem Himmel, bei der sie selbst die Kontrolle über das Wasser hätte. In der warmen Morgensonne oder mitten in einer warmen Sommernacht, sie wagte gar nicht daran zu denken. Während Egil zusah?
    Sie holte den großen Emaillebottich aus dem Schrank im Gästezimmer, hörte dabei laute Musik von oben und zog die Tür hinter sich zu. Sie hob den Bottich auf den Herd. Über Nacht wollte sie die Putzlappen kochen auf kleiner Hitze und mit ganz viel Blendax im Wasser. Wie gut, dass schon April war, sie könnte den Wäschebottich die ganze Nacht auf dem Herd stehen lassen, ohne dass die Fenster beschlagen sein würden, wenn sie aufstand. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer, er hatte den Teppich auf dem Schoß liegen, er sah froh aus. In der Nacht würden seine Hände kommen, das konnte sie ihm ansehen.
    »Schaltest du den Fernseher ein, dann mache ich das Radio aus«, sagte sie und nahm vier große Möhren aus dem Kühlschrank und das Reibeisen aus der Schublade unter der Schneidefläche.
Sie presste die halbe Zitrone über einer Tasse aus und streute Zucker hinein, während sie mit einem Teelöffel umrührte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis der Zucker sich in der Säure auflöste.
    »Möchtest du Himbeersaft oder Apfelsaft?«, rief sie.
    »Heute Himbeer, glaube ich.«

Animals
    Es war eigentlich total idiotisch, das Treppenputzen so lange wie möglich aufzuschieben, Frau Åsen konnte doch unmöglich hören, wann sie damit fertig war. Sie hielt fast nie Mittagsschlaf, aber an diesem Tag hatte sie nach dem Essen fast eine Stunde mit geschlossenen Augen auf dem Sofa gelegen ohne zu schlafen. Sie hatte abwechselnd an die Putzteufelin im Erdgeschoss und an Rickard gedacht, an die Putzteufelin mit heftiger Irritation, an Rickard mit Sorge.

    Sie stellte die Essensteller unten ins Spülbecken, darauf kam das Besteck und oben die Gläser, sie spritzte Spülmittel dazu und füllte das Becken bis an den Rand mit kochend heißem Wasser. Die Asche der Zigarette zwischen ihren Lippen fiel auf den weißen Schaum und verbreitete sich wie kleine graue Fussel. Sie wischte sich die Hände ab und nahm die Zigarette aus dem Mund, ihr rechtes Auge brannte vom Rauch.
    »Ich nehm mir die Illustrierte, Mama«, sagte Rickard.
    Jeden Dienstagabend durfte er sich die Popseiten aus der Illustrierten ausschneiden, denn am nächsten Tag kam ja die neue Ausgabe.
    »Morgen bringen sie was über die Rolling Stones«, sagte er, ging in sein Zimmer und schloss die Tür.
    Er klebte die Popseiten in einen großen Zeichenblock, sie begriff einfach nicht, was ihm das für eine Freude machen könnte. Auch sie hörte gern Musik, aber den Lärm, den er sich anhörte,
konnte man ja unmöglich als Musik bezeichnen. Sie hatte solche Angst, es war so fremd und
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