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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Autoren: Anne B. Ragde
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nicht ganz frisch. Das sind doch unverkaufte Waren.«
    »Das spielt doch keine Rolle, ob man bei einem Blumenkohl oder einem Apfel etwas wegschneiden muss, wenn es gratis ist! Frau Larsen bekommt immer eine Menge Apfelsinen. Und dann kocht sie englische Marmelade, und es riecht im ganzen Treppenhaus.«
    »Du sagst immer, sie ist faul, aber sie schneidet Haare und legt Dauerwellen und kocht Marmelade«, sagte er.
    »Ich sehe es den Kindern an. Und ihm.«
    »Ach? Jetzt bin ich mit meiner Schneiderei fertig. Gott sei Dank.«
    »Du willst das doch selbst.«
    »Sicher. Ich beklage mich ja auch nicht.«
    »Die sind schlampig angezogen«, sagte sie.
    Er zog einen Faden aus jedem Haufen und wickelte ihn darum, so wie er das bei der Arbeit mit den Geldscheinen machte. Er war fleißig gewesen, vielleicht würde es ja sogar für vier Abende reichen, und dann hätte er die Stelle direkt um den Kern der Rosette herum erreicht. Er rieb sich mit dem Daumen über den Mittelfinger, dort, wo die Schere sich eingeprägt hatte, war der Finger rot und blank.
    »Ich finde, die sehen ganz normal aus«, sagte er.
    »Sie bügelt nicht, Egil. Alles, was sie anhaben, ist zerknittert. Ich wette, dass sie auch Handtücher und Bettwäsche nicht bügelt.«
    »Vielleicht ist das in England nicht üblich.«
    »Unsinn.«
    Er musterte sie zum ersten Mal an diesem Feierabend. Seine Frau. Sie hatte den Bleistift über dem Kreuzworträtsel erhoben, während ihr Blick aus dem Fenster wanderte. Er liebte sie, aber das sagte er nicht mehr. Er hoffte jedoch es ihr zu zeigen. Also, wenn sie Liebe mit Leidenschaft verband. Aber da war er sich nicht sicher. Er wusste nicht einmal, ob es ihr kam, über solche Dinge sprachen sie nicht, er las nur darüber. Er fragte sie ab und zu, ob es schön für sie sei, und dann antwortete sie immer mit Ja. Und gegen Ende stöhnte sie, also vielleicht. Es war ja so hellhörig im Haus, dass sie beide nicht wagten, nachts Geräusche zu machen. So gesehen wäre die Hütte perfekt, aber da war eben die Sache mit der Dusche. Vielleicht sollte er ihr eine Freiluftdusche bauen? Mit einer Art Wasserbehälter oben?
    »Uns kann das doch egal ein«, sagte er, »ob sie ihre Handtücher bügelt oder nicht.«
    »Ich denke ja nur an den armen Mann«, sagte sie.
    »Und wir haben doch den ganzen Winter Äpfel und Kartoffeln unten im Keller«, sagte er. »Das hat sonst niemand.«
    Sie erwiderte seinen Blick.
    »Da hast du allerdings recht«, antwortete sie.
    »Was gibt es heute zu essen?«
    »Fischpudding und Bratkartoffeln und Rohkost. Und für den Kaffee nachher habe ich einen Marmorkuchen gebacken. Ich habe noch zwei weitere gebacken und eingefroren.«
    Die Tiefkühltruhe war ihr ganzer Stolz. Sie waren die Einzigen in ihrem Treppenhaus, die eine Tiefkühltruhe besaßen. Er begriff nicht so ganz, was so toll daran sein sollte, alles in viel zu
großen Mengen zu kochen und es dann einzufrieren, der Laden war doch gleich um die Ecke, aber er fragte nie danach. Der Stolz in ihrem Blick jedes Mal, wenn sie das Wort »Tiefkühltruhe« aussprach, ließ ihn nur nicken und lächeln.
    »Dann kann ich draußen noch ein wenig den Gehweg abspritzen vor den Nachrichten.«
    »Und danach kannst du dich ja auf Veslemøy Haslund freuen«, sagte sie.
    Die hatte er ganz vergessen. Er würde dabei an sie denken können.
    »Würdest du wohl nachsehen, ob er draußen geparkt hat? Dann hat es doch keinen Sinn, den Gehweg sauber zu spritzen. Ich will sein verdammtes Auto nicht waschen.«
    Sie sprang auf und lief ins Gästezimmer, um aus dem Fenster zu schauen.
    »Nein«, rief sie. »Er steht heute auf der Hauptstraße.«
    Plötzlich empfand er ihr gegenüber eine gewaltige Dankbarkeit, eine Erleichterung, die sich beim Anblick der Stapel aus zurechtgeschnittenen Wollfäden mit Befriedigung mischte. Es war ein guter Tag, es war April, bald würde der Frühling kommen, zum Essen würde es Fischpudding geben, er liebte sämtliche Fischprodukte. Peggy-Anita Foss hatte an diesem Tag türkisfarbene Ohrringe getragen, die so schön in den Haaren ruhten, die sie sich hinter die Ohren gestrichen hatte, und ihre kreideweißen Zähne hatten speichelfeucht geglitzert, als sie ihn kurz angelächelt hatte, und Veslemøy Haslund erinnerte ihn immer an eine holde Sennerin. Überall gab es Frauen, sie hörten nicht auf ihn zu umgeben, es wimmelte geradezu von ihnen, sie hörten nicht auf. In der Bank erschienen sie als gleichmäßiger Strom vor seinem Schalter in allen Formen und
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