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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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einstellt. Sie können jederzeit aus dem Kurs fliegen – aus vielen Gründen. Dann ist Schluss für Sie, so einfach ist das.« Also rissen wir uns immer zusammen.
    Der körperliche Aspekt der Ausbildung – Laufen, Liegestütze, Rumpfheben, Klimmzüge – war kein Problem. Ich war außer Form, als ich ankam; aber dank meiner Erfahrung als Footballspieler wusste ich, dass ich schnell fit werden konnte. Auch die Waffen waren kein Problem. Das FBI ist stolz auf die Schießkünste seiner Beamten, aber ich war schon recht gut, bevor ich auf die Akademie ging. Im Laufe der Jahre hatte ich mit meinen Kumpels gelegentlich Schießübungen gemacht, und bei der Staatsanwaltschaft im Union County hatte ich ebenfalls ein wenig trainiert. In Quantico musste man mindestens 85 Ringe schaffen, um zu bestehen. Meine Ergebnisse lagen konstant knapp über 90. Für das FBI war ich demnach ein guter oder sogar sehr guter Schütze.
    Meine Schwäche war die Theorie. Darum suchte ich mir ein paar schlaue Burschen im Kurs, die mir Nachhilfe gaben. Als ich im College Football spielte, wollte ich nur Spaß haben. Die Schule nahm ich nie ernst. Meine Eltern legten großen Wert auf Bildung, ich nie. Jetzt musste ich mich richtig hinter die Bücher klemmen. Was ist die Bill of Rights? Was heißt suchen und festnehmen? Bei der Prüfung war ich vorbereitet und schnitt gut ab. Zum ersten Mal im Leben musste ich büffeln, und das fiel mir nicht leicht.
    Leider war ich einem stellvertretenden Direktor in Quantico sofort unsympathisch – wegen meines Aussehens. Damals legte das FBI großen Wert darauf, dass man wie J. Edgar Hoovers Idealbild eines FBI-Beamten aussah: in Höchstform, gut gekleidet und so weiter. Der stellvertretende Direktor, der unsere Gruppe ausbildete, erklärte, ich sei übergewichtig. Nun ja, das hörte ich nicht zum ersten Mal! In medizinischen Büchern stand, dass ein eins 93 großer Mann 95 Kilo wiegen durfte. Zum Teufel, ich hatte in meinem ganzen Leben nie 95 Kilo gewogen, außer vielleicht als ich 15 war!
    Zwei Wochen nach meiner Ankunft in Quantico ließ der Ausbilder mich zu sich rufen.
    »Sie müssen Ihre Bewerbung wegen Ihres Gewichts zurückziehen«, erklärte er unverblümt. »Andernfalls werden Sie entlassen und können sich nie wieder bewerben. Wenn Sie es tun, können Sie abnehmen und sich für den nächsten Kurs anmelden.«
    Ich war stinksauer! Warum hatte man mir das nicht vorher gesagt? Ich hatte an meinem früheren Arbeitsplatz bereits eine Abschiedsparty geschmissen, und jetzt war ich arbeitslos! Ich war schneller und stärker als einige andere Anwärter in meinem Kurs, die viel weniger wogen als ich. Aber ich hatte keine Wahl. Ich zog meine Bewerbung zurück und fuhr beschämt und deprimiert nach Hause.
    Mein Kursberater, Special Agent Jim Pledger, rief mich an.
    »Man hat dich reingelegt«, sagte er. »Nimm ab, komm zurück und belehre sie eines Besseren.«
    Meine üble Laune verschwand, und plötzlich war ich Rocky. Ich verlor in zwei Monaten 18 Kilo, ließ mich wiegen und wurde im Mai 1980 erneut als FBI-Anwärter vereidigt. Ich ging sogar hinauf zum stellvertretenden Direktor und sagte: »Ich hab Ihnen gesagt, dass ich es schaffe. Sie hatten keinen Grund, mir das anzutun.«
    Er konnte mir nicht in die Augen sehen. Ein typischer Bürokrat. Aber was soll’s. Ich bestand die Prüfung in Quantico mit Bravour, unterstützt von meinem besten Freund T . J. Murray, der inzwischen leider verstorben ist. Ich half ihm bei den Waffen, er half mir bei der Theorie. Ich wurde ins FBI aufgenommen. Meine Karriere hatte begonnen.
Kapitel 3
Der »FNG«
    Für Beamte, die beim FBI bestimmte Positionen oder Aufgaben anstreben, gibt es ein kompliziertes System, an das sich alle halten müssen. Es würde zu lange dauern, alle Möglichkeiten zu prüfen; aber das FBI hat eine ausgeklügelte Methode, um die Wünsche seiner Beamten zu ermitteln und die Leute optimal einzusetzen. Das einzige Problem ist, dass sich niemand an diese Methode hält. Fragt man einen beliebigen FBI-Beamten danach, antwortet er, das FBI beschäftige einen Affen, der einen Dartpfeil mit dem Namen des Bewerbers auf eine Landkarte der USA wirft. Wer in den Osten will, kommt in den Westen. Wer in den Westen will, wandert nach Osten. Das Ganze ist lächerlich.
    Wenn eine Entscheidung gefallen ist, kann ein Beamter sie nicht mehr ändern. Das ist total unlogisch, und es geht auf die Zeit Hoovers zurück. J. Edgar wollte seine Beamten nicht dort einsetzen, wo sie
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