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Ich war Jack Falcone

Ich war Jack Falcone

Titel: Ich war Jack Falcone
Autoren: Joaquinn Garcia
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wiederhergestellt. Er hat wieder die Leitung der »Firmen« übernommen, die ihm früher gehörten und die sich mit Kreditwucher, Erpressung und Glücksspielen beschäftigen. Derzeit kämpft er wie ein Löwe, um ein Problem zu lösen, das er sich selbst einbrockte, als er versuchte, einen anderen Mafioso aus dem Weg zu räumen.
    Jede Woche sehe ich die Umschläge mit den »Tributzahlungen«, die Mitglieder seiner Gang ihm bringen. Hinzu kommen Schutzgelder von Bau­ firmen und anderen Unternehmen. Ich schätze, dass Greg DePalma mindestens eine Million Dollar im Jahr einnimmt, alles steuerfrei. Dabei sind die Fanartikel, Kunstwerke, Juwelen, Uhren und alles, was er sonst noch stiehlt und verkauft, noch gar nicht berücksichtigt. Wie den anderen moder­ nen Mafiosi geht es Greg nur ums Geld. Er ist sein Leben lang im Gefängnis ein und aus gegangen, weil er selten Absprachen mit der Anklage trifft, niemanden verpfeift, immer zur Verhandlung kommt und niemals zugibt, ein Mitglied der Cosa Nostra zu sein. Er hat die Mafia nie verraten, weil er vor Gericht nie ihre Existenz einräumt. Darum nenne ich ihn einen standfesten Mobster der alten Schule.
    Zudem ist er einer der vorsichtigsten und schillerndsten Mafiosi, die je auf den Straßen New Yorks wandelten. Man wird als Mafioso nicht 73 Jahre alt, wenn man Fehler macht oder den falschen Leuten traut.
    Wenn es darum ging, wem er vertrauen konnte, wen er in seine Welt auf­ nehmen sollte, machte Greg DePalma nur einen einzigen schweren Fehler.
    Dieser Fehler war ich.
    Ich bin gerade unterwegs zu einem Treffen mit Greg. Wieder werden wir einen Tag lang essen, Besprechungen abhalten und festlegen, wer verprügelt werden muss. Es ist nur ein Tag von vielen in der Mafia, nur ein weiterer Tag der Vorbereitung einer Anklage gegen »Greg DePalma und andere, noch unbekannte Personen«.
    Ich hätte nicht glücklicher sein können. Am liebsten hätte ich wie Sinatra gesungen: »Komm, flieg mit mir.«
Kapitel 2
Serpico schickt mich
    Als Kind hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich einmal verdeckter Ermittler beim FBI sein würde. Ich wurde 1952 in Havanna, Kuba, geboren, in einer wohlhabenden Familie mit Kindermädchen, Haushälterinnen und einem Regierungschauffeur für meinen Vater, einen wichtigen Beamten im Finanzministerium. Meine Mutter war Opernsängerin, die bei fast jeder Hochzeit der High Society in Havanna »Ave Maria« sang. Ich hatte einen älteren Bruder und eine jüngere Schwester, und wir waren eine liebe-volle Familie, die fest zusammenhielt und in einem schönen Haus in einer noblen Gegend wohnte. Mein Vater war einen Meter 93 groß und wog 109 Kilo. Ich erinnere mich gut daran, wie hart er zu Hause in dem riesi-gen Büro arbeitete, das er zusätzlich zu seinem Regierungsbüro eingerichtet hatte. Ich kann ihn mir kaum ohne Zigarre vorstellen – er rauchte mindestens zehn am Tag. In Kuba war er als Señor Garcia bekannt, und alle mochten ihn. Er war ein großartiger Mensch, und meine Mutter war ein Engel.

    Im Jahr 1959 startete Fidel Castro seine Revolution und beseitigte die Regierung Batista, angeblich um die Inselnation von Korruption zu säubern. Da mein Vater um sein Leben fürchtete, setzte er sich mit der amerikanischen Botschaft in Havanna in Verbindung. Eines Abends im Jahr 1959 küsste er uns zum Abschied und wurde vom FBI-Attaché in Kuba weggebracht. Am nächsten Tag kam Castros Miliz und suchte ihn; aber er war bereits verschwunden. Wäre er eine einzige Nacht länger geblieben, hätten sie ihn wohl mitgenommen und umgebracht.
    Mein Vater musste drei Jobs in Manhattan annehmen, um so viel Geld zu verdienen, dass er den Rest der Familie aus Kuba herausholen konnte. Er arbeitete während der Nachtschicht als Buchhalter in einem Hotel und schuftete tagsüber als Hilfsarbeiter. Er erledigte jede Arbeit, die er bekam, und arbeitete ein Jahr lang rund um die Uhr, damit wir fliehen konnten. In Havanna zerriss die Einstellung zu Castro ganze Familien. Immer wenn mein Vater anrief, benutzten er und meine Mutter eine Geheimsprache, denn sie wussten, dass Telefongespräche aus den USA abgehört wurden. Es kostete uns ein Vermögen, in die Staaten zu telefonieren; darum warteten wir, bis mein Vater von New York aus anrief. Die Gespräche wurden immer überwacht und sofort unterbrochen, wenn meine Eltern Themen anschnitten, die bei den kubanischen Zensoren Missfallen erregten.
    Als mein Vater endlich genug Geld beisammen hatte, konnten meine Mutter, meine
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