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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu
Autoren: Christine Weiner
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noch in kalten Stuben sitzen. Der ganze Wettbewerb unserer Gesellschaft ist auf Vergleich ausgerichtet und sehr oft dient das einem guten Zweck. Wirft man nur einen Blick auf die medizinische Forschung, so können wir froh sein, dass es Vergleiche gibt und Wissenschaftler miteinander konkurrieren. Unternehmen vergleichen sich und lernen voneinander. Man nennt diese Methode Best Practice. Vergleiche werden erst dann zu einem blockierenden Phänomen, wenn wir sie nicht genau betrachten und sie damit unreflektiert auf unser Leben wirken lassen.
    Als ich während meines Studiums ein Praktikum bei meinem damaligen Lieblingsverlag machte, da war ich überglücklich und lief staunend durch die Tage, die voller Buchstaben und Namen bekannter Autoren waren. Während des Praktikums traf ich einmal Michael, ein Studienkollege von mir. »Und machst du auch Verbesserungsvorschläge?«, lautete seine erste Frage. Verbesserungsvorschläge? Mein Lieblingsverlag war perfekt. Größen wie Janosch und Christine Nöstlinger hatten dort publiziert! Michael schaute mitleidig lächelnd zu mir herab. In seinem Blick lag der Satz: »Du lernst es auch nie!« Sofort begann ich mich innerlich zu beschimpfen. Natürlich, andere kamen in ihrer Karriere weiter, weil sie kritisch und wach waren und ich träumte wieder einmal nur dahin. Niemals würde man mich beruflich ernst nehmen. Michael kostete meine Denkpause genüsslich aus. Er würde es zu beruflicher Anerkennung bringen. Ich niemals, wenn ich so blieb, wie ich war. »Und du machst dir wohl viele Notizen?«, erkundigte ich mich kleinlaut und sauber geführte Ablagen und Ordner stapelten sich vor meinem inneren Auge. »Ja, und weißt du«, erklärte er mir väterlich, »es ist mir sogar so wichtig, dass ich meine Notizen immer dabeihabe.« Dann griff Michael in die Hosentasche und fingerte einen schmuddeligen kleinen Zettel hervor, auf dem nicht mehr als drei lausige Ideen standen.
    Michael hatte nichts, was mir fehlte, aber in Windeseile hatte ich es geschafft, dass er in meiner Fantasie viel schlauer und cleverer war als ich.
    Viele Menschen äugen so sehnsüchtig auf andere Menschen, Teams, Beziehungen oder Familien, die es anscheinend »geschafft« haben und die ganz offensichtlich glücklicher, erfolgreicher oder harmonischer leben als man selbst. Menschen, die Anerkennung finden und denen man gerne Liebe schenkt. Auch Sie sind so ein Mensch und es gab eine Zeit, da haben Sie dies sogar gewusst!
    Paradiesische Zustände
    Es gab einmal eine Zeit in Ihrem Leben, in der Sie nicht den Wunsch hatten, anders zu sein, weil Sie gut waren, so wie Sie waren. Lassen Sie uns gedanklich in Ihre Kindheit zurückgehen, und zwar in Ihre allererste Lebensphase. Babys finden sich gut so, wie sie sind. Vielleicht hatten Sie Bauchweh, Hunger oder Langeweile, aber Sie wünschten sich keinen anderen Hintern und nörgelten nicht an sich herum, weil Sie nur zwei, anstelle von drei Krabbelschritten schafften. Ich habe früher als Erzieherin im Heim gearbeitet und weiß, dass auch in den sozial schwächsten Gebieten, Menschen glänzende Augen bekommen, wenn sie ein Baby sehen, füttern oder streicheln. Sie fühlen sich stolz, beglückt und beschenkt und geben diese Empfindungen an das Baby weiter. Die Gefühle von Liebe haben erst einmal nichts mit Bildung zu tun, es handelt sich hier um Urgefühle. Solange Menschen noch Menschlein sind, werden sie zumeist umsorgt, geherzt und geliebt. Babys empfangen diese Liebe und lächeln. Das Lächeln verzückt die Eltern, die nun noch mehr dafür tun, damit das Baby wieder lächelt.

    »Ohhh, ist die süß!«
    »Gott, ist der goldig!«
    Haben Sie ein Babyfoto von sich? Dann nichts wie her damit:
    Und … waren Sie nicht supersüß? Ich muss lächeln, obwohl ich das Bild gar nicht sehe. Babys und kleine Kinder sind schutzlose Wesen, deswegen hat die Natur sie so appetitlich gemacht. Mutter Natur will, dass wir uns gerne um kleine Kinder kümmern. Und das tun wir. Wir überschütten sie mit Liebe und Zuneigung. Zeig mir ein Kind und ich werde lächeln. Selbst dann, wenn es die Hosen voll oder eine Rotznase hat. Kinder fühlen diese Liebe und haben keinen Grund sich zu ändern.
    So war das vermutlich auch bei Ihnen. Die Welt war gut und Sie waren gut! Als Sie als Baby selbstvergessen mit Ihren Daumen spielten, mangelte es Ihnen weder an Elan, noch an Organisationsvermögen oder strategischem Denken. Ihre Persönlichkeit hatte genug Charme und Esprit und Ihre Selbstmotivation
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