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Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono

Titel: Ich vergebe dir - Bucciarelli, E: Ich vergebe dir - Io ti perdono
Autoren: Elisabetta Bucciarelli
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Genaues.« Maria Dolores war klar, dass sie dort hinfahren und sich selbst ein Bild machen musste.
    »Gehen wir?«, fragte Corsari.
    »Zu zweit? Kommt mir eher übertrieben vor.«
    »Hast du was Besseres vor?« Corsari zuckte ungerührt mit den Achseln.
    »Die Durchsuchung war deine Idee, oder etwa nicht? Ich muss hier einigen Papierkram klären«, antwortete sie, überzeugt davon, auf keinerlei Widerspruch zu stoßen.
    »In Ordnung, ich halte dich auf dem Laufenden.« Eine kurze Handbewegung zum Abschied, und schon klingelte das Telefon wieder. Und Corsari hielt inne.
    »Vergani, wer ist am Apparat?«
    »Soll ich kommen? – Nicht unbedingt?
    Ich komme trotzdem, nächste Woche. Ich muss für den Sommer eine andere Wohnung suchen. Ich melde mich, Don Paolo, ich verspreche es. – Bist du sicher, dass du mir nicht jetzt schon was sagen willst?
    In Ordnung. Bis Samstag.«
    Sie legte den Hörer auf. Corsari verlor keine Zeit. »Ist irgendwas?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ich sehe es dir an, Dolores. So langsam lerne ich dich kennen«, entgegnete er mit den besten Absichten.
    »Mich kennen? Du weißt absolut nichts von mir«, ging sie sofort auf Distanz.
    »Wie du willst.« Damit verließ er endgültig ihr Zimmer.
    Sie hatte keine Lust, Corsari auch nur die geringste Chance zu geben.

15
    Ein Haufen Gebeine. Während der Kopf von Maria Dolores über Papiere und Akten gebeugt war, hatte ihr charmanter Kollege etwas entdeckt, das seine Großmutter, als »schöne Bescherung« bezeichnet hätte. Bei der Demontage der Industriehallen, die den sonderlichsten Tieren als Behausung gedient hatten, zwischen Ratten und Müll, chemischen Behältern und Ziegelsteinen war noch weiteres Abfallmaterial ans Tageslicht gekommen. Um einiges menschlicher allerdings. Knochen.
    An den Türpfosten gelehnt, starrte Pietro Corsari auf die Kommissarin. Sie fühlte den Atem und seine Gegenwart, hob den Kopf und sah ihn dort stehen; kein Klopfen, vielleicht hatte die Tür zu ihrem Zimmer bereits offen gestanden. Doch ihr blieb keine Zeit, Fragen zu stellen.
    „Es ist ein menschliches Skelett.«
    »Ja, ich schaue mir gerade die Fotos an. Geschlecht?«
    »Eine Frau.«
    »Keinerlei Gewebereste, wie mir scheint.«
    »Richtig. Hast du den ersten Bericht gelesen? Eine stark gewellte Schambeinfuge, sie muss also noch sehr jung gewesen sein, zwischen 18 und höchstens 25 Jahren. Im Moment können wir nur davon ausgehen, dass sie dort liegt, seit die Unternehmen Ende der 70er Jahre dichtgemacht haben.«
    »Willst du, dass ich die Vermisstenanzeigen der letzten dreißig Jahre durchgehe, solange wir auf weitere Ergebnisse warten?«, fragte sie.
    »Warum nicht, bis wir mehr wissen.« Er stand noch immer in der Tür.
    »Auch wenn ich ehrlicherweise finde, dass eine Person in diesem Fall schon mehr als ausreichend ist, meinst du nicht?«
    »Wenn du Besseres zu tun hast …«, antwortete Corsari in gereizt ironischem Ton.
    »Ich habe tatsächlich Besseres zu tun, danke. Aber ich fertige dir trotzdem eine Liste der vermissten Frauen an.«
    »Na, komm schon, Vergani, wenigstens ein bisschen Mitgefühl.« Damit verließ er das Zimmer.

16
    »Hast du diese junge Frau, die bei dir in Therapie war, eigentlich jemals wieder gesehen?«, fragte der Priester. Seine Hände ruhten im Schoß, die Finger ineinander verwoben.
    »Sie ist aus dem Gefängnis entlassen worden, aber nein, wir haben uns nicht mehr getroffen, wenn du das meinst. Ich begleite sie aus der Ferne.« Die Kommissarin war in eine dunkle, eher dünne Daunenjacke gehüllt.
    »Und was kannst du aus der Ferne sehen?«, sagte er in einem Ton, als folgte auf die einleitenden Worte nun gleich eine Predigt.
    »Eine junge Frau, die versucht, sich ein neues Leben aufzubauen; das sehe ich, und das genügt mir.«
    »Das ist, was du sehen willst. Aber das ist schon in Ordnung. Wir alle sehen immer nur ein Zerrbild der Wahrheit. Nur so können wir überhaupt überleben.«
    »Wenn auch mit einer Last auf dem Gewissen. Die wird ewig bleiben.«
    »Sühne kann dir dabei helfen.«
    »Sie befreit mich dennoch nicht von der Schuld.«
    »Verlange nicht zu viel von dem irdischen Dasein, dafür gibt es das ewige Leben.«
    »Ich habe gelernt, mit meinen Schuldgefühlen zu leben, an manchen Tagen besser, an manchen schlechter.«
    »Du hast es gut«, brach es unvermittelt aus ihm hervor. Dann schwenkte er sofort wieder um: »Du hast eine sonderbare Form von Unterbewusstsein, die mir völlig fremd ist.«
    Maria Dolores empfand
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