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Ich und er und null Verkehr

Ich und er und null Verkehr

Titel: Ich und er und null Verkehr
Autoren: Kim Schneyder
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und vorne wird etwas weggezogen, das
aussieht wie ein Serviertablett, und der Blick auf Martin wird wieder frei.
»Ich meinte nicht die Filmklappe, sondern dass du die Klappe halten sollst,
Frankie. Das wird schließlich kein Hollywoodfilm«, sagt er ungeduldig.
    Â»Für einen vernünftigen Film braucht man eine Klappe«, rechtfertigt
sich Frankie, der anscheinend die Kamera bedient und gleichzeitig das
Serviertablett vorgehalten hat. »Das ist wichtig für den Schnitt.«
    Â»Wir werden das doch gar nicht schneiden«, sagt Martin ärgerlich.
Dann nickt er Henning zu. »Also gut, los geht’s!«
    Â»Okay.« Henning räuspert sich und hebt das Blatt, um davon ablesen
zu können. Dann beginnt er mit lauter Stimme in Martins Richtung: »Herr Dr.
Martin Becker, Sie werden beschuldigt, Ihre Beziehung zu Frau Sandra Wilding in
höchstem Maße gefährdet zu haben, indem Sie durch Vorspiegelung falscher
Tatsachen den Eindruck erweckt haben, Sie hätten an einer Weiterführung der
Beziehung kein oder nur geringes Interesse …«
Henning legt eine kleine Pause ein.
    Â»Das … das soll ein Prozess sein«, flüstert Susi aufgeregt und rammt
mir ihren Ellbogen in die Seite. »Ein Prozess gegen Martin!«
    Â»Ja! Aber warum …?«
    Â»Weiterhin haben Sie Ihre partnerschaftlichen Pflichten aufs Gröbste
vernachlässigt«, fährt Henning fort, »indem Sie den überwiegenden Teil Ihrer
Freizeit lieber mit Ihren … Mensch, Martin, deine Klaue kann echt kein Schwein
lesen«, unterbricht er sich und starrt krampfhaft auf den Zettel.
    Â»Zechkumpanen«, hilft Martin ihm weiter. »Da steht Zechkumpanen.«
    Â»Ah ja … Zechkumpanen vergeuden …«
    Â»Was heißt hier vergeuden?«, ertönt eine empörte Stimme aus dem
Hintergrund. Ich glaube, sie gehört Michael.
    Â»â€¦Â anstatt die Abende in
Harmonie und Einklang mit Frau Sandra Wilding zu verbringen.« Henning holt tief
Luft. Ȇberdies wird Ihnen vorgeworfen, die gemeinsame Fortpflanzung mit Frau
Sandra Wilding verweigert zu haben und ihr noch nie expressis verbis gesagt zu
haben, dass Sie sie lieben.« Henning legt eine Pause ein und lässt den Zettel
sinken.
    Â»Oh, mein Gott«, ruft Susi aus. »Weißt du, was das bedeutet, Sandra?
Martin will sich bei dir entschuldigen!«
    Â»Aber …« Ich suche nach den
richtigen Worten und spüre, wie sich meine Augen mit Tränen zu füllen beginnen.
    Â»Mann, was für ein Gesülze!« Michael schon wieder. »Damit tust du
dir keinen Gefallen, Martin!«
    Â»Jetzt halt endlich die Klappe, Michael!« Das muss Claudias Stimme
sein.
    Â»Angeklagter!«, ergreift Henning wieder das Wort. »Haben Sie etwas
zu Ihrer Verteidigung vorzubringen?«
    Martin, der die ganze Zeit nur geschwiegen hat, hebt den Kopf und
sieht ihn an. »Nein, ich bekenne mich in allen Punkten schuldig«, sagt er.
    Â»Oh Gott, was redet er denn da?«, stammle ich, und eine dicke Träne
kullert über meine Wange.
    Henning sieht wieder auf den Zettel. »Dann verurteilt Sie das
Gericht zu lebenslanger …« Ach du
meine Güte. Das wird jetzt doch hoffentlich keine Gefängnisstrafe oder so? »… Schadenswiedergutmachung, die Sie im
Einzelnen selbst festlegen können. Falls Sie dazu etwas sagen möchten, dann
können Sie das jetzt tun.«
    Â»Ja, das möchte ich«, sagt Martin mit fester Stimme. Dann deutet er
in Richtung Kamera.
    Â»Was willst du?«, höre ich Frankie fragen.
    Â»Komm näher ran«, zischt Martin.
    Die Kamera wackelt wieder, dann ist Martin formatfüllend im Bild.
Seine Augen sind ganz dunkel, als er zu sprechen beginnt.
    Â»Sandra, ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, wenn du das siehst«,
fängt er an. »Ich weiß nicht, wie dein Abend heute verlaufen ist, und ich weiß
auch nicht, was zwischen dir und Baumann vorgefallen ist. Aber ich glaube dich
zu kennen und hoffe, dass du mich noch nicht ganz aufgegeben hast … obwohl ich
es dir gar nicht verdenken könnte, falls es so wäre …«
    Er macht eine kleine Pause und atmet tief durch.
    Â»Sandra, es gibt so vieles, was ich dir erklären muss. In letzter
Zeit ist einiges schiefgelaufen, zum Teil waren es unglückliche Zufälle, aber
zum Teil auch meine Schuld. Diese Sache mit Lorenz … ich dachte, du
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