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Ich soll nicht töten

Ich soll nicht töten

Titel: Ich soll nicht töten
Autoren: B Lyga
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grinste. » Sie sehen uns nie kommen, weil wir so aussehen wie sie selbst, Sohn. Wir sehen wie Menschen aus.«
    In Jazz’ Kopf arbeitete es fieberhaft. Das war er– der Schlüssel dazu, den Impressionisten zu fangen.
    Er musste es sofort G. William sagen. Er stand auf. » Sind wir schon fertig?«, fragte Billy gekränkt. » Ich hatte noch gar nicht Zeit, dich nach deinen Baseballspielen und deinem Fußballtraining zu fragen.«
    Jazz betrachtete die Hände seines Vaters. LOVE . FEAR .
    » Ich muss gehen.« Und unter großer Anstrengung fügte er hinzu: » Danke für deine Hilfe. Ich weiß es zu schätzen.« Er rief zu den Vollzugsbeamten im Flur hinaus.
    » Vergiss unsere Abmachung nicht, Jasper«, sagte sein Vater, als die Beamten hereinkamen. » Wehe, du vergisst sie.«
    » Ich werde sie nicht vergessen«, versprach Jazz. Als er zur Tür ging, machten die Wächter Billy vom Tisch los und ließen ihn aufstehen.
    » Jasper.«
    Jazz war bereits draußen, aber er drehte sich um und sah seinen Vater an– der gefesselt und von ausgebildeten und bewaffneten Männern umringt war. Und der dennoch wirkte, als hätte er absolut alles unter Kontrolle.
    » Ja?«
    » Die Art und Weise, wie du hier hereingekommen bist… Mit deinem Panzer, der kälteste, schlechteste Hurensohn auf dem Planeten. Wie du dich auf Dinge mit mir geeinigt hast. Dieser ganze Bockmist über Kinderhandschuhe und alles… Du hast mich manipuliert. Und du hast es sehr gut gemacht.«
    Bei diesen Worten und dem Ernst hinter ihnen lief es Jazz eiskalt über den Rücken. » Ich bin nicht du.«
    » Du bist besser«, sagte Billy.
    » Ich bin nicht böse.« Hätte er dasselbe zu jemand anderem und unter anderen Umständen gesagt, es wäre ihm übertrieben erschienen. Hier und jetzt und gegenüber Billy klang es, als wäre es zu wenig.
    Billy verzog höhnisch den Mund. » Willst du wissen, was der Unterschied zwischen gut und böse ist, Jasper?« Ohne auf eine Antwort zu warten, hob Billy die rechte Hand und schnippte mit den Fingern.
    » Das ist der Unterschied, Junge. Du merkst nicht einmal, dass du die Grenze überquert hast, bis du sie weit hinten im Rückspiegel siehst.«
    » Das reicht jetzt, Billy«, knurrte einer der Vollzugsbeamten, und sie zerrten ihn zur anderen Tür. Wenn Jazz erwartet hatte, dass sein Vater zum Abschied noch einen letzten Schuss abgab, so wurde er enttäuscht. Ohne ein weiteres Wort verschwand Billy Dent unter dem Klirren seiner Ketten in den Tiefen des Staatsgefängnisses.
    Deputy Hanson sagte auch während der ganzen Heimfahrt nichts und ließ erneut seinen Bleifuß und die Sirene für sich sprechen. Das ständige Heulen und Schrillen verursachte Kopfweh bei Jazz. Er versuchte, es zu ignorieren, während er über Howies Handy mit G. William sprach.
    » …und er glaubt, sie wird nicht das sein, was wir unter einer herkömmlichen Sekretärin verstehen, weder dem Namen noch der Position nach, sondern etwas, das sich als Sekretariatstätigkeit konstruieren lässt.«
    G. Williams Erleichterung war über das Telefon spürbar. » Damit hast du uns gerade sehr viel mehr Arbeit aufgehalst«, sagte er, » aber es ist die Art Arbeit, die ich bewältigen kann.«
    Jazz schloss die Augen und versuchte, Billys Geist zu verscheuchen, aber der Rhythmus der Sirene vermengte sich irgendwie mit Billys Stimme und drang pausenlos auf ihn ein.
    Ich denke, du machst dir in Wirklichkeit gar nichts aus diesen Leuten.
    Du merkst nicht einmal, dass du die Grenze überquert hast, bis du sie weit hinten im Rückspiegel siehst.
    Ich brauche keinen Zögling. Ich habe bereits einen.
    Natürlich bist du einer. Du hast nur noch niemanden getötet.
    Jazz schluckte schwer. Das konnte heißen, dass er seine Mutter nicht getötet hatte.
    Oder Billy spielte nur mit ihm. Er erinnerte sich daran, was er zu Connie gesagt hatte. Wenn du einem Serienmörder gegenüber Schwäche zeigst, nistet er sich in deinem Kopf ein.
    Als Hansonihn zur Polizeistation zurückgebracht und dort durch einen Hintereingang hineingeschmuggelt hatte, zeigte der Himmel ein stählernes Blau. Jazz schaute bei G. William vorbei, der jedoch keine Zeit zum Reden hatte, da er eine ganz neue Anstrengung koordinierte, das nächste Opfer des Impressionisten zu finden. Deshalb schlich er durch das Bestattungsinstitut wieder hinaus und fuhr in seinem Jeep nach Hause.
    Während der Fahrt erfasste ihn große Erleichterung. Er hatte es geschafft. Er hatte sich in die Höhle des Löwen– des Drachen– gewagt
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