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Ich schreib dir morgen wieder

Titel: Ich schreib dir morgen wieder
Autoren: Cecilia Ahern
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Ähnliches gedacht: Ich möchte lieber tot in meinem Arbeitszimmer gefunden werden, als die Demütigung zu erleben, dass ich alles verloren habe.
    Samstage verbrachte ich früher für gewöhnlich mit meinen Freundinnen bei Topshop, wo wir endlos Klamotten anprobierten und irgendwann, wenn Zoey genügend Accessoires in ihre Hose geschmuggelt hatte, den Laden unter nervösem Gekicher und doch möglichst unauffällig wieder verließen. Wenn wir nicht bei Topshop waren, hingen wir den Tag gemütlich bei einem Gingersnap-Latte – grande natürlich – und einem Honig-Bananen-Muffin bei Starbucks ab. Vermutlich machen die anderen das immer noch genauso.
    Seit der ersten Woche hier habe ich von keiner meiner Freundinnen mehr etwas gehört, abgesehen von einer SMS , die Laura mir geschickt hat, kurz bevor mein Telefon abgeschaltet wurde. Eine Menge Klatsch und Tratsch; unter anderem erfuhr ich, dass Zoey und Fiachrá wieder zusammen waren und in Zoeys Haus Sex gehabt hatten, als ihre Eltern übers Wochenende in Monte Carlo waren. Zoeys Dad ist spielsüchtig, was Zoey und wir anderen toll fanden, weil ihre Eltern immer erst spät nach Hause kamen und wir bei ihr sturmfreie Bude hatten. Anscheinend hatte Zoey Laura erzählt, dass Sex mit Fiachrá sie an damals erinnerte, als die Lesbe vom Hockeyteam aus Sutton ihr den Schläger zwischen die Beine geknallt hatte – nur noch schlimmer. Und die Sache mit dem Schläger war schon echt fies gewesen, das könnt ihr mir glauben – ich war
dabei
. Daher war sie wohl auch nicht gerade versessen darauf, den Versuch in absehbarer Zeit zu wiederholen. Inzwischen hatte sich allerdings Laura mit Fiachrá fürs nächste Wochenende verabredet, wo
sie
es mit ihm tun wollte – sie hoffte, dass es mir nichts ausmachte, aber ich durfte es bitte keinem verraten, vor allem nicht Zoey. Als könnte ich es dort, wo ich jetzt bin, irgendjemandem erzählen, selbst wenn ich wollte.
    Dort, wo ich jetzt bin. Das hab ich noch gar nicht erklärt, richtig? Aber ich habe Rosaleen schon erwähnt, die Schwägerin meiner Mutter, die Mum früher mit ihren missglückten Spontankäufen beglückt hat, wenn der Platz im Kleiderschrank nicht mehr reichte. Teilweise hingen noch die Preisschilder an den Sachen, die bei Rosaleen landeten.
    Rosaleen ist mit meinem Onkel Arthur, dem Bruder meiner Mutter, verheiratet. Sie wohnen in einem Torhaus auf dem Land, in einem Dorf namens Meath, mitten in der Pampa, praktisch am Ende der Welt. Wir haben sie ein paarmal besucht, und ich habe mich immer zu Tode gelangweilt. Die Fahrt dorthin dauerte eine Stunde und fünfzehn Minuten, und es war echte Zeitverschwendung. Für mich waren die beiden einfach nur zwei Bauerntrampel in einem Provinzkaff, und ich bezeichnete sie gern als »Unsere beiden Dorfpunks«. Soweit ich mich erinnern kann, war das der einzige Witz von mir, über den Dad jemals gelacht hat. Übrigens kam er nie mit, wenn wir Rosaleen und Arthur besuchten, obwohl ich mich nicht erinnern kann, dass sie jemals Streit hatten oder so. Wahrscheinlich war es wie bei den Pinguinen und den Eisbären: Sie lebten so weit voneinander entfernt, dass sie schlicht nichts miteinander anfangen konnten. Ja, und in diesem Kaff wohnen wir jetzt. Im Torhaus, bei den Dorfpunks.
    Eigentlich ist das Haus echt süß – zwar nur etwa ein Viertel der Größe unserer Villa, aber das ist ja an sich nichts Schlimmes – und erinnert mich an das Hexenhäuschen in
Hänsel und Gretel
. Es ist aus Kalkstein gebaut, und die Fensterrahmen und Holzverkleidungen am Dach sind oliv angestrichen. Oben gibt es drei Schlafzimmer, unten sind Küche und Wohnzimmer. Mum hat ein Zimmer mit eigenem Bad, das andere Bad teilen sich Rosaleen, Arthur und ich. Da ich es gewohnt bin, mein eigenes Bad zu haben, finde ich das furchtbar, vor allem, wenn ich nach meinem Onkel Arthur rein muss, der gerne lange Sitzungen abhält und dabei Zeitung liest. Rosaleen ist ein echter Putzteufel und so zwanghaft ordentlich, dass sie keine Sekunde stillsitzen kann. Ständig räumt sie irgendwas auf, macht irgendwas sauber, sprüht Duftsprays in die Luft und hält nebenbei auch noch Vorträge über Gott und seinen Willen. Einmal hab ich zu ihr gesagt, ich hoffte, dass Gottes Wille besser sei als Dads letzter Wille. Da hat sie mich entsetzt angestarrt und ist schnell weggewuselt, um an einer anderen Stelle Staub zu wischen.
    Rosaleen hat ungefähr so viel Tiefgang wie ein Schnapsglas. Was sie sagt, ist alles hohles Zeug. Über
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