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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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vollkommen berechenbar. Nach mir konnte man die Uhr stellen. Mit 12 Jahren Pickel im Gesicht. Mit 22 geheiratet. Mit 26 in den Wehen gelegen. Mit 30 die erste Haartönung. Mit 35 beim Bäcker gekaufte Kuchen. Mit 40
    Rollkragenpullover.
    Ich brauchte kein Buch, um zu wissen, daß die Zwanzigerjahre traumatisch, die Dreißiger illusionsmordend, die Vierziger ruhelos und die Fünfziger … mein Himmel, nur kümmerliche zwei Seiten hießen ›Resignierend‹ und waren zwischen Rollkragenpullover und
    Inhaltsverzeichnis eingeklemmt!
    Das Werk verlor kein unnötiges Wort (wahrscheinlich war auch keine Zeit mehr zu verlieren!) Es konstatierte, ich lebte in einer Zeit der Angst. Angst vor Unerfülltheit, Angst vor dem, was die Leute von mir dachten, Angst vor Krankheit, Angst vor dem Alter.
    Das stimmte nicht. Ich hatte keine Angst vor dem Alter. Es fiel mir nur immer stärker auf, daß die einzigen, die behaupteten, das Alter sei schön, durchschnittlich 23 waren.
    In meinem innersten Herzen wollte ich nicht glauben, daß Shirley Temple schon sauber war. Doch, es gab ein paar Momente der Empfindlichkeit. Als ich meinen Paß erneuern ließ, fragte der Mann hinter dem Schalter laut nach meinem Geburtsdatum. Es heißt, ich hätte ihn an die Wand gedrückt, ihm den Unterarm über die Gurgel gepreßt und gezischt: »Wir wollen uns doch bitte auf die Feststellung beschränken, daß ich irgendwo zwischen Östrogen und Ableben bin.«
    In PHASEN stand, ich hätte Angst vor allem, was das Leben mir möglicherweise noch bescherte, Angst vor dem Verlassen werden, Angst vor dem Alleinbleiben. Die wollten mich wohl verkohlen? Angst davor, jedes Interesse an Sex zu verlieren, Angst vor Phobien.
    Ich schlug das Buch mit einem Knall zu. Alles klar: Ich war mit meiner Midlife-Krise zu spät daran. Sie hatte schon ohne mich angefangen. Ich hatte keine einzige Phobie.
    Gerade als ich mich so recht darüber freute, kam meine Tochter heim, stürzte ins Zimmer, warf die Wagenschlüssel auf den Tisch und fragte: »Rate mal, wer ein Kind kriegt!«
    »Keine Ahnung, du mußt mir daraufhelfen.«
    »Bunnys Mutter, Barfy.«
    »Doch nicht im Ernst«, lachte ich. »Barfy ist ein Jahr älter als ich und zwanzig Jahre jünger als die Mickymaus.«
    »Sag ihr das! Sie hält sich für piepsjung. Ich finde sie Klasse! Warum schaffst du dir nicht auch noch ein Baby an? In ein paar Jahren sind wir alle aus dem Hause. Womit willst du uns ersetzen?«
    »Ich kriege dann die Masern.«
    »Viele Mütter von Freundinnen werden jetzt schwanger. Ein neues Baby soll einen um zehn Jahre jünger machen.«
    »Jünger als was?«
    Als sie gegangen war, ließ ich mich wie gebrochen in einen Sessel plumpsen. Nie in meinem Leben hatte mich etwas so getroffen. Daß so etwas möglich war! Da hatte ich meine Midlife-Krise, meine Angst, mit der ich nicht gerechnet hatte; die Phobie, ins Guiness-Buch der Rekorde einzugehen, weil ich mit über vierzig noch ein Kind bekam.
    Das schaffte ich nicht mehr. Da konnten die noch so sehr predigen, Spätlinge seien ein solcher Gewinn. Ich war einfach zu erschöpft, um noch mal von vorn anzufangen. Während man mir den Zahnstein entfernte, schlief ich ein. Wenn eine Party länger dauerte als bis 22 Uhr, döste ich vor mich hin. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit konnte ich die Beine nicht mehr übereinanderschlagen. Wenn ich wieder früh um 2 Uhr füttern müßte, würde ich Tränensäcke unter die Augen kriegen.
    Meine geistigen Fähigkeiten ließen bereits nach. Ich konnte keine Fragen mehr beantworten. Z. B. warum der liebe Gott nicht heiratete, wie ein Fußball von innen aussah und wieso der Lebkuchenmann nicht quiekste, wenn ich ihm mit dem Finger in den Bauch stieß.
    Das alles hatte ich einmal gewußt. Mir war nichts mehr neu. Ich hatte drei Regentage lang mit drei windpockenkranken Kindern und einer kaputten Waschmaschine durchgestanden. Ich war beim Aufblasen vom Gummiplanschbecken ohnmächtig geworden. Ich hatte drei Staaten im Wagen durchquert, unter dem Sitz einen Beutel nasser Windeln, im Fond zwei Kinder, die sich um einen Kaugummi voller Fusseln stritten. Ich hatte mich abgerackert – mit Sportwägelchen im Aufzug, mit Wasserschlachten am Weihwasserbecken, mit Tränenströmen am ersten Schultag.
    Wenige Tage darauf traf ich Barfy im Einkaufszentrum. Sie hatte schon den
    charakteristischen Schwangeren-Gang.
    »Barfy!« rief ich teilnehmend und glotzte auf ihren Bauch. »Wie ist denn das passiert?«
    »Glaubst du vielleicht, ich trüge
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