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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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gehortet haben mußte. Es war seine Schuld, daß ich noch die Lakritzstangen dazulegte.
    Die Dame vor mir hatte nur wenige Artikel, aber der Kassenstreifen lief aus und mußte ersetzt werden. Die Gartenleuchte und das Vogelfutter gehen auf ihr Konto.
    Endlich war ich dran. Die Kassiererin fing an zu tippen und fragte: »Wollen Sie das Buch mitnehmen oder hier lesen?«
    »Mitnehmen«, sagte ich.
    Die Kasse klingelte, die Endsumme erschien, und ich tauchte aus meiner Trance auf. Doch da war es zu spät. Unter dem Arm trug ich eine Taschenbuchausgabe von ABENTEUER DES  LEBENS.

Abenteuer des Lebens
    Die Heldin solcher Bücher ist sich immer gleich: eine Frau, die keine Illusion mehr hat und mit einem Papiertaschentuch in der einen, einem Zellstoffhandtuch in der anderen durchs Leben geht, fest entschlossen, sich allein durchzuschlagen. Immer ist sie groß, hat lange Beine und
    ›Streckt sich wohlig unter der Bettdecke in ihrer ganzen Länge aus‹. Sie ist so schlank, daß man ihr ›ihre drei prächtigen Kinder nicht glauben will‹.
    Sie ist noch nie im Leben glücklich gewesen.
    Sie hat total vergessen, daß sie Medizin studiert und den Doktor gemacht hat, bis sie eines Tages frisches Papier ins Besteckfach legt und dabei zufällig ihr Diplom findet.
    Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie ihren Mann mit drei Kindern, Hypothekenraten von 565 Dollar im Monat, einer trächtigen Katze und einem leeren Kühlschrank zurückgelassen hat, muß aber »mit sich selber ins reine kommen« und kann das nur, wenn sie ihr Leben selbst in die Hand nimmt.
    Ich in meinem Alter hätte nicht mehr die nötige Spannkraft aufgebracht, nochmals von vorn anzufangen. Ich merkte neuerdings, daß mein Körper nur jeweils eines von beiden konnte: das Mittagessen verdauen oder aufrecht sitzen.
    Ich wollte nicht verantwortlich sein für den Ölwechsel in meinem Wagen. Es war mir schnuppe, wohin die Filter des Heizkessels verschwanden. Ich war ohnehin viel zu sehr auf Haushaltsprobleme fixiert (als ich Tom Jones einmal in Las Vegas auftreten sah und alle Zuschauer ihm ihre Hotelzimmerschlüssel huldigend zuwarfen, ließ ich mich hinreißen, ihm auch den meinen zuzuwerfen. Zwei Tage später stellte ich fest, daß ich ihm den Schlüssel zu unserer Tiefkühltruhe zugeworfen hatte.)
    Neben den Büchern über Ehefrauen, die es »allein schaffen wollen«, standen aufgereiht die Ehehandbücher. Es waren durchweg Reinfälle. So frustriert hatte ich mich noch nie gefühlt seit dem Weihnachtsabend, an dem wir im Wandschrank ein Fahrrad zusammenbastelten – mit zwei fehlenden Unterlegscheiben und der Anleitung auf japanisch.
    Wir fragten uns, womit wir denn unsere Zeit vertrödelt hatten, ehe Oswalt Rolle den Sex erfand. Im Anhang eines dieser Bücher war sogar ein Plakat eingeheftet, auf dem BRAVO stand.
    Man sollte es sich übers Ehebett hängen.
    Mich persönlich faszinierten die freiheitlichen Bestrebungen am meisten. Im Grunde war ich eifersüchtig auf die Heldinnen der Bücher, insbesondere auf ihren Lebensgenuß. Wie blaß war doch, damit verglichen, meine Existenz. Meine sämtlichen Freundinnen schienen auf dem Weg zu neuen Abenteuern. Einige waren wieder berufstätig, teils des Geldes wegen, teils aber auch, weil sie Ruhe brauchten. Ein paar besuchten die Schule, die übrigen gestalteten mit Spiegeln und Plüsch das leere häusliche Nest neu.
    Und ich? Bei mir herrschte Stagnation. Keiner meiner Jungvögel war schon flügge, und es bestand auch keine Aussicht darauf.
    Meine Tochter hielt das rote Licht über dem Bratrohr für eine versteckte Kamera. Von meinen Söhnen führte einer das Leben eines Hamsters, der andere betrachtete Arbeit als eine Modetorheit wie den Hula-Hoop-Reifen oder die Freundschaftsarmbänder. Sie waren alle im schwierigen Alter.
    Zu alt für Kindernahrung. Zu jung für den Fußpfleger.
    Zu alt, um ihnen wegen des Heimkommens Vorschriften zu machen. Zu jung, als daß man hätte einschlafen können, ehe sie daheim waren.
    Zu alt, um ihnen noch Ratschläge zu geben, zu jung, als daß sie sie nicht mehr nötig hatten.
    Zu alt, um Geschirr zu spülen, zu jung, um schon mit Essen aufzuhören.
    Zu alt, um sie bei der Einkommensteuer abzusetzen. Zu jung für die Arbeitslosenrente.
    Ich wollte, ich wäre so wie Mayva. Ihr war es total egal, was ihre Kinder taten, Hauptsache, sie hatten dabei saubere Hände.
    Es kam mir so vor, als hätte ich mein Leben lang nur immer geschenkt, geliebt und geteilt.
    Und was hatte ich nun voll all
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