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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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Hundes nicht vorschriftsmäßig glänzte, und ich war es, die genau die richtige Menge Zitronen in alles spritzen mußte, damit es den Meinen nicht den Mund zusammenzog. Gab es im Liebesleben meiner Tochter eine Panne, so war es meine Aufgabe, sie daran zu mahnen, daß strahlend weiße Zähne ihn zurückgewinnen würden. Als ich eben über das Ausmaß meiner Verantwortung grübelte, kam im Fernsehen die Werbeeinschaltung: Ein Mann kommt nach zwölfstündigem Arbeitstag zerschlagen, deprimiert und erschossen nach Hause, öffnet die Tür, und 75 Personen springen auf und brüllen: »Happy birthday«. Der Mann umfaßt seine Frau, küßt sie und sagt: »Liebling, was für eine nette Überraschung!«
    Sie weicht vor ihm zurück wie vor dem Kadaver eines vor drei Tagen krepierten Hundes und sagt: »Oh, oh, Mundgeruch. Dagegen müssen wir etwas tun. Sofort.«
    Man möchte meinen, daß dies dem rauschenden Fest einen gehörigen Dämpfer aufsetzt.
    Statt dessen sehen wir die beiden im Badezimmer, wo er so lange heftig gurgelt, bis der Mundgeruch nachläßt. In der letzten Szene herrscht ungetrübte Fröhlichkeit. Er darf endlich bei der eigenen Party mitmachen und sie strahlt in dem Bewußtsein, ihren Mann wieder einmal vor sich selbst beschützt zu haben.
    Wieso kommt dieser Blödmann nicht selber drauf, daß er einen Atem hat wie ein Kamel?
    Muß denn die Frau alles machen? Da unterbrach mich mein Mann, der mit einem Sporthemd in der Hand aus dem Schlafzimmer kam.
    »Liebling«, sagte er und grinste gutmütig, »ich sag’ das nicht gern, aber mein Kragen hat einen Schmutzrand.«
    Ich blickte auf und keifte: »Wie sich das trifft. Dann paßt er genau zu deinem Hals.«
    Ich weiß nicht, warum ich damit herausplatzte, wahrscheinlich ärgerte mich, für das Wohl aller verantwortlich zu sein.
    Wie naiv ich doch gewesen war! Ich hätte was merken sollen an dem Abend, an dem ich duschte, mir Parfüm in beide Kniekehlen tupfte und dann meinen Mann im Dunklen schnarchen hörte. (Der Fall war in der Geschichte der Kosmetikwerbung nicht vorgesehen.) Ich verschaffte mir KAUFANGST, um darin nachzulesen, wie wir sonst noch ausgebeutet wurden. Gelinde gesagt – es war eine Offenbarung! Das Einkaufen, hieß es da, sei einer der am wenigsten bekannten Wissenschaftszweige. Fachleute wissen, daß es sehr anstrengend ist, äußerste Konzentration und blitzschnelle Entscheidungen erfordert.
    Seit Jahren versuchen Forscher dahinterzukommen, warum Frauen so einkaufen, wie sie es tun. Dabei haben sie herausgefunden, daß sich bei Frauen, die einen Supermarkt betreten, in dem Augenblick etwas verändert, in dem sich ihre Hände um den Griff eines Einkaufswägelchens krümmen. Ihre Blinzelfrequenz verringert sich auf vierzehnmal pro Minute, das versetzt sie in eine Art Trance, die Vorstufe der Hypnose. Einige erkennen ihre Freundinnen nicht mehr, wenn sie von ihnen angesprochen werden. Sie fahren in weniger als zwanzig Sekunden durch eine Verkaufsreihe und geben dabei durchschnittlich pro Minute 93 Cent aus. Alles in so einem Geschäft ist getestet und in Form und Farbe so abgestimmt, daß es zum Kauf reizt. Dem Käufer bleibt kaum eine Chance.
    Die wahre Streßsituation kommt dann an der Kasse. Immer angenommen, Sie waren imstande, Kaufimpulse zu unterdrücken und sich strikt an Ihre Liste zu halten: Alles steht in Frage in dem Moment, in dem Sie die Waren aufs Fließband stellen und sie registriert werden.
    Denn an der Kasse befinden sich: Candy, Kaugummi, Zeitschriften, Sonderposten, Waren zum halben Preis, Luftballons, Pfefferminz, Zigaretten und Kugelschreiber. Jetzt heißt es sich zügeln.
    Wenn Sie durchhalten, bis das Kassenglöckchen erklingt, wird ihre Blinzelgeschwindigkeit wieder auf fünfundvierzig pro Minute ansteigen, und der Bann ist gebrochen. Sie funktionieren wieder als normaler Mensch.
    Als ich das nächste Mal im Supermarkt einkaufte, schaffte ich es in der gleichen brillanten Zeit wie der sagenhafte Nurmi. Beim Ausgang jedoch befiel mich Unbehagen. Dort stand eine Schlange. Eine Frau wühlte in ihrer Handtasche und suchte ihren Ausweis, weil sie mit einem Scheck zahlen wollte.
    Ich warf ein Päckchen Rasierklingen in mein Körbchen. Die nächste Frau entdeckte ein Loch in ihrer Zuckertüte, und wir mußten warten, bis ihr der Laufjunge eine andere geholt hatte.
    Ich tat noch einen Papierdrachen in mein Körbchen. Noch zwei Kunden vor mir.
    Der Mann hatte seinen Karren voller Leerflaschen, die er seit der Erfindung des Glases
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