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Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Ich schenk mir taeglich rote Rosen

Titel: Ich schenk mir taeglich rote Rosen
Autoren: Erma Bombeck
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darüber.«
    »Aber selbstverständlich haben Sie die Kontrolle über Ihr Leben,« sagte Mr. Steve und wirbelte mich in meinem Drehstuhl um meine eigene Achse. »Sagen Sie, unter welchem Tierkreiszeichen sind Sie geboren?«
    Ich zuckte die Achseln. »Geburtstag habe ich am 21.Februar.«
    »Hmm. Hab’ ich mir gedacht,« sagte er. »Das erklärt alles. Vergessen Sie den Unsinn, daß Ihr Leben vorherbestimmt ist. Ich sage Ihnen, Sie haben es in der Hand. Sie brauchen sich nur nach Ihrem Sternbild zu richten. Ich habe da ein Buch, auf das schwöre ich. Es heißt SPRING
    AUS DEINEM TIERKREIS UND LEBE von Jeanne Vixon. Als ich Sie sah, wußte ich sofort, daß bei Ihnen der Mond in der zweiten Dekade steht.
    Dadurch kommen zu Ihrer Neptunischen Unerschütterlichkeit geheime Sehnsüchte. Die darauf folgende Dekade gerät unter den Einfluß des ungestümen Mars, und der gewährt Kraft und verläßlichen Beistand.«
    »Und was bedeutet das genau?«
    »Es bedeutet, daß Sie anfangen müssen, Feuchtigkeitscreme rings um die Augen aufzutragen, meine Liebe.«

Spring aus deinem Tierkreis
    Seit ich gelesen habe, daß Eva Braun, Judas Ischariot und Anne Boleyn das gleiche Tierkreiszeichen haben wie ich, nehme ich die Astrologie nicht mehr ganz so ernst. Mr. Steve hatte es sicherlich gut gemeint, doch er konnte nicht wissen, daß ich der geborene Verlierer bin.
    Nie stand die Sonne in meinem Zeichen. Hinter meinem Rücken taten sich die Planeten gegen mich zusammen. Und mein künftiges Schicksal las sich immer, als hätte es zu lange in der Sonne gebleicht, die es zum Aszendenten hatte.
    Vielleicht bin ich nur verbittert, aber mir kommt es immer so vor, als hätten ausschließlich andere Leute günstige Vorzeichen. Deren Horoskope lauten: »Beliebtheit und unermeßlicher Reichtum werden Ihnen zuteil, ganz gleich, was Sie anstellen. Sie können ihnen nicht entrinnen.
    Für jedes andere Tierkreiszeichen sind Sie von unwiderstehlicher Anziehungskraft. Wehren Sie sich nicht, genießen Sie es.«
    Bei mir ist das anders. Da stehen unheilverkündende Warnungen wie: »Passen Sie auf Ihre Handtasche auf!« – »Ihre Pubertätsakne hat nur vorübergehend nachgelassen, am 15. des Monats wird sie wieder auftreten.« – »Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die besten Freunde Sie schamlos ausnutzen.«
    Manchmal dachte ich, wenn Mutter nur ein bißchen länger durchgehalten hätte – sagen wir einen oder anderthalb Monate –, wäre alles anders für mich.
    O ja, ich glaubte an die Voraussagen. Ich legte sie nur anders aus, als sie dann eintrafen.
    Ein paar Beispiele:
    Voraussage: Heute bekommen Sie Gelegenheit, Anregerin und Führerin zu sein.
    Tatsache: Ich mußte dreißig Viertkläßler durch eine Fleischfabrik führen.
    Voraussage: Jemand, von dem Sie sich verlassen glaubten, taucht wieder auf.
    Tatsache: Unter dem Ausguß fanden wir eine Küchenschabe.
    Voraussage: Ob verheiratet oder ledig – alles wird jetzt eine Energie-Frage.
    Tatsache: Wegen Stromsperre fiel stundenlang die Heizung aus.
    Voraussage: Ihre Art, sich auszudrücken, ist einmalig. Sie könnten durch Schreiben eine große Befriedigung finden.
    Tatsache: Ich schrieb einen Scheck aus — für das Auspumpen der Klärgrube.
    Was mir Mr. Steve nicht gesagt hatte, war etwas anderes: Sich nach seinem Sternbild zu richten ist ein 24-Stunden-Job. Die Tageshoroskope in der Zeitung waren zu kurz, zu dürftig. Ich mußte mir weitere Zeitschriften kaufen, eine für die Ernährungsvorschau, eine für die Sexvorschau, eine für modische Voraussagen, eine für eventuelle Reisen und dann noch eine für Dekorwahl, Farben und Parfums.
    Einmal wollte ich meinen Eisschrank abtauen, wagte es aber nicht, weil mein
    Tierkreiszeichen mich warnte, ich solle die Farbe Grün meiden. Ich sagte Ausflüge ab, verschob den Fußpfleger, lud keine Jungfrau-Menschen zu meiner Party und mied auf Anraten meines Horoskops einen vollen Monat lang den Umgang mit Geld. (Ohne meine Kreditkarte wäre ich verhungert.) Ich mußte so vieles lernen -über mich. Ich war etwas ganz und gar Faszinierendes.
    Ich erfuhr, daß unter meinem Zeichen geborene Frauen selbstsicher und dynamisch sind und Spargel lieben. Ich war ein Orangentyp, vertrauensselig, französisch-provinziell, mit unerschöpflicher Energie und schmaler Taille.
    Als mir eines Abends auf einer Hausfrauenparty ein Schokoladeplätzchen auf den Teppich fiel, griff ich zu, steckte es in den Mund und sagte: »Fusseln auf Plätzchen haben noch niemandem
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