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Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone

Titel: Ich mach mich mal dünn - Neues aus der Problemzone
Autoren: Heyne
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gerne klugscheißen wie er selbst, hat es die Sprache verschlagen. Sie sind ganz hin und weg und so was von angetan von ihrem »Klausi«, dass man sogar behaupten könnte, das Überdenken der steinzeitlichen Arbeitsteilung an der Feuerstelle habe sich für ihn voll ausgezahlt.
    Allerdings möchte ich den Damen davon abraten, einen Kaffee mit Klaus zu trinken – jedenfalls denjenigen, die eher nicht dem experimentierfreudigen Typ zuzurechnen sind. Beim Kaffee ist nämlich Vorsicht geboten. Neuerdings schwärmt Klaus auffällig oft von Kopi Luwak. Die Bohnen dieser Kaffeesorte werden von Schleichkatzen gefressen und erst verarbeitet, wenn sie einmal den kompletten Rundgang durch den Verdauungstrakt der Miezekatzen gemacht haben.
    Gut, dass Kopi Luwak eine Rarität ist, nicht leicht zu beschaffen. Obwohl… – wer weiß, wo Klaus seine nächsten Ferien verbringen wird?

40. Klug oder schön?
    Top oder Flop – ob wir schön genug für diese Welt sind, bestimmen jetzt die Wissenschaftler. Aber wie wollen die das wissen?
     
    Es gibt verlässliche Formeln, die unser Leben tatsächlich sehr vereinfachen können. Die Berechnungsgröße der halbzylindrischen Beleuchtungsstärke für Straßenlaternen im deutschsprachigen Raum beispielsweise. Selbst die Grenzwerte zum Abwägen des Lästigkeitsunterschieds zwischen Schienen- und Straßenverkehrslärm bei gleichem Mittelungspegel haben durchaus ihre Berechtigung. Und interessant kann auch die Berechnung des eigenen Intelligenzquotienten sein, vorausgesetzt, man ist der höheren Mathematik mächtig.
    Da wir Lebenshilfen aus dem Forschungslabor sehr gern in Anspruch nehmen, freuen wir uns selbstverständlich auch über eine nagelneue Formel, mit der sich einige lange Diskussionen und sogar Streitereien über das eigene Aussehen verlässlich ausschließen lassen. Ich spreche vom sogenannten BQ.
    »Der BQ ist einfach fantastisch.« – Das schrieb jedenfalls die Redakteurin einer Frauenzeitschrift, die über diese »sensationelle Vereinfachung des objektiven Körper-Vergleichs« geradezu aus dem Häuschen war: »Statt den Intelligenzquotienten zu messen, werden jetzt Beautyquotienten erstellt und abgeglichen. Der Attraktivitätswert eines Menschen ist berechenbar geworden! Wow!«
     
    Skeptiker fragen natürlich sofort, wie ausgerechnet Wissenschaftler »Schönheit« beurteilen wollen. Die sind schließlich nicht gerade berühmt für ihre Affinität zu Äußerlichkeiten. Zerre ich beispielsweise all die Zahlenmenschen, die mir in meinem bisherigen Leben begegnet sind, vor mein geistiges Auge… – mannomann! Allein mein Mathelehrer, Herr Bothe: Birkenstockpantoffeln, Flanellhemden und Schlabberhosen waren bei ihm an der Tagesordnung – und maximal in zweifacher Ausführung vorhanden. Also wie kommen solche eher pragmatischen Koryphäen mit einem Hang zum Sammeln von Doktortiteln darauf, beurteilen zu wollen, was schön ist und was gruselig?

     
    Nun, sie zeigten einfach mal 85 000 Testpersonen Bilder von Frauen. Und die bewerteten dann so spontan wie kritisch die Formen der Damen von »super« bis »superschlecht«. Das Ganze in eine Formel gepackt, fertig war der BQ.
     
    Aber wie kann so eine Formel funktionieren, wo doch selbst Heidi Klum jedes Jahr mehrere Wochen und unfassbar viele Prüfungen braucht, um aus einer Truppe Mädels die Allerschönste, das aktuelle next Topmodel made in Germany herauszufiltern? – Sogar ausgewiesene Beauty-Expertinnen wie Isi und Sabine sind sich in Sachen »Wer ist der/die Schönste im ganzen Land?« eigentlich immer komplett uneinig:
     
    »George ist der Allergrößte. Wahnsinn. Den würde ich nicht von der Bettkante stoßen …«
     
    »Der ist viel zu alt. Außerdem hat er einen Bauchansatz. – Aber der Brad, der ist um Klassen besser.«
     
    »Isser nich!«
     
    »Isser doch.«
     
    »Nich!«
     
    »Doch, doch, doch!«
     
    »Nich. Basta …«
     
    Und so weiter. So ein Fachgespräch unter Beauty-Profis kann locker 30 Minuten dauern und Freundschaften dauerhaft gefährden. Wäre es da nicht super, wenn man den Taschenrechner zücken und – tipp, tipp, tipp – den sinnlosen Dialog mit den Worten »Also, Clooney ist der attraktivere von beiden. Er hat eine Drei plus und der Brad nur eine Drei minus. Sorry, Sabine, der kackt neben dem Schorsch total ab« beenden könnte?

    Klar, traumhaft – sollte aber vielleicht besser ein Traum bleiben: Noch mehr Leistungsdruck, was das Ideal angeht? Noch mehr Diäten? Das alles braucht kein Mensch.
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