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"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

"ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)

Titel: "ich lerne: gläser + tassen spülen": Briefe 1923?1956 (German Edition)
Autoren: Bertolt Brecht , Helene Weigel , Wolfgang Jeske , Erdmut Wizisla
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kommentiert er: »Nun, da gibt es ein paar gute Rollen für sie – wenn sie Dich darin gesehen hat.« Das geschieht dann in Berlin, und Hanne sieht Hellis Courage, mit der das »Theater des neuen Zeitalters« eröffnet ward.
 
    Die hier zum ersten Mal publizierte Korrespondenz aus der Zeit des Berliner Ensembles gibt ungeachtet der durch die Tagesaktualität bedingten Knappheit einen beachtlichen Einblick hinter die Kulissen dieser Bühne zu einem Zeitpunkt, als noch nicht allgemein verbreitet war, daß der Aufbau dieses Theaters, wie Hannah Arendt gesagt hat, »vielleicht die hervorragendste kulturelle Leistung im Deutschland der Nachkriegszeit« ist.
    Zu den Briefen, die direkt an Weigel oder Brecht gerichtet sind, gehören zahlreiche Auftragsbriefe, in denen Mitarbeiterinnen des Theaters Fragen oder Mitteilungen weiterleiten, die genausogut in einem direkten Brief an die Intendantin oder den Künstlerischen Leiter hätten stehen können: »Brecht ist damit einverstanden, daß die Frauen in der CARRAR (Anfrage von Betty Loewen) jetzt von anderen Frauen gespielt, d. h. ausgetauscht werden (z. B. Schlubach)«, schreibt Käthe Rülicke am 28. Oktober 1954 an Helene Weigel. »Würden Sie bitte das Nötige veranlassen? Danke.«
    Als Intendantin des Berliner Ensembles hält Weigel Brecht den Rücken frei und findet dafür den richtigen Ton, auch Behörden gegenüber. Im Juli 1952 moniert die Staatliche Kommission für Kunstangelegenheiten, daß Westberliner Mitglieder des Ensembles Dauerpassierscheine für Buckow beantragt haben, und drängt darauf, »die innerhalb des Betriebs erforderlichen Arbeiten im Betriebssitz, nämlich in Berlin wahrzunehmen«. Die Antwort der Weigel ist typisch: »Lieber Bohm, So geht's nicht. Wir arbeiten in den Ferien wichtige Vorarbeiten für den Herbst aus. Und wir brauchen jede Unterstützung von Eurer Seite, um fertig zu werden. / Der Vorschlag, dies in Berlin zu tun, kann wohl nicht Dein Ernst sein. / Ich bitte also um sofortige Hilfe, damit Brecht ungestört arbeiten kann.«
    Helene Weigel wußte, daß Brecht – wie sie Werner Hecht im Gespräch sagte – »völliges Vertrauen« zu ihr hatte. »Also, es gab keinen Punkt, wo er an meiner völligen Zuverlässigkeit gezweifelt hat.« Das sei eine Selbstverständlichkeit gewesen. Über dem pragmatischen Gestus dieser Briefe könnte man vergessen, daß hier zwei Menschen agieren, die dabei sind, ein völlig neuartiges Theater zu schaffen. Und daß sie nicht nur über die Arbeit miteinander verbunden waren, wie Helene Weigel es gesagt hat: »Das war zwischen uns eine große Liebesbeziehung.« Nach Brechts Tod begreift sie sein Werk als eine Aufgabe, und sie nimmt sie an, indem sie das Theater erhält, mit kluger Hand den Nachlaß publizieren läßt und so den enormen posthumen Ruhm ermöglicht.

Zu dieser Ausgabe
    Diese Ausgabe enthält sämtliche zugänglichen Briefe, die zwischen Bertolt Brecht und Helene Weigel in den Jahren 1923 bis 1956 gewechselt wurden. Die bei Abschluß der Berliner und Frankfurter Ausgabe der Werke Brechts greifbaren 137 Briefe Brechts sind ergänzt durch 40 Briefe, die Brecht in den Jahren 1943 bis 1946 von New York nach Santa Monica resp. 1947 von Paris nach New York sandte; diese Briefe sind 1999 im Nachlaß von Victor N. Cohen aufgetaucht, sie werden heute im Bertolt-Brecht-Archiv aufbewahrt. Ergänzt wurden ferner acht bislang nicht publizierte Briefe Brechts, deren Originale sich im Besitz der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg befinden.
    Erstmals umfassend und in erreichbarer Vollständigkeit dokumentiert werden die Briefe von Helene Weigel an Brecht, von denen bislang lediglich sieben gedruckt vorlagen. Die meisten der von ihr verfaßten Briefe stammen aus den Jahren 1951 bis 1956 und betreffen die Arbeit am Berliner Ensemble; die Originale liegen im Bertolt-Brecht-Archiv. Was Helene Weigel vorher an Brecht schrieb, scheint bis auf fünf Ausnahmen verlorengegangen zu sein. Unter den Ausnahmen sind zwei politisch bedeutsame Schreiben, die vom FBI abgefangen und ins Amerikanische übersetzt wurden; sie werden hier aus Brechts FBI -Akten mitgeteilt.
    Nicht aufgenommen wurden lediglich fünf nicht datierbare Billette Brechts, die der Vollständigkeit halber hier mitgeteilt werden, obwohl nur die beiden ersten eindeutig an Helene Weigel gerichtet sind: »liebe helli, / bitte, komm runter. / b«; »liebe Helli, / ich komme später noch einmal zurück. / b«; »kleiner nachtgruß / b«; »alles geht sehr
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